
nigfachen Witterungsumständen und den Oertlichkeilen ab. Vor und nach der Zeit der Ruhe ist die Zeit der
schwirrenden' Bilder. Die Unruhe ist bei gewöhnlichem Verlaufe desto grösser, je weiter die Zeit von der Mitte
der ruhigen Bilder abliegt. Aber die beiden Unruhen, vor und nach der Ruhe, sind wesentlich verschiedener Natur.
Bei der vorangehenden Ruhe I , die wir die negative Unruhe nennen können, ist die Strahlenbrechung kleiner als für
die Ruhe des Bildes, bei der nachfolgenden Unruhe I I , der positiven, ist sie ohne Ausnahme grösser. Sabler nimmt 5
Abstufungen des Bildes, in Bezug auf die Ruhe, vor der volkommenen Ruhe, und ebenso viel nach derselben an, also im
Ganzen 30 Stufen, von I sehr unruhig durch sehr ruhig bis II sehr unruhig. Gewöhnlich durchläuft das Bild von Mittag
bis Sonnenuntergang diese 11 Zustände in der angegebenen Reihenfolge. (Die vormittägigen Erscheinungen sind nicht von
ihm erörtert, weil alle Zenithdistanzen in den im Ganzen weit günstigeren Nachmittagsstunden beobachtet sind.)
//Die Ursache dieses Verlaufes ist in dem Einfluss des mehr oder minder erwärmten Erdbodens zu suchen, welcher
die regelmässige Schichtung der Luft stört. So lange der Erdboden wärmer ist, als die ihn berührende Luft, tritt eine
Verdünnung der unteren Luftschichten ein, welche eine Verminderung der Refractionen, und durch das Aufsteigen der
erwärmten Luftschichten das Schwirren der Bilder zur Folge hat. Ist die Temperatur des Bodens der der Luft gleich,
so findet die regelmässige Schichtung der Luft statt, die Ruhe der Bilder beginnt, und wir haben die diesem Zustande
entsprechende normale Refraction. Oft ist diese wichtige Periode des normalen Zustandes nur von kurzer Dauer, denn
bald verliert der Boden an Wärme durch Strahlung und Verdunstung, wird kälter als die ihn berührenden Luftschichten
und erzeugt nunmehr bis Sonnenuntergang wachsende Refractionen, die mit einer in der Regel zunehmenden Unruhe der
Bilder verbunden sind. D e r . soeben beschriebene Verlauf tritt ein gleichermassen, *der Himmel mag wolkenrein oder
bedeckt sein, nur dass in letzterem Falle der Verlauf ein langsamerer, die Dauer der einzelnen Zustände eine längere ist.
Die Abweichungen von der Reihenfolge sind selten, und ereignen sich vorzugsweise nur bei plötzlichen atmosphärischen
Veränderungen. Wenn z. B. bei bedecktem Himmel die Ruhe der Bilder schon begonnen, dann sich plötzlich der Himmel
aufklärt, und die Sonne heftig wirkt : so kehrt mitunter die erste Unruhe auf eine kurze Zeit zurück, geht aber bald in
eine neue Ruhe über, die dann gewöhnlich um so rascher in die 2to Unruhe verläuft. Unmittelbar nach einem Regenschauer
, das eine plötzliche Nässe und Erkältung des Bodens hervorbringt, kann schon vor der Ruhe der Bilder eine
Unruhe I I , mit stärkerer Refraction entstehen. So wie diese Wirkung aber aufhört, stellt sich die Ruhe der Bilder ein,
auf» welche in der Regel bald ein Uebergang in die Unruhe II folgt.
//Wir müssen uns liier erinnern,.-dass die Refractionen, sowohl für die kürzeren Entfernungen 8 zwischen den Basis-
puncten und den Hauptpuncten, als für die grösseren E "(zwischen zwei auf einander folgenden Hauptpuncten)// zu untersuchen
waren, und dass hierbei nicht nur die Entfernungen, die im Mittel sich fast genau wie 1 : 2 verhalten (3,84 und
6,6S Werst, oder 115,5 und 230,7 Secunden des grössten Kreises der Erde), sondern auch besonders der Umstand in
Betracht kam, dass die Gesichtslinien S immer näher am Erdboden lagen, als die Gesichtslinien E. In der eigentlichen
flachen Steppe, von P 1 bis P 40 und P 71 bis P 124, befanden sich nämlich, wie schon erwähnt, die Hauplsignale auf den
Kurganen, während die Basispuncte in der Ebene lagen. Auf gleiche Weise waren auf dem etwas ungleicheren Theile des
Terrains, zwischen den Signalen P 40 und P 71, die Hauptsignale auf den Anhöhen, die sich vorfanden, die Basen in den
zwischenliegenden ebenen Thälern. Es war daher zu erwarten, dass im Allgemeinen verhältnissmässig grössere Veränderungen
der Refractionscoefficienten für die Entfernungen S als für die grösseren E sich heransstellen würden.
//§ 15. Sabler begann seine Untersuchung mit der Ermittelung des Coefficienten der Strahlenbrechung für die vollkommene
Rühe des Bildes durch Untersuchung derjenigen Beobachtungstätze, deren Oharacteristik sehr ruhig ist. Er fand
aus 83 Beobachtungen der Basispunkte j p == 0,0876 G -F 0,00 L9 C■,
// 61 // >/ Signalpünkfel p = 0,0884 C + 0,0013 C.
//Es zeigt sich also hier bei vollkommener Ruhe der .Bilder ein völlig gleicher Refractionscoeffieierit 0,088, für die
Objecte in einfacher und doppelter Entfernung, und deutet somit eine normale Schichtung der Luft bis zur Berührung
mit dem Boden an. Dies Ergebniss erhält eine noch grössere Bedeutung, wenn sich nachweisen lässt, dass für denselben
Zustand des Bildes auch, bei einer ■ höheren Lage des Lichtstrahls über dem Boden, derselbe Coefticient stattfindet. Ich
habe, in meiner Graämessv/ng in den Ostseeprovinzen, Bd. I , S. 203, für den mittleren Werth der Refraction p = 0,0619 C
gegeben. Dieser Coefficient bezieht sich aber auf eine Zeit, die am Nachmittage dem Anfänge der Ruhe der Bilder etwa
1 Stunde vorausgeht. Es muss also der Coefficient für den Normalstand der Bilder grösser sein. Die vollkommene Buhe
der Bilder tritt unter 58° Polhöhe, in den beiden dem Sommersolstitio nächsten Monaten, nahezu um 6h20m ein. Für
diese Zeit lässt sich, ans Gradmessung Seite 204, p = 0,080, für die Temperatur -\- 7°,4 R. (9°25 0.) und die Barometerhöhe
332,7 Par. Lin., mit grösser Annäherung ableiten. Eindlich finden wir in unserm Werke, S. 378, aus den
Beobachtungen der hohen Bergspitzen des Caucasus*, bei denen die tägliche Veränderlichkeit der Strahlenbrechung, wegen
der raschen Entfernung der Gesichtslinie vom Bodem, schon sehr gering ist, für den Sommer den Werth p = 0,0774 C
angegeben. Die Vergleichung dieser-;4 Bestimmungen unter sich.zeigt, dass f ü r d ie Z e i t d e r v ö ll ig e n R u h e de r
* Siehe die folgende Seiten.
B i ld e r , in den Sommermonaten, ein gleicher mittlerer Coefficient der Strahlenbrechung unter allen Verhältnissen der Erhe-
bmg der Gesichtslinie stattfindet, der also a u f den jedesmaligen mit Berüclesichtigmg des Barometers und Thermometers am.
Beobachtungsorte zu reduevren is t, wie bei der astronomischen Strahlenbrechung. Der Werth dieses Coefficienten lässt sich
etwa zu 0,084 annehmen. Es wäre wichtig ihn durch geeignete Beobachtungsreihen an Standpuncten in verschiedenen
Höhen über dem Meere und an Gegenständen, die unter möglichst verschiedenen Höhenwinkeln erscheinen, von neuem,
mit sorgfältiger Beachtung der Ruhe der Bilder, zu ermitteln, und die Gränzen seiner Sicherheit festzusetzen, weil er
dann zu einer hohem Genauigkeit der trigonometrischen Höhenbestimmung aus einseitigen Beobachtungen führen müsste.”
//Auf ganz ähnliche Weise,-,wie für die völlige Ruhe der Bilder, hat Sabler die Constante für die übrigen 10 von
ihm angenommenen Zustände abgeleitet, die sich auf gedoppelte Weise zusammenstellen lassen:
Mittlerer Werth der Strahlenbrechung.
Zustand des Bildes.
für die Signalbeobachtungen B ,
mittlere Entfernung C = 115", 5
für die Signalbeobachtungen P ,
mittlere Entfernung C = 230",7
p === f R p == ' f
•I. sehr unruhig — . 0,326 C = . (/>)'— 43",4 'c. 0,065 C = (p) — ,3-6",iv.
I unruhig — 0*183 C = 4 ß lß X -M p ,8 — 0,020 C = (/>) — 24 ,4
etwas unruhig - _ 0,036 C'= '0 » )-— 14 ,1 ' 4 - 0,027 C — 14 ,1
I fast ruhig + 0,009 C = (/}) —1 9 ,5 -j- 0,05.0 C = (p) — 9 ,2
1 , ruhig + 0,054 a == fp )-— 4 ,0 |®K.;0,07-1. C = f l — 4 ,0-
sehr ruhig + 0,088. c = (# ; , + 0,088 G = ip) .
II ruhig .: + 1 ^ 1 1 7 G = . :(/>) + 3r,6 ' + 0,104 G =r (f) + 8 ,4
n . fast ruhig ^ ® * ‘0;150. G = G?) 7 ,5 + 0,120 j j = | 1 # 7 ,4
n . • etwas unruhig | H 0,187 C = {p) + 12 ,9 . 0,156 C = § J + 1.5 ,9
u unruhig . + 0,272 C = (p) + 20 ,6 + 0,196 # ; = <f) + 22 ,2
i i sehr unruhig -h 0,488 G = 'W J |? 3 8 ,3
(Sawitsch’s Behandlung der von ihm aus den Basispuncten beobachteten Zenithdistanzen gab ihm
Resultate)” . • ' - >• • . ■ . _
| 45. //Die beiden, f 15 erwähnten, nach Sabler’s Untersuchungen bestimmten Ooeflicienten der normalen bei
vollkommener Ruhe der Bilder am Nachmittage gültigen Eefraction, —- — , sind aber ohne Berücksichtigung der Biegiui"
coefficienten der drei angewandten Instrumente abgeleitet worden.” Nachdem diese Gorrection angebracht war, und Struve
die Sabler’sehen Berechnung einer neuen Bearbeitung unterworfen hatte, fand er für die beiden Werthe
| (unser I) = 0,10S1 + 0 0037 für O — 115", i ,
= 0. 'i8a |Ä | | t i i o i !8 « * = 280 , 7.
//Beide ja beziehen sich auf eine Barometerhöhe von B = -S9,SS8 engl. Zollen,' Temp. des. Quecksilbers = 0 , und
auf eine Lufttemperatur 1' = 15°,9 B; , welche Grössen die Mittel der gleichseitig an den verschiedenen Standpuncten
beobachteten Angabendes Barometers und des .Thermometers sind. -Wenn wir beide auf dem späterhin erörterten Wege
.auf ein mittlere i = 29,00 und t = + 1 6 °,0 .. (730,6 und *0*9 § 8 ■ reduciren, so erhalten wir für die mittleren
Refractionscoefficienten A die Werthe:
A (unser k) = 0,1006 + 0,0087
X- ( . // Ü Ü 0,0814 + 0,0018
C
115" ,4
280 ,7
MittL Höhe
der Gesichtslinie.
16 Fuss,
42 // .
Ich habe hier die mittlere Höhe der Gesichtslinie über dem Erdboden hinzugefügt, die späterhin zu beachten
sein wird. Sie ist für jede der Gruppen aus einer sorgfältigen Untersuchung der Signale. Und der Instrumente über dem
Boden, der Höhen der Kurgaue*, worauf die Hauptsignale standen, und der Höhenunterschiede zwischen den Haupt- und
Basissignalen abgeleitet worden, und als Mittelwerth etwa 2 bis 8 Fuss sicher.”
* „Künstliche Hügel, die wohl grösstenteils als Grabhügel, theils vielleicht auch als Wachtposten von den alten Völkern,
welche diese Gegenden bewohnten, aufgeführt worden sein mögen.” (S.! 10).
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