
VORWORT.
Demjenigen, was in den Vorreden der früheren Abteilungen, insbesondere der IV Abtheilung mitgetheilt
wurde, habe ich jetzt wenig mehr binzuzufügen.
Es erübrigte noeb über die Berechnung, sowohl der flöhen der Dreieckspunkte über der Meeresoberfläche, als
der Breiten- und Azimutbbestimmungen einen Bericht zu erstatten. Diesen findet man in dieser Abteilung.
Die Berechnung der Höben wurde bereits im Jahre 1886- ausgeführt. Dabei erhob sich die Frage, welcher
Refractionsfactor zu benutzen sei, -und es lag vor der Hand, ihn aus den gegenseitigen Zenithdistanzen zu bestimmen.
Bei dieser Untersuchung ergab sich eine ähnliche Variabilität der Refraction, wie dies andere Beobachter
auch erfahren haben, und welche sich jeder Regel zu entziehen scheint.
Als ich mit der Bearbeitung dieser sechsten Ab teilun g anfing, erwachte in mir die Lust, der allmähligen
Entwickelung der Ansichten über den Refractionsfactor nachzuforschen und dies gab zu dem Anhänge * über diesen
Gegenstand, S. 102 und folgende, Veranlassung. Ich hoffe, dass auch für andere Fachgenossen dieser Abschnitt
nicht ohne alles Interesse sein wird.
So kam ich auch zu den theoretischen Bestimmungen desselben Factors von Baeyer und Babinet, welche
die Ersten gewesen zu sein scheinen, welche die Sache richtig aufgefasst haben. Es that mir Leid, diese Arbeiten
nicht eher gekannt zu haben, sie wären auf die Behandlung der Java’sehen Bestimmungen wahrscheinlich nicht ohne
Einfluss geblieben. Da nämlich die Babinet’sche Formel, S. 138, Z. 4 oder 5 , den Refractionsfactor k in Abhängigkeit
von M, (der Höhe in Metern, um welche man sich erheben muss, um eine Verminderung von 1° C. in der Lufttemperatur
zu erhalten,) giebt, so kann umgekehrt, sobald ¡c auf irgend eine "Weise praktisch bestimmt worden ist,
und Thermometer und Barometer abgelesen worden sind, die M berechnet werden. Aus diesem Gesichtspunkte betrachtet,
würden vielleicht aus den in dieser Abtheilung enthaltenen Daten noch merkwürdige Schlüsse gezogen
werden können.
Von den höchsten Gipfeln ist die Kimme selten oder nie gut sichtbar, sonst würde die Formel der Kimmtiefe
einer Revision bedürfen, wobei auf dem abnehmenden Werthe des Refractionsfactors mit der Höhe Rücksicht genommen
wird.
Ueber die astronomischen Bestimmungen, welche im letzten Theile dieser Abtheilung behandelt worden sind,
habe ich hier nichts oder wenig hinzuzufügen. Der jetzt verstorbene Dr. N. M. Kam hat auf meine Bitte, mit seiner
bekannten Sorgfalt, die Declinationen der benutzten Sterne aus allen uns zur Verfügung stehenden Sterncatalogen
abgeleitet, und auf das Auwers’sche und das Boss’sche System reducirt. Die Rectascensionen aus dem N. Almanac
oder einem der Greenwich Sterncataloge konnten als hinreichend genau betrachtet werden.
Zum Schluss fühle ich mich verpflichtet noch meinem lebhaften Danke an alle diejenigen Ausdruck zu geben,
welche mir in dieser umfassenden Arbeit beigestanden haben, insbesondere. Herrn Capitän z. S. a. D., Ritter
M. L. J. van Asperen, der bis zum Ende mein treuer Mitarbeiter geblieben ist.
Utrecht, 1 Juni 1900. J. A. C. OUDEMANS.
* Dass dieser Anhang: //Erster” genannt wurde, kommt daher, dass ich erst die Absicht halte, einen zweiten hinzuzufügen,
nämlich über die Bestimmung des m. Fehlers jedes horizontalen Winkels bezw. jeder Richtung des Netzes, aus den Seitengleichungen.
Es war nämlich behauptet worden, die Seitengleichungen gäben immer einen grösseren mittleren Fehler als die Dreiecke, und die
Zurückweisung der Krayenhoff’schen Messungen, für die Europäische Gradmessung sei also unbegründet gewesen. Die Niederländische
Reichs-Commission für Nivellement und Gradmessung hat sich .dagegen im VIII Jahrgang der lijdschrift roor Kadaster en Landmeet-
kunde, S. 91-—llL vertheidigt und gezeigt, dass der Unterschied bei guten Gradmessungen immer sehr klein ist. Auch die Java’sche
Triangulation wurde in dieser Hinsicht untersucht, und das Ergebniss war, dass im Haupt- üreiecksnetze die Seitengleichungen einen
etwas grösseren, in den Basisnetzen aber einen etwas kle.ineren mittleren Fehler gaben, als die Dreiecke!
Später ist die Berechnung statt mit den Winkeln, mit den Richtungen wiederholt worden, wie es eigentlich auch sein muss;
das Ergebniss war ein ähnliches.'
Da aber Umstände, die ausserhalb meiner Macht lagen, erheischten, dass dieser Bericht beendet wurde, so ist dieser Anhang
in der Feder geblieben.