
Die Sterne mit hoher nördlicher oder südlicher Declination würden gewiss auch Vortheile, geboten haben, letztere
hatten aber, als Kaiser seine oben genannte Anleitung für die Beobachtungen in Ost-Indien schrieb, noeh immer den
Nachtheil, dass sie m dem Nautical Almanac nur in geringer Zahl vorkamen, und die Declinationen ziemlich unsicher waren.
Die Sterne mit geringer Declination, aber in geringer Höhe, am östlichen oder westlichen Himmel beobachtet,
boten so viele Vortheile und waren im genannten Almanac in so grösser Zahl vorhanden, dass Kaiser keinen Anstand
nahm, diese ausschliesslich zur Azimuthbestimmung zu empfehlen.
Steht der Stern im Horizont, so ist, wie gesagt, = 0 , hat der Stern eine Declination mit demselben Vorzeichen
als die Breite des Beobachtungsortes, ist zugleich 3 > <f>, und legt man durch das Zenith einen grössten Kreis,
der den Tagebogen des Sterns berührt, so ist im Berührungspunkte s = ± 90° und - g J B B o . Benutzt man also, in
einer Aequatorialgegend wie Java, bloss Sterne, welche in der Nähe des Ostens oder ’Westens stehen, und deren s > 60°
ist, so sind die genannten Differenzialquotienten immer sehr klein, und etwaige Fehler in der angenommenen Polhöhe
oder in der Oorrection des Chronometers sind von geringem Einfluss. Desto mehr aber kommt die Genauigkeit der Decii-
natron m Betracht; ein Fehler in ihr ist zwar im Meridian von keinem Einfluss, dort ist, aber, wie oben bereits bemerkt?
wurde, die s am kleinsten, und also der, Einfluss des Sehens am-grösstehi; derselbe Fehler kann aber auch elimimrt werden,
indem man denselben Stern im Osten und in Westen, bei nahe gleichen Zenithdistanzen, im Azimuth mit dem Object
vergleicht, und einzelne Male ist dies auch gethan worden, z. B. von dem Ingenieur Metzger zu Dago, von dem Ingenieur .
Woldrmgh zu Punkt IV, und von dem Assistenten Florj. zu Nongko; dieses Verfahren hat aber den Naclitheildass, wenn
man in derselben Nacht denselben Stern z. B. bei i = — # und + 4* beobachten will, die Beobachtungen bis weit in
die Nacht hineinreichen.
Man erreicht aber doch immer einen Vortheil, wenn man bei den Azimnthbestimmnngen nach dieser Methode,
Sterne im Osten mit Sternen im Westen combinirt, denn der Differenzialquotient -jj£-~.hat an beiden Seiten des Meridians
verschiedene Vorzeichen, und der etwaige consjante Fehler eines angenommenen Sternsystems wird also doch olimiiiM lieber
hanpt ist also dieses Prinzip auch beobachtet worden, wie man ans der folgenden Tabelle, Columne „Des Sterns Azimuth”
ersehen kann. Ist dieser < 1S0°, so. ist der Stern im Osten, > ISO“, ■ so ist er im Westen beobachtet worden.'1 ■ •
In Bezug auf den Fehler im Uhrstande ist das Folgende zu bemerken : Der Differeuzialqnotient ist in dem oben
erwähnten Berührungspunkte = 0, und hat dort seinen Zeichenwechsel. Nur wenige Sterne, und zwar nur solche, deren”
3 nahezu — S O ist * , würden geeignet, sein, vor und nach dem Durchgänge: dieses Berührungspunktes zur AzimuthbeS
Stimmung zu dienen, und deshalb ist überhaupt eine Elimination des etwaigen Fehlers des Uhrstandes auf diesem Wege
nicht bezweckt worden. Vielmehr wurde dnreh eine genaue Kenntniss des Uhrstaiides und Uhrganges Sorge .getragen, da.
von dieser Seite kein übler Einfluss zu befürchten war; und überdies wurde dieser durch die Beobachtung von Sternen an
beiden Seiten des Meridians öfters so gut wie eliminirt.
f wer^en nnn erst die Ergebnisse de?: Azimuthbestimmungen folgen lassen, welche .nach der Wiederaufnahme
der Triangulation von Java angestellt worden sind, und welche, wie aus der Uebsreinstimmang der durch die verschiedenen
Sterne erhaltenen Resultate erhellt, mit der nöthigen Sorgfalt aasgeführt wurden. Da öfters von einem Nachtsignal
die Rede ist, will ich hier bemerken, dass dieses in der Regel durch einen vertikalen Spalt in einer in eipem Pfeiler ein-
gemauexten Blechplatte gebildet wurde, hinter welchem eiue Lampe oder Laterne brennte.
Um Raum'zu sparen,-haben wir wiederum die mittels desselben Sterns an derselben Seite des Meridians erhaltenen
Resultate vereinigt; die Hauptsache ist doch nicht, wie diese mit ihrem Mittel, sondern wie die durch verschiedene Sterne
erhaltenen Mittel mit einander stimmen, und wiewohl überhaupt in dieser Hinsicht keine Ursache-zur Unzufriedenheit besteht,
würde der aus den Einzelresultaten abgeleitete mittlere Fehler doch immer eine bessere Uebereinstimmung erwarten
lassen. Indessen hoffe ich' dennoch die mittleren Fehler der einzelnen Resultate später mitzutheilen.
Ueber die. Einrichtung der /Tabelle braucht nur wenig in Erinnerung gebracht zu werden. Die Azimuthe wurden ursprünglich
mit Declinationen berechnet, welche entweder ‘dem Nautical Almanac oder dem in dem Jahresberichte vom J. 1861 der
Europäischen Gradmessung, Tafel II, S. 1*3— 126, publicirten Catalog entnommen waren, sind aber nachher von Dr. Kam
* Ist sin 8 = 2 sin cp. so ist am Berührungspunkte r = . 60°, als) von einer solchen Grösse, dass bequem oben- und 'unterhalb
des Berührungspunktes die Azimuthbeobachtüngen angestellt werden können.
mittels der Differenzialquotienten | j| verbessert worden. Die Azimuthe sind also anzusehen, als ob sie mit Declinationen
des Auwers’schen Systems berechnet worden sind. Die geodätischen Azimuthe in der vorletzten Columne sind der V A b te ilung
entnommen worden, und die letzte Columne enthält die Differenz: Astronomisches-geodätisches Azimuth., In der
elften Columne giebt die erste Zahl das einfache arithmetische Mittel, die zweite, eingeklamrfierte, das ar. Mittel der an
der Ost- und Westseite des Himmels erhaltenen Azimuthe, bei deren Ableitung aber auf die Anzahl Beobachtungen
Rücksicht genommen wurde. Wie man sieht, ist der Unterschied beider Zahlen überhaupt von keiner Bedeutung.
Beobachtungs-
, ' ortv
Beobachter
uud
Instrument.
Stern. l 3
Beobachtungen.
Anzahl
Des Sterns
Object. Azimuth. Mittel.
Geodätisches
Azimuth.
Astron.
Geod.
Azimuth.
Mittl.
Az.
Mittl.
Zen. Dist.
ß Orionis 3 6 262° 81° Leucht* 28^n 6' 53" 45
Ci Aquilae 8 6 74 54« thurm - 53 24« 58" 15 57",13 — 3' ,98
öS Canis Minoris 3 .6- 278 69 Anjer. 53Ì- 76 .(53 17) - 3 ,96)
öS
öS
Canis Majoris
Scorpii
33
66
254
116
73
71
Leuchtthurm
231° 11' 48"
49
84«
54- 49" 19 54",95 — 5' ,76
Anjer.
y Librae 1 6 .97° 64° Nacht- 323° 29' 29" 09
H - ,// 1 6 262 56 signal. 26 .84«
öS Piscis Austr. 1 6 120 71 26 ,33 27' ,83 34", 09 — 6' ,26
ÖS Virginis 12 261 68 28 ,04 I (27 ,76) 0 ) ( - 6 ,33)
ß Ceti 1 6 108 69 28 ,85
ß Orionis . 1-. 6 96° 70? Nacht- '0° . O' 48' ,01
ß A.quarii 12 266 66 signal. 48 ,78 ■ 47' ,98 44",60 + 3' ,38
öS Aquarii 1 6 272 66 47 ,15 1(48 ,12) (2) / ( + 3 ,52)
J? Aquarii 1 21 • 84° 43° Punkt I 359° T 17' ,11
// // 57 272 64 16. ,11
Ceti . 51 96 52 16 ,48
•//,' . 5 ■ 31 264« 51 17 ,02 > 17",18
öS Canis Minoris 29. 78 54« 18 ,00 [. (16 ,85)
ß Orionis 1 18 96 53 19 ,44
s Orionis 1 15 89 69 16 ,11
16' ,54 » " , 7 6 — 3' 22
Aquarii 1 12 272° 71° Punkt. 1 1.7 ,44 p 6 ,60) ( - 3 J 6 )
■/, Aquarii -1 6 86 56 ,99
„ // 1 18 . 272 66 14 ,89 I
6 Ceti. 1 21« 264 .'60 16 ,04 n ,80
„ // 1 96 96 57-. 17 ,08 (16 ,32)
* Orionis 3 60 88 60‘ 16 ,37 I '
ß Orionis
Virginis
3-
3
1 6
"6
264°
99
59°
63
Nachtsignal.
359° 58' 83'
32
,73
*52 j 33' ,13 37",50
(3)/
— 4 ',37
öS Scorpii 7 116° 65° Nacht- 98° 19 45 ,45
öS Canis Majoris 1 9 255 70 signal. 43 ,81
ß Centauri * 8 .19 154 70 43 ,79 I
ß Librae 1 7 96 ,6 1 43 ,96 1
Oi
Argùs
ß
Orionis
Ci
Virginis
2 g:
1
16
12
1 ;s"
217
264
98
73
69
63
46
43
45
.21
,•14
,92
) 44
1(44
',76
,60)
4-3",00
B
',76
Ci Piscis Austr. 1 8 241 72 4-5 ,44 I
Ci Canis Minoris 1 4« 278 72 47 ,89 1
Ci Orionis 1 . ’¡Mr 28 j 65; 42 ,02
Ci Virginis ;. 112 ' :8 279° 86° Nacht- 155° 87 2 ',86 1
Ì Ophiuchi 1 4« 271 67 signal. 6 ,41
£ Ophiuchi 4 276 80 7 ,18 4«',84 4",85 u
ß Librae 4 18 277 67 3 ,73
Scorpii 1 8 244 67 ,51
È
Batoehideung.
Gedé.
Dago.
Punkt IV ,
(Basis von
Simplak.)
Tjikema.
Metzger,
Gr. P. M. II.
Metzger,
Gr. P. M. II
Metzger,
Gr. P. M. II.
Metzger,
Gr. P .M .Ì I
Woldringh,
Gr. P. M. II.
11—15. 5. 68
Metzger,
Gr. P. M. 11
11—27. 9
1876.1
25 9—6. 10
1879.
20. 2. 68
Metzger, 1—25. 1. 71
Gr. P. M. II.
Woldringh,
P. M. III.
28. 8— 2. 9
187-1. I