
§ 10. Erster Anhang. Geschichtliches über die terrestrische Befraction.
JEAN DOMINIQUE CASSINI, 1661.
Ueber dasjenige, was Jean Dominique Cassini, (Cassini I,) und theilweise über dasjenige, was sein Sohn Jaques Cassini,
(Cassini II,) in Bezug auf die astronomische Réfraction geleistet haben, siehe man die verdienstvolle Arbeit von C. Bruhns,
Die astronomische Strahlenbrechung in ihrer historischen Entwickelung, Leipzig 1861, § 9 bis 1 2 , wie auch den //Rückblick", S. 78.
Bruhns sagt, S. 48: //Cassini setzte die Höhe der Atmosphäre = 4000 Toisen.” Dies muss 2000 Toisen sein,
wie auch S. 85 angegeben wird. Man findet unter dieser Hypothese und bei der Annahme, die. horizontale Refraction
betrage 32' 20",„den Brechungs-Index der L u ft- = 1,000 284 5. Um den wirklichen, für 0° und 760 Mm.'geltenden
Werth 1,000 293 zu erhalten, müsste diese Höhe etwa = 2110 Toisen angenommen werden.
Bruhns entlehnt die Cassini’sche Refractionstafel den von Jaques Cassini im ' J. 1740 herausgegebenen Tables
astronomiques du Soleil, etc.; die ursprüngliche, von Cassini I berechnete Tafel soll aber wahrscheinlich in dem von
Bruhns in seinem Quellenverzeichnisse (S. X) genannten Werke: Novissimae motuum solis ephemerides eie recentioribus tabulis
Cassini a Com. Malvasia supputatae, 1661, zu finden sein. Man findet sie auch iri Cassini I , Des• élémens de VAstronomie
vérifiez par M. Cassini (I) par le rapport de ses Tables aux observations de M. Richer, fa ite s en Visle de Cayenne, etc. ,
Mémoires de VAcadémie Royale des Sciences, contenant les ouvrages adoptez par cette Académie avant son renouvellement
en 1699, Tome Cinquième, p.. 106.
In diesem Bande, S. 71—74, führt derselbe Cassini I eine Anzahl Beispiele an, dass die beobachtete Kimmtiefe
kleiner ist, als die berechnete; der Unterschied wird auf der beobachteten oder der berechneten Kimmtiefe angegeben.
Cassini schreibt diese Unterschiede der Refraction zu, und meint, dass Riccioli den Erdhalbmesser nur deshalb zu gross
gefunden hat, weil er der Refraction keine Rechnung trug. Ueberhaupt ist er nicht davon überzeugt, dass die ganze
Atmosphäre an der Strahlenbrechung theilnimmt, sondern hält er es für nicht unwahrscheinlich, dass es nur die unteren
Schichten sind.
CÉSAR FRANÇOIS CASSINI, 1742.
Im-zweiten Theile einer im Mai 1742 gelesenen Abhandlung über die Refraction, deren erster Th eil hauptsächlich
die Abhängigkeit der Refraction von der Temperatur bespricht, bemerkt Cassini de Thury, (César François == Cassini III),
dass bei trigonometrischen Höhenbestimmungen die Refraction Einfluss ausübe, und dass man dieselbe dabei nicht vernachlässigen
dürfe. Er giebt drei Beispiele, aus welchen erhellt, dass der Unterschied zwischen der Höhe an dem einen und
der Depression an dem anderen von zweien gegenseitig beobachteten Punkten immer kleiner ist, als die Entfernung in
Bogen, es ist nämlich:
Depression | | | Höhe. die Entfernung,
im ersten Beispiele 10' 55" 11856 T •== 11'57"
// zweiten \ f 24 55 - 26818 28 15,5
I dritten b ■ ■ 30 39 33837 35 36
Weiter zeigt er noch an einem Beispiel, wie die Höhe eines Berges, (Sainte Victoire,) ganz verschieden gefunden
wird, wenn dieselbe. aus zwei in verschiedenen Entfernungen gelegenen Punkten, (St. Genest und Aigues-mortes,) be-
stimmt wird.
Sucht man aus den von Cassini de Thury gegebenen Zahlen die Refraction = 2 k , so findet man dieselbe
■[ f l | ß'Q
im ersten, Beispiele ^ = ^ 6 ,0 8 7 , also k — 0,0435,
// zweiten // 1695*5 = 0,118, ~ // k = 0,059,
f , dritten, // S B S l 213.6 : ■ ■ - 3 .9 , " ¿ 0, 1 1 1,0' 695. ■
Legt man diesen Resultaten die Gewichte 1 , 2 und 3 bei, so ist das wahrscheinlichste Mittel k =—' 0,0615.
Diese Verhältnisse wachsen mit der Entfernung. Vermuthlich sind die Beobachtungsfehler , welche bei den damaligen
Instrumenten ziemlich gross gewesen sein werden, davon die Ursache; je grösser die Entfernungen, je kleiner ist ihr
Einfluss; der grösste der drei oben gefundenen Verhältnisse, k — 0,0695, kommt dem manchmal, auch auf Java, gefundenen
Mittelwerthe sehr nahe.
TOBIAS MAYER, 1751..
Als Tobias Mayer im J. 1751 zum Oeconomiae Professor publicus Ordinarius an der Georgia Augusta zu Göttingen
ernannt wurde, weihte er sein l es Sommer-Semester jnit einer Abhandlung de Refiractionibus öbiectorum terrestrivm ein;
er leitet aus den beiden letzten der eben angeführten Beobachtungen Cassini de Thury’s und zwei anderen, * alle
* Die von Cassini angeführten Beispiele waren
1® Station. Höhe der 2ten. 2® Station. Höhe der l en. Entfernung.
Sainte Victoire...............
Qpies_____ __________
Aigues-mortes . .............
Di© beiden letzten
• - f 42' 20"
, - f 16 45
-f- 9 41
werden, von Tobias Mayer at
Gardelaban..........
Sainte Victoire.............
Opies.............................
ch angegeben, und ausser
— 31' 25"
— 41 40
_ 40 20 -
dem noch
11' 57" .
28.15,5
. 35 36 -
1® Station. Höhe der 2tfn. 2® Station. Höhe der Ie“. • Entfernung.
St. Vjncentsthurm zu Car-
cassone . . . . . . . . . . . . .
St. Jacobsthurm zu Car-
cassone .......................
i
J. , 83 5
Signal auf dem Alaric.
Thurm zu Oppavel. . . .
I ' 70' 5"
» 9 1 2 0
12'52"
„ • 8 58. ‘
Die Summe des Refractionen beträgt also bei T. Mayer:
: 8'20£", 4' 57", . 1'22", 0'.43",
während des Bogens ist
; .3 32, 4 27, 1 §J§ 1 7 -