für ihn annehmeri sollte. Jetzt fragte ihn
Ulyfs aus, über sein Vorhaben, über die
Stelle, wo sich Hector befände, wie das Lager
bewacht werde, wo die Hülfsvölker ihre
Stelle haben. Dolon giebt von allem treulich
Bericht, insonderheit von der Ankunft
der Thracischen Völkerbund so glaubt er
seiner Erhaltung gesichert zu seyn. Nun,
endigt er, schickt mich nach eurem Lager;
oder lafst mich an dieser Stelle gebunden,
bis ihr erfahren habt, dafs ich wahr geredet
habe. Aber Diomed giebt ihm die rauhe
Antwort: an sein Leben habe er weiter nicht
zu denken; wollte man ihn schonen, so
würde er ein andermal wieder den Achiven
zu schaden suchen; besser sey es, man mache
jetzt mit seinem Tode allem ein Ende. Unser
Zeitalter würde in einem solchen Falle nach
vernünftigem und bessern Gründen handeln,
oder darnach zu handeln vorgeben; aber jene
Menschen hatten ein anderes Kriegsrecht
und andre Kriegssitten. Ein Geschichtschreiber
würde anführen, es sey bedenklich gewesen
den Dolon zurück zu lassen, oder
sich bey Näherung des Tages noch länger
aufzuhalten, da noch der Anschlag auf das
Lager der Troer auszuführen war. Dolon,
der vorhin mit Ulyfs sprach und gegen ihn
gerichtet seyn mufste, hatte sich indessen zu
Diomed gewendet, wollte ihn, als ein Schützflehender
aufs Neue beschwören; aber Diomed
hieb ihm den Kopf ab, ehe er noch aus-
reden konnte. So weit die Erzählung im
Homer.
D e n letzten Augenblick hat der Künstler
in gegenwärtiger Zeichnung vor Augen
gehabt. Dolon liegt auf der Erde, Diomed
steht hinter ihm, hält in der rechten Hand
das gezückte Schwert, mit der ändern fafst
er ihn an der Schulter, den einen Fufs hat
er ihm auf den Schenkel gestemmt, damit
er sich nicht auftichten kan. Dolon wendet
sich von ihm ab gegen Ulyfs, umfafst mit
der einen Hand sein Knie, und streckt die
andre Hand gegen sein Kinn aus, wie ein
Schutzflehender zu thun pflegte. Ulyfs der
sein Schwert in der Scheide seitwärts hält,
unterhält sich mit ihm, mit einer Gebärde,
welche so viel anzudeüten scheint, dafs er
ihm ernstliche Vorstellung thut, sey es nun,
dafs er die reine Wahrheit sagen soll, oder
dafs er ihm sein thörichtes Unternehmen
strafend vorhält, und ihm die Unmöglichkeit
sein Leben zu retten zeigt. Hierin hat die
Kunst die Deutlichkeit der Sprache nicht.
Aber des Ulyfs Stellung und Gebärde ist
bedeutend und sprechend 2).
V e r g l e i c h t man die Zeichnung mit
dem Homer, so sieht man, dafs der Künstler
sich gar nicht sklavisch an den Dichter
gehalten, sondern seine Ausführung nach der
Kunsterfordernifs angelegt hat. Im Homer