geblendet ist, also nur ein Auge hat haben
können. Vielleicht gab der Nähme Cyclops
zu der ganzen Vorstellungsart Anlafs.
A ber wie der Künstler die Sache fassen
sollte, hatte seine eigne Schwierigkeit. Was
die Phantasie sehr wohl fassen kann, ist nicht
immer auch für den Sinn des Auges angemessen.
Das Abscheuliche eines Menschengesichts
mit ganz platter obem Hälfte und
ein einzeln Auge darauf, würde unerträglich
seyn; drey sehende Augen wären noch unschicklicher.
Glücklich fand der Künstler
das Mittel, die beyden Augen an der Stelle,
wo sie liegen sollten, anzudeuten, auf der
breiten Stirn aber ein einzelnes grofses Auge
zu setzen. So ist der beygehende Kopf gebildet
n
N och mehr Kunstgenie verräth der dem
Kopf gegebne Charakter: das Brutale, Viehische,
dumme Bofshafte ist lebendig dargestellt;
das grofse stiere Kalbsauge, der offne
Mund, die borstigen Haare, in welche Ellernzweige,
mit den Früchten, eingeflochten sind,
die spitzen Satyrsohren, alles trägt dazu bey.
D er Kopf ist nach einer Marmorbüste in
Lebensgröfse gezeichnet; sie befindet sich im
Museum des Königes von Sardinien zu T u rin.
Wie der Kopf des Apollo das Ideal von der
reinen Menschengestalt ist, und daher, von
allen Ausbiegungen der thieri sehen Form be-
freyet, ganz den gefälligen Umrifs der schösten
menschlichen Bildung darstellt, und im
Blick und Gesichtszügen Würde, Adel und
Hoheit, der Seele ausdrückt: so ist dieser
Kopf das Ideal von der niedrigsten Menschen-
classe, in welcher das Thierische sich abdrückt
im Äufserlichen und Innerlichen.
Zum Unbegreiflichen der Menschennatur gehört,
dafs Seele und Körper sich wechselsweise
bilden und verbilden. Sein Gesicht ist
der Ausdruck von allem, was in der thieri-
Schen Natur Abscheu erwecket; Dummheit
mit Schädlichkeit; thierische Sinnlichkeit,
und mit dieser verbundne Gefräfsigkeit; Fühllosigkeit
für alles, was sittlich und menschlich
ist; also auch die Fähigkeit, Menschen
zu würgen und zu verzehren. Der offen-
stehende Rachen, mit den alles zermalmenden
Zähnen bezeichnet eben so sehr das
Dummdämische als das Gefräfsige.
D ie folgenden Blätter enthalten einzelne
Auftritte aus dem Abentheuer in der Poly-
phemshöhle. Es lassen sich von dem, was
hier vorgieng, mehrere Momente fassen,
welche für Kunstvorstellungen bequem sind;
Ulyfs, der den Polyphem um das Gastrecht
anspricht, ihm den Becher reicht, ist ein
Gegenstand von mehrern alten Kunstwerken;
man kann, wenn man will, eine Folge derselben
nach der Folge der Momente der
Handlung selbst, machen oder sich denken;
da gleichwohl diese Werke von verschiednen