S. 25. Oben, Apollo mit drey weiblichen
Figuren; zur Seite ein Hirt mit einer Ziege;
nach einem erhabnen Werk in Marmor, in
der Galerie zu Florenz, wo es in der Wand
befestiget ist, wenn man die Treppe hinauf
kömmt und in die Galerie gehen will. Die
Vorstellung hat etwas Sonderbares, und da
es hier aufs Rathen ankömmt, so wollen wir
eine Muthmafsung beybringen. Bekannt ist
es, dafs Apollo beym Admet in Thessalien
die Heerden hütete, und dafs unter den Erzählungen
eine ist, Liebe habe ihn dazu verleitet
*)• Im Tibull ist eine Stelle, welche sich
auf die Fabel beziehet, wahrscheinlich nach
griechischen Dichtem gearbeitet, Eleg. II, 3,
11 f. “ Nicht die Cithara, noch seine Schönheit,
noch seine Heilkunst, schützten ihn gegen
die Schmerzen der Liebe. — Oft errö-
thete seine Schwester, die Luna, wenn sie,
auf ihrem Laufe an dem Himmel, ihn ein
Lamm tragen sah. Wie oft unterbrachen die
blockenden Heerden seinen Gesang im tiefen
Thale! Oft bedauerte Latona, dafs sein schönes
Haar so vernachlässiget war!” Man
denke sich hier den Apollo beym Admet;
angedeutet ist sein Hirtenstand durch den
beygefügten Hirten und Ziege; er selbst
sitzt, mit seiner Lyra im Nachdenken;
man nehme an, dafs die ihm zunächst stehende
seihe Mutter die Latona ist, die
ihm Trost zuspricht, begleitet von zwey
Nymphen, die vielen Antheil zu nehmen
scheinen.
E ben daselbst: Zierathleiste in der Mitte
des Blatts: geharnischte Krieger mit Beinschienen,
welche hinter den Schildern liegen;
nach einer kleinen Vase von gebrannter
Erde bey Sir W illiam Hami lton.
E b en daselbst im Buchstaben I eine Lyra
mit einem Schmetterling, der darüber schwebet;
nach einem geschnittnen Steine. Auch
diefs ist eines von den anmuthigen Spielen
der Phantasie; welches wiederum die Phantasie
des Kunstfreundes beschäftigen kann,
um den Sinn davon zu finden. Der Schmetterling
ist das gewöhnliche Symbol der Seele;
diese vergnügt sich am Saitenspiel; so wie
man auf Steinen Schmetterlinge über dem
Becher, über der Traube, dem Weinblatt,
schweben findet.
S. 29. als Schlufsvignette: Mercur und
Apollo mit ihren Attributen; letzterer in der
Stellung, als ruhend, mit dem Arm über
dem Haupte; zwischen beyden eine Säule,
auf welcher eine Minerva stehet; nach einem
Cameo, dessen Besitzer der Prinz La-
v a l l e ist. An eine besondere Fabel ist
wohl hier nicht zu denken; der Künstler
hat blos diejenigen Gottheiten zusammen
gestellt und in ein malerisches Verhältnifs
gesetzt, welche die verschiedenen Äufserun-
gen der Verstandeskräfte bezeichnen, die