an, als er, vom Jupiter gesandt, der Calypso
befahl, den untröstlichen Gast von sich zu
lassen.
L e i c h t läfst sich begreifen, wenn jede
Entfernung vom Vaterlande schmerzlich ist,
so bald einmal das Gefühl recht lebhaft wird;
und wer hat in seinem Leben nicht wenigstens
einmal dieses Gefühl in der Entfernung
von den Seinigen empfunden! *) so mufs
eine Trennung durch das weite Meer, der
gezwungene Aufenthalt auf einer Insel, und
auf einer wüsten Insel, ohne Aussicht zur
Rettung, ohne Hoffnung einer Befreyung, wo
kein Schifffahrer landet, das Gemüth in die
bittersten Schmerzen bis zur Verzweiflung
versenken. Er beneidet jeden Vogel, den er
nach dem festen Lande fliegen oder von daher
kommen sieht; in jeder Wolke, die über
seinem Haupte nach der Gegend zieht, möchte
er getragen werden. So tief liegt das Gefühl
der Heimath in uns, dafs uns schon Erzählungen
von Unglücklichen, die auf wüste
Inseln verschlagen sind, mächtiger anziehen,
als irgend eine andre rührende Geschichte.
Welches junge Herz war nicht bey dem
Schicksal des auf seiner öden Insel einsamen
Robinson Crusoe gerührt.
H i e r sitzet der im sehnenden Verlangen
vertiefte Held; weit hinaus in die See ist sein
Blick gerichtet; er sucht am Horizont irgend
eine Spur von Land auszuspähen; seine Stellung
ist seiner Gemüthsverfassung angemessen;
er stemmt die eine auf dem Knie ruhende
Hand unter das Kinn, und die andre
hängt ganz erschlafft über das andre Knie
herunter; ein angemessener Ausdruck für
den Kummer und die Betrübnifs! Ihn bedeckt
ein wenig Gewand um den Mittelleib,
zur Seite liegt der Schild, den Kriegshelden
anzuzeigen, so wie die Schiffermütze den
Ulyfs bezeichnet; aber der Schild liegt ungebraucht,
hingeworfen, da; und selbst sein
Anblick mufs dienen, seinen Schmerzen zu
vermehren. Sonderbar ist die Fufsbekleidung,
welche von den gewöhnlichen Fufssohlen
abgehet, und sich unsern Pantoffeln nähert;
sie ist aber sehr schicklich für das müfsige
Herumschleichen des geschäftlosen Mannes.
D a s Werk, wovon diese Zeichnung genommen
ist, ist ein schöner Cameo, welchen
der König von Neapel besitzt 2),
>) He. T is c h b e in erinnerte sich aus seinen vorigen Tagen recht lebhaft einer
solchen ihn bestürmenden Sehnsucht nach seiner Heimath. Eines Tages, es war ein Herbsttag,
befand er sich gegen Abend in der Villa Borghese, lag dort im Grase ausgestreckt,
und war ganz mit den Bildern von der Heimath, und von den Leiden und Unfällen, die
uns in fremden Landen treffen können, beschäftiget; diese Betrachtungen erhöhten seine
Schmerzen; gerichtet nach der Gegend, wo sein deutsches Vaterland la g, erquickte ihn
die kühlende Lu ft, die aus jenen Gegenden kam; als er von daher am Horizont eine
schwarze Wolke aufsteigen sah; sie schien ihm die Nacht zu bringen; da sie näher kam
strömten aus ihr viel tausend Schwalben mit lautem Gesctirey, senkten sich aus der Wolke
und liefsen sich in Rom nieder, um,zu übernachten. Welche Überraschung! und welch
gemischtes Gefühl! Diese Ankömmlinge waren vielleicht aus jenen Gegenden angelanget,
nach welchen er sich sehnte, hatten vielleicht sein väterliches Haus überflogen, vielleicht
da genistet!
2) Ä hnlich mufs demselben ein Stein in der Sammlung des Königs von Preufsen
seyn: Gabinet de Stosch p. 398. no. 350.