Weiter hin, wie die Trojaner in die
Verschanzung der Achiven eingedrungen
sind, und die verwundeten Helden Zusammentreffen,
bringt Agamemnon wieder in
Vorschlag, ob es nicht rathsämer sey, die
ganze Unternehmung gegen Troja aufzugeben
7). Diefsmal bestreitet Ulyfs die M u t losigkeit
Agamemnons, aber mit weit här-
tem Ausdrücken und Vorwürfen; beschämt
erklärt dieser: er habe den Gedanken nur
zur Beratschlagung vorgebracht; ein andrer
möge einen bessern Rath geben, ihm werde
es angenehm seyn; “ Hier ist der Mann, ruft
Diömed aus, der einen bessern Rath geben
kann, was braucht er weiter gesucht zu
werden, wenn man ihm nur folgen will!”
Unter den anwesenden Kriegshelden sey er
ffeylieh der jüngste, aber er habe einen Va-.
ter gehabt, der sich durch Tapferkeit über
alle berühmt gemacht habe. Der Rath war
dieser: ob schon verwundet, wollen sie in die
Glieder der Streitenden gehen, ihnen neuen
Muth einflöfsen, und sie zum Streite ermuntern.
D i e s e kühne Entschlossenheit hat der
Dichter noch zweymal in ein vortheil haf-
tes Licht gestellt; einmal nach der ersten
Schlacht, da der von Trojanern abgeschickte
Herold Vorschläge zu einem Vergleiche thut,
sie wollen alles, was Helena mitgebracht
habe, wieder herausgeben, selbst noch Ge?
schenke beylegen, nur die Helena könnten
sie nicht ausliefern; auch diefsmal waren alle
unentschlüssig; aber Diomed bricht aus: f f
„Niemand nehme das Anerbieten an, selbst
wenn man Helena herausgeben wollte; man
sieht, die Troer verzweifeln nun selbst an
ihrem Heil.” Ein ander Mal, da die an den
Achill Abgeordneten die erhaltne schnöde
Antwort zurückbringen, sitzen die ändern
Häupter alle verstummt und staunend und
im Kummer vertieft; Diomed unterbricht
auch hier die Stille, wünscht, man möchte
nie den Achill beschickt haben; sein Stolz
sey dadurch nur noch mehr gereitzt worden;
er möge thun, was er wolle, sie wollten
den ändern Tag das Treffen erneuern9).
V on seiner Tapferkeit in den Gefechten
selbst bedarf es keiner weitern Erwähnung;
im fünften Buche führt ihn der Dichter in
seinem ganzen Glanze auf; seine aufseror-
dentliche Tapferkeit wird dadurch versinnlichet,
dafs er unter Beystand Minervens es
selbst mit den Göttern aufnimmt; zu Folge
der alten Vorstellungsart, und dem Ausdrucke
nach: es sey einer so tapfer, als ein Gott;
oder auch: er sey so tapfer, dafs er es selbst
mit einem Gott aufnehmen würde. Mehr
liegt nicht darin. Der Dichter führt ihn,
fechtend mit den Göttern, auf, aber nicht,
um ihn als einen Verwegnen und Frevler
darzustellen, sondern als Werkzeug der Mi