Muster beachtet worden! Wie nah ist das,
was noch übrig war, wieder zu unsrer
Zeit, der Gefahr des völligen Untergangs gebracht!
Einst werden auch diese geringen
Überreste der alten Kunst, und mit ihnen die
Werke der grofsen Meister, die sich nach den
Alten bildeten, vernichtet seyn: welcher Geschmack
wird dann herrschen! Schon jetzt,
da man jene grofsen Muster noch vor Augen
hatte, gieng die Kunst bald zum Abentheuer-
lichen und zur Caricatur über, bald verlor
sie sich im Gekünstelten, Verfeinerten, Überladen
geschmückten, und sieht jetzt noch das
Niedliche, Artige, Hübsche, als ihren Triumph
an. Werke der neuern Zeit, eben weil
sie neuer sind, werden sich später erhalten,
und die Muster für die entferntere Nachwelt
seyn. Wie weit werden es nun erst die Enkel,
die sich nach ihnen bilden werden, beym
gänzlichen Verlust der grofsen Alten, im
Verschönern, Verfeinern und Enjoliviren
bringen!
W i r 'haben noch in Schriftstellern aus
den Zeiten des gesunknen Geschmacks Schilderungen
der Helden des Trojanischen Zeitalters;
die erste Anlage davon ist von den
Schulrednem und Stilkünstlern abzuleiten;
späterhin werden jene Charakterschilderungen
mit so vielen unbedeutenden nichts-cha-
rakterisirenden Zügen überladen, dafs es nicht
die Mühe belohnt, sich dabey aufzuhalten.
*) M u s e u m Pio Clementmmn Tom. H. v. 57» und vorhinRaccolta tav, 124. Sonst haben
wir noch eine Menge Werke, die den Paris vorstellen sollen,. Wo man einen schönen jugendlichen
Körper fand, gab man ihm einen Apfel in die Hand, so war es ein Paris. Einige
finden leichter Glauben, weil sie phrygisch bekleidet sind,
*) B e y Plinius XXXIV, 19, 16. “ Vom Euphranor hat man einen Alexander Paris
an welchem man rühmt, dafs man alles in ihm zugleich erkennt, den Schiedsrichter der
Göttinnen, den Liebhaber der Helena und den Krieger, der den Achill erlegte.”
.. 3) T o m. VI. tav. iß . 19.
4) N ach dem bekannten Vers bey Homer II. II, 478*479»
s) N ach II. III, 167. 8-9*
6) W i n k e i .MANN in seiner Kunstgeschichte hielt die im Capitolinischen Museum
befindliche, unter dem Nahmen Pyrrhus irnd Mars bekannte, Statue (Mus. Capitol. Tom.
III. t. 48: Raccolta t. 1S0.) für einen Agamemnon, und fand Ähnlichkeit mit dem Agamemnon
auf dem Sarcophag mit .der Abforderung der Briseis in eben diesem Museum (Tom
IV. 1 .1.) 'Dieser Sarcophag soll auch einmal in diesen Blättern geliefert, und wahrscheinlich
gemacht werden, dafs die siteende Figur Lycomed, und die Vorstellung Achill auf
der Insel Scyros, ist.
7) D i e s e r ward sechs Meilen vön Rom auf der Stralse, welche nach Civiti vecchia
führt, von zwey Bauern, die ihn in der Gegend gefunden hatten, und ihn zum Verkaufe
bringen wollteh, 1772 von Andrea Mattei für fünf Zecchinen gekauft, und kam nachher
an den General Schuwalow. Jetzt steht er in der kaiserlichen Sammlung zu Petersburg