sehr allgemeinen Nahmen und Aufschriften
begnügte; wie es auch die Nahmen der Trauerspiele
bezeugen, die immer so allgemein ab-
gefafst sind, dafs man das Sujet daraus sich
nicht leicht bestimmen kann. Wer erräth aus
dem Nahmen Phönissen, Troaden, den Inhalt?
Eigentlich sollte das Werk benannt
seyn: Der beleidigte und wieder besänftigte
A ch ill; denn sein gekränkter Stolz, seine Trennung
vom Achivischen Heer, um den Atriden
ihr Unrecht durch das, was nun erfolgen mufs-
te, fühlbar zu machen, die erfolgten Niederlagen,
und die hierauf, auf einem unerwarteten
Wege, durch den Tod des Patroclus, bewirkte
Wiedervereinigung, und Aussöhnung
mit dem Agamemnon, sind die Angeln der
ganzen Epopöe.
D e r Charakter dieses Gedichtes ist so
ganz verschieden von der Odyssee.' So wie
der Stoff kriegerisch ist, so sind Handlun-
gen und Handelnde, folglich auch Geist
und Gang, Bildung o 7 o und Haltunog der Dar-
Stellung, auf das Kriegerische gestimmt. Charakter
und Denkart, körperliche und sittliche
BildunOg,7 Tugöe nden und \ UntuDgenden von
Kriegern, und zwar von Kriegern aus jenen
frühem rohen Heldenzeiten, sind darin gezeichnet;
aber alles ins Grofse, ins Helden-
mäfsige. Dadurch sind Heldenideale entstanden,
von denen im Vorhergehenden ist gesprochen
worden.
A u f f a l l e n d ist es, dafs das gemeine
Leben der Menschen im friedlichen Zustande
so wenige Gegenstände darbietet, welche in
der Kunstvorstellung starke, lebhafte, Eindrücke
machen könnten. Desto mehr Gegenstände
dieser Art giebt der unnatürliche Zustand
des Menschenlebens, der Sturm der
Leidenschaften, mit ihren schrecklichen Folgen
und Wirkungen, und insonderheit der
Krieg, als der grofse Ocean, auf welchem
alle Leidenschaften gegen einander toben,
der Schauplatz alles menschlichen Elends.
Leider ist der Hauptstoff der Epopöe Krieg
und Morden; so sehr wir uns schmeicheln,
Göttersöhne zu seyn oder Göttern ähnlich zu
werden,' so waltet die thierische Natur sichtbar
vor. Mit einander zu kämpfen, einander
zu überwältigen, zu unterwerfen, und
wenn der Grimm des Gereitzten steigt, einander
zu zernichten, ist der allgemeine
Drang, war die erste Kunst, die am frühsten
ausgeübt, und am meisten ausgebildet ist;
ist auch das Schauspiel, das die Aufmerksamkeit
des Menschengeschlechts am meisten auf
sich zieht. Rohe und Gebildete gaffen es in
gedrängten Hauffen an.
F a s t sollte man glauben, die Kampflust
und Würgewuth der Menschen habe auch
beigetragen, dafs unter so vielen alten Dichterwerken,
welche Familien- und Friedenshandlungen
und Vorfälle des friedlichen Le