aufs Reine bringen können, machen, wo einmal
ein von der gefälligen Natur begünstigter
Typus vorhanden ist, auch rohe, ungebildete,
selbst lasterhafte Völker zu schönen Menschen.
Aber ganz reinmenschliche Gestalten
linden sich nur in Idealen von der Schönheit
der Formen; andre Ideale, mit Ausdruck von
Leidenschaften oder Anlagen, selbst die kriegerische
Tapferkeit, gründen sich auf die
Thierphysiognomie; sey es auch die vom
edeln Löwen; nur veredlet sie sich in der
edlen Menschengestalt.
Aus dem Bisherigen läfst sich das Studium
der Physiognomie der Thiere, nicht weniger
als der Menschen, für Künstler bis an
eine gewisse Grenze, allerdings empfehlen;
unser Hr. T i s c h b e i n zeichnet sich auch
hierin als verständiger Zeichner aus, dafs er
eine ganze Reihe solcher Zeichnungen bereits
in Kupfern geliefert hat; von welchen einmal
zu einer ändern Zeit die Rede seyn kann.
D i e Übersicht dieser Ähnlichkeiten zu erleichtern,
scheint Hr. T i s c h b e i n hauptsächlich
die Zusammenstellung dieser Köpfe
gewählt und ausgeführt zu haben. Achilles
und Paris, Ulyfs und Diomed, Agamemnon
und Menelaus, neben einander gestellt, werden
in jener Absicht belehrend.
Hätten sich nur mehr dergleichen grofse
Werke aus dem Alterthum erhalten! Hr.
Ti s chbe in wünschte, es hätte einem grofsen
Maler im Alterthume, oder einem Bildhauer
wie Phidias, dem Meister in grofsen Charak-
tern gefallen, die Herausforderung des Menelaus
durch Paris zum Zweykampf, oder
den darüber geschlofsnen Vertrag, nach dem
Homer im dritten Buche vorzustellen; hier
finden sich alle die grofsen Charakter auf dem
Schlachtfelde beysammen, Griechen und
Trojaner; denn Priamus, Hector, Paris, sind
bey dem Bundesopfer, und stehen den Atri-
den, den Ajacern, dem Ulyfs und ändern
Häuptern der Achiven, gegen über. Ein solches
Gemälde, oder erhabnes Werk, hätte uns
die Ideale von allen den Homerischen Helden
aufbewahren können. Jetzt haben wir
einige Werke, von der Zeit der Römer, ver-
muthlich Copeyen nach ältem vollkommnern
Werken; aber wie vieles fehlt, dafs wir bestimmte
Charakteren darin auffinden könnten.
Welch ein ungünstiges Geschick waltet
über die Menschheit! der gute reine Kunstgeschmack
stehet in so genauer Verbindung
mit dem Sittlichschönen. Gleichwohl hat
sich von dem Grofsen, Edlen, Schönen der
Kunst, welches die Seelen vom Sinnlichschönen
zum Sittlichschönen erheben konnte, so
wenig erhalten müssen! Auch dieses Wenige,
was sich bis auf die neuern Zeiten, die wir
Zeiten der wieder hergestellten Kunst und
Cultur nennen, erhalten hat, wie wenig ist
es grofsentheils geschont, erkannt und als