bens darstellten, jene Werke sich vorzüglich
erhalten haben, worin der kriegerische Muth
in unendlich verschiednen Lagen und Äusserungen
lebendig dargestellt ist.
D e m sey wie ihm wolle, im Homer
haben wir eine ganze Galerie genau bestimmter
Charaktere für den Gebrauch der Kunst,
und darunter sind die kriegerischen die zahlreichsten
und die ausgeführtesten; alles
Ideale, durch gewisse Personen und Nahmen
bezeichnet; allerdings handelnde Personen,
in denen beydes in einander greift; sie handeln
ihrem Charakter gemäfs, aber diesem
sind dagegen wieder die Handlungen und
Thaten gemäfs gestellt und geordnet. Eins
hat das andere geregelt und gebildet; mag
dabey vieles andre mitgewirkt haben, Sage,
Zufall, Phantasie; genug im Homer finden
wir nun einmal das alles vor gezeichnet; und
zwar so vorgezeichnet, dafs der Künstler die
Idee nur auffassen und sie in eine sichtbare
Form übertragen durfte. A c h i l l ist nun
der edle, gefühlfähige, aber stolze, leidenschaftliche,
stürmische, junge Held; sein P a-
t r o c l u s , ein untergeordneter Charakter,
der sanfte, der Herzengewinnende, aber doch
in der Schlacht kühne hitzige Krieger; He-
c to r , der gute Vater, gute Ehemann, persönlich
tapfere Krieger, aber an Verstand und
Geistesausbildung, stehet er eben so weit
nach, als seine Troer den Achiven. U l y f s
ist nun ein so bestimmter Charakter, dafs
man sich an ihm nicht irren kann, kriegerische
Tapferkeit mit Vorsicht, spähendem
Blicke, listigen Anschlägen, Geistesgegenwart
in jeder Gefahr; und sein Gefährte D i o m e d,
vereiniget in sich Besonnenheit, unerschrocknen
und festen Sinn; er ist fähig, beydes, sich
bald zu entschliefsen, und das Beschlofsne
gleich auszuführen. A j a x ist der offne, gerade,
schlichte, biedre Krieger, der überall
zuschlägt, weil zugeschlagen werden mufs,
er weifs nichts von Ruhmsucht, Ehrgeitz,
Arglist; dagegen aber fühlt er eine hinterlistige
Kränkung sehr stark.
D ass sich dieses nicht nur blofs in der
Vorstellung also fassen läfst, sondern sich
auch wirklich also verhält: mögen die folgenden
Kupfer, nach alten schönen Kunstwerken,
anschaulich machen und lehren.