V.
MENELAUS FINDET DIE HELENA
WIEDER.
F ü r das Wiederfinden einer Frau, für
welche man zehen Jahre Krieg geführt hat,
ist der Auftritt etwas seltsam. Die Wiedervereinigung
der Helena nach der Einnahme
von Troja mit ihrem Ehegemahl, ist von den
Dichtern auf verschiedene Weise behandelt
worden; bald war es ein frohes Wiedersehen,
bald ein bedenkliches, bald ein drohendes.
Hier ist Menelaus ganz zur Rache gestimmt,
er will sie tödten, verfolget sie, und sie
fliehet. Aber im Fliehen sieht sie sich einmahl
nach dem Verfolgenden um; und dieser
wird von dem Anblick dieser schönen
Frau in solches Erstaunen gesetzt, dafs er
das Schwert aus der Hand sinken läfst. Nichts
Stärkeres konnte als Ausdruck der hohen
reitzenden Schönheit gedacht werden. Die
Vorstellung gefällt auch in blofsen Umrissen
der Figuren auf einer* bemalten Vase;
nach dem alten Geschmack ist die Schnelligkeit
des Laufs durch sehr weite Schritte angedeutet.
So viel sich findet, ist die Erzählung aus
keinem frühem Dichter bekannt, als aus den
Versen des Euripides in der Andromache, wo
der alte Peleus dem Menelaus die bittern Vor