mufs, findet sich auch zu Florenz im Palast
Pitti, im Hofe; man erkannte durch Vergleichung
eine Ähnlichkeit mit der verstümmelten
Gruppe zu Rom, welche Pasquino heifst;
und da man dieser verschiedene ungOereimte
Deutungen gegeben hatte, so trug man diese
auch auf jene über. Man blieb endlich da-
bey stehen, dafs es Ajax sey, der sich selbst
entleibet hat, und vom Teucer wegugue tragOen
wird: aber das Alter von beyden Figuren
widerspricht dieser Erklärung offenbar; andere
nennten statt des Teucers den Ulyfs;
aber so blieb der jugendliche Körper des Ge-
tödteten, der sich auf keinen Ajax deuten
läfst. Man fiel auf den Ulyfs, der den Leichnam
Achills wegtrage; aber der Kopf ist nicht
Ulyssens Kopf, und. Ulyfs schützte nur, zugleich
mit dem Ajax, den getödteten A ch ill3).
Endlich fiel man auf die natürlichste Deutung,
die sich aus der Iliade darbietet, dafs
es der getödtete Patroclus ist, welchen Mene-
laus, nachdem ein harter Kampf über die
Rettung des Leichnams entstanden war, aus
dem Waffengetümmel wegträgt 4). Dieser
Erklärung hat Visconti durch eine gelehrte
Ausführung bey Vergleichung der Rruch-
stücke von einer ändern Gruppe aus der
Villa Adriana das Siegel aufgedrückt 5). Er
hat auch die Sitte der alten Künstler
durch andere Eeyspiele erläutert; dafs sie
einen Helden mitten im Gefecht nackt, oder
nur halb bekleidet, mit einem Schwert vorstellen.
0 R a c c o l t a tab. XLII.
J) Was noch der gegenwärtigen am nächsten kömmt, ist die Art, wie Achilles die Penthesilea
auffafst. Unter den Stoschischen Steinen ist ein Chalcedonier (Winckelmann Descript. p. 332. Nr. 2 8 4 -),
mit der Aufnahme des gefallenen Achills durch Ajax, welche der Stellung unserer Gruppe ähnlich
seyn mufs.
3) Odyss. V, 308 f. und Quintus III, »95f.
4) W ie Patroclus gefallen war, stellte sich Menelaus gleich vor ihm, und vertheidigte ihn
gegen die andringenden Trojaner, welche sich seiner bemächtigen wollten (11. XVII, if.) ; den Zudringlichsten
unter ihnen, den Euphorbus, erlegt er auf der Stelle. Als Hector, der die Pferde des Patroclus
vergebens verfolget hatte, wieder anrückt, und den Leichnam der Waffen beraubt, ruft Menelaus
den Ajax zu Hülfe (das. i»4 f0 ; weiter hin, noch andere der Heroen (a47f.); und es entstehet ein allgemeines
Gefecht um den Leichnam, welchen die Achiven zu retten suchen; Hector aber zu mifshandeln
wegführen will (V. 125,). Endlich giebt Ajax den Radi, Menelaus nnd Meriones sollen den Leichnam
aufheben und wegtragen, während dafs er die Trojaner zurücktreibt (V. 71a f.). Allein schon vorher
und gleich im Anfänge, als Patroclus gefallen war, hatte Menelaus versucht, den Leichnam aufzuheben
und wegzutragen; und so mufste er ihn aufnehmen, selbst nach den Worten des Dichters (V.5 8 8 * 5 8 9 -).
5) Es ward im Jahre 1772. in den Ruinen der Villa Adrianader schöne Kopf ausgegraben, dessen
Vorstellung wir auf dem ersten Blatte gesehen haben, mit einigen ändern Stücken, welche im
Fio-Clementino vorgestellt sind, Toni.VI. tab. i8- 19. An grofser Schönheit übertreffen sie die Gruppe
zu Florenz und den Sturz von Pasquino. Die Stücke bestehen in wunderschönen jugendlichen Schenkeln
und Beinen, und in dem hintern Tlieile der Schulter; an dieser ist eine Wunde ausgedrückt; und eben
an dieser Stelle ward Patroclus vom Euphorbus verwundet, II. XVI, go6 f. Eine neue Wunde brachte
ihm Hector am Unterleibe bey: das. 820. 1. Diese soll an der einen Gruppe zu Florenz ausgedruckt
seyn; wie angegeben wird, unter der linken Brustwarze, an der Seite.
D ie Gruppe an dem Ponte Vecchio' ist sehr ergänzt, nachCinelli, vomLodovico Salvetti; nach
Baldiuucci, von seinem Meister, P. Tacca. Cochin’s Muthmafsung, (Bencivenni Descriz.' della Galleria
di Firenze Tom. I. p 78. Tom. II. p. 4 8 .) dafs Giovanni da Bologna der ergänzende oder wohl gar der
verfertigende Künstler gewesen sey, hat weiter keinen Grund. Eine alte Copey soll auch bey einem
Bildhauer, Colino Morison, sich befunden haben. Das Gefecht aber, der liegende Patroclus, und das
Wegtragen des Leichnams, ist auf verschiedenen geschnittenen Steinen und erhobenen Werken (z. B.
Winckelmann Mon. ant. ined. Nro. 1&8-) vorgestellt.