VI.
S C Y L L A .
D i e s s Ungeheuer trifft man auf einer
Menge alter Kunstwerke aller Art an, aber
nicht leicht eine so schöne Arbeit als die gegenwärtige.
Die Figur ist gut gezeichnet,
vortrefflich gruppirt, und der Ausdruck ist
sprechend.
Man mufs nicht denken, dafs alle die
schönen Formen, welche auf den griechischen
Kunstwerken Vorkommen, gleich bey
ihrer ersten Erfindung das waren, was sie
nun sind. Lange hatte man Dichterwesen in
die Kunst übertragen; sie hatten ihre bestimmte
Form, ohne dafs es noch schöne Formen
waren. So verhielt es sich mit den Göttergestalten;
so auch mit zusammengesetzten Figuren,
welche die Phantasie erdichtete, und
die wir unter den Nahmen von Monstren begreifen.
Viele Mifsgestalten giengen vor der
schönen Centaurenßgur voraus. Auch die
Scylla war in ihrer ersten Entstehung ein
wirkliches Ungeheuer, welches dem Sinne
des Auges nicht angenehm seyn konnte.
D e n ersten rohen Gedanken sehen wir
noch in der Odyssee, die auch die deutlichsten
Spuren von seiner Entstehung und