nach dem Schwerte greifen, welches aber
nicht ausführbar war, wenn der Feind nicht
Stand hielt, oder entfernt stand; jetzt war
ein Vorgefundener Feldstein, oder ein Stein,
durch welchen die Schilfe befestiget waren,
eine gute Flülfe für den Ajax, der, wie es
scheint, seinen Speer noch nicht geworfen
hatte, und den Wurf sparen wollte, um nicht
unbewehrt da zu stehen.
A uch hier linden wir also wieder ein
Bey spiel, dafs der Künstler den Dichter ver-
läfst; auch darin, dafs der Schild gar nicht
der ungeheure, den ganzen Mann bedeckende
Schild ist, den der Dichter dem Ajax beylegte.
Dafs der Künstler den Steinwurf hierher ziehet,
geschieht nicht ohne Besonnenheit: denn
eben hierdurch charakterisirt er den Ajax;
sind gleich der Helden mehrere, welche auch
Steine im Gefechte geworfen haben. Nur
diefs kann befremdlich seyn, dafs Ajax das
Gesicht und den Schild so hoch hält, und mit
dem Wurfe so zielt, als wäre er gegen die
Mauer von Troja selbst gerichtet. Dagegen
läfst sich aber erinnern, erst, dafs Ajax, um
den liegenden Ulyfs zu bedecken, mit dem
einem Knie auf der Erde ruht, und also tiefer
stehet, und zweytens, dafs er Feinde vor
sich haben konnte, welche vom Kriegs wagen
herunter ihn mit Speeren bedrohten.
D ie Zeichnung ist nach einem bekannten
Steine gemacht, der sich in der Stoschischen
Sammlung, und nun in dem Königl.
Preussischen Gemmencabinet befindet5).
>) D i e Stellung hat etwas Gewaltsames und Drohendes. Hr. Director T is ch b ein erzählt: er
habe einsmahl zwey seiner Schüler die Stellung machen lassen; von ungefähr kamen drey Hunde in die
Stube, welche sonst alle Personen kannten, wie sie aber jene beydtn in der Stellung sahen, so wüthend
auffnhren, und sie anfielen, dafs man sie mit Mühe abwehren konnte. Hr. T is ch b ein hatte von der
Idee des Künstlers eine eigene Meinung, indem ihm die Achivischen Helden im hölzernen Pferde
vorschwebten, welche, wie sie die Stimme der Helena hörten, durchaus heraussteigen wollten, vom
Ulyfs aber zurückgehalten wurden: Odyss.IV, »7 »• u. w. 234. Überhaupt hat jene ganze Erzählung so wenig
epischen Werth und Würde, dafs man sie lieber ausgestrichen siihe. Das hölzerne Pferd hatte übrigens,
so viel sich einselien läfst, eine ganz einfache Entstehung; in der altem Bildersprache der Hellenen
war das Schiff ein hölzernes Pferdegespann; noch blieb dem Neptun daher bey den Dichtern ein
darauf sich beziehender Beynahme; lliurn ward freylich durch Feinde zerstört, welche in solchen über
die See rollenden Fahrzeugen herbeygekommen waren; und ein alter Dichter oder Erzähler konnte in
seiner Zeit wohl gesagt haben: die Achiven, welche llium zerstörten, wären in einem hölzernen Pferde
verborgen gewesen. Wie viel alte weiter ausgesponnene Fabeln sind aus ähnlichen bildlichen Ausdrücken
roher Zeitalter entstanden?
j) Q uin t u s V,'aoo. u.w. Ovid.Metamorph.XIII,73- Conclamat socios: adsum, videoque tremen-
tem — opposui molem clipei texique iacentem, u. w.
3) I r. XI, 46a. u. w. i 8 5> 6.
4) It . XIV, 409 u. w.
s) Es ist ein Agathonyx. Winckelmann Descript. du Cabinet de St06ch_p. 368- Nro. 237. Man
hat auch Pasten davon, auch in Lippert Dactyliotheca Mill. III, 11,6.