der Abentheuer Ulyssens, gleichwohl nur
wenige von den alten Künstlern zur Darstellung
auf Kunstwerken gebraucht sind. Dafs
aber auf der ändern Seite diese gewählten
Gegenstände von ihnen so oft, und zuweilen
mit wenigen oder keinen Veränderungen,
wiederhohlt werden, erklärt sich daher, dafs
die Begierde nach dem Neuen, jene Alten,
welche richtige und geläuterte Kunstbegrilfe,
und echte Kunstgefühle hatten, nicht von
Einem zum Ändern herumtrieb, und eben
so wenig den Künstler in seinen Kunstarbeiten,
als den Kunstfreund in der Schätzung
des Kunstwerks, leitete. Ein bedeutender Gegenstand,
mochte er auch schon sonst bekannt
seyn, eine Stellung, eine Handlung, ein Moment,
ein Ausdruck, mit einem Sinn, der
sich bey der Anschauung und Betrachtung
immer neu, und mehr, entwickelt, und bey
wiederhohltem Anblick Gefühl und Wohlgefallen
erneuert, war den Alten mehr werth,
als eine neue witzige Idee, welche sich blofs
in dem ersten Augenblick durch Neuheit
empfiehlt, in sich selbst aber nichts hat, das
den Anschauenden halten könnte; hingegen
sahen sie es soffar als O einen Gewinn für das
Kunstwerk an, wenn derjenige, der hinzutritt,
schon mit dem Gegenstände bekannt ist,
oder wohl gar vorhin empfundenes Wohlgefallen,
an der Figur, der Sache, oder der Behandlung,
mit hinzubringt. Wenn der Künstden
Künstler hat man immer noch zu wenig
gethan.
K e in Wunder also, wenn sich, wie bereits
dieser Heft zeigt, auf alten Kunstwerken,
vom Ulyfs so viele Wiederhohlungen,
insonderheit auf Steinen finden, indem man
eine und dieselbe Idee mehrmahlen, ohne
merkliche Veränderung, vorgestellt sieht. Da
der Sculptur das Einfache eigenthümlich ist,
und, zumahl der kleine Raum eines geschnittenen
Steines keine Zusammensetzung von
mehreren Figuren begünstigen kann: so ist
die Figur des Ulyfs, einzeln dar gestellt, ein
für viele geschnittene Steine schicklich gewählter
Gegenstand; er ist gleich zu erkennen;
man sieht ihn gern; er interessirt an
und durch sich, ohne weitere Beyfügung; er
giebt uns etwas zu denken bey ’seiner Stellung
und Handlung, welches Analogie mit
demjenigen hat, was wir schon vorhin von
ihm wufsten. Eben daher war der einmahl
bestimmte Fabel- und Kunstcyclus der Alten
für die Absichten der Kunst selbst so vor-
theilhaft.
A uf vorstehender Zeichnung stehet Ulyfs
mit ausgestreckter Hand, mit vorwärts gerichtetem
Blicke, gelehnt auf seinem Stock,
unbekleidet, bis auf einen Riemen, der über
die rechte Schulter links gehet und sein Reisebündel
fest hält: sein Reisemantel ist über
den linken Arm geschlungen. Allein in wel