lung und Ausdruck, sich nach den Farben
richten mufste, und dafs der Künstler für
die Gruppirung keine freye Hand hatte; eine
Betrachtung, welche überhaupt bey Beurthei-
lung alter Kunstwerke nicht gehörig, oft gar
nicht, angestellt wird, indem man nicht in
Anschlag bringt, in welcher Masse ein Kunstwerk
verfertiget ist, und welche Einschränkung
der Kunst durch dieselbe gleich beym
Entwurf gegeben war. Bey Beurtheilung der
gegenwärtigen Zeichnung mufs man durchaus
dieses eingedenk seyn.
D ie Idee hat etwas sehr Angenehmes.
Wie es sich Herr T is ch b e in vorstellt, wird
Homer von den Musen unterrichtet; er hört
ihren Lehren oder Gesprächen aufmerksam
zu. Der Dichter hat die Züge vom Homer;
das schöne Ideal konnte ein Cameo nicht fassen.
Dem Dichter gegen über stehet die
epische Muse, zwischen der sitzenden trag
is ch en und der stehenden com isch en
Muse; man mufs glauben, sie sind in einer
lebhaften Unterredung hegrilfen. Es ist bekannt,
dafs die dramatische, es versteht sich
die gebildete, Poesie die Homerische Poesie
als Quelle erkannte; Epische Erzählung mit
dramatischer Declamation, führte natürlicher
Weise zur wirklichen Darstellung der Handlung
selbst. Da einmal alles Epische Homerisch
war, so ward auch dem Homer, der
später hin als Vater des Epischen betrachtet
ward, das Dramatische heygemessen, was
äus jenem abgeleitet war; die Charakteren
der Helden waren einmal im Homer festgestellt,
und kamen so auf die Bühne; andere
Charakteren weiter hin wurden nach jenen
gebildet. Obgleich das comische Drama, mit
dem verwandten Satyrischen, weiter entfernt
war, so fand man doch auch comische Charakteren
im Thersit, Irus, Polyphem. Auch
auf dem bekannten Werke, die Vergötterung
Homers, im Museum Pio-Clementinum, stehen
die Tragödie und Comödie vor dem
sitzenden Barden.
A l te Simplicität zeigt sich im ganzen
Werke. Der Dichter und die tragische Muse
sitzen, die ändern bey den Musen stehen; damit
sich die Figuren gegen einander heben;
die Sitze selbst sind, weil der Cameo klein
ist, blos angedeutet, und sehen drey auf einander
gelegten Steinen ähnlich. Homer hat
eine Tafel oder Bret vor sich, welches von
einem Stocke unterstützt ist; auf diesem
liegt ein Volumen, auf welches er sich mit
seinem rechten Arme stützt. Als, einen Tisch
möchte Herr T is c h b e in das Bret nicht betrachtet
wissen; und gern tritt man ihm
hierin hey, da auf alten Werken, hey den
Figuren, welche als schreibend vorgestellt
werden, keine Schreibtische Vorkommen; so
unbequem übrigens ihre Stellung beym
Schreiben zu seyn scheint, da sie das Volu