dem àie Nahmen erhielten, woran jede Gestalt
sich fest halten liefs. Man konnte sich Schönheit
der Formen des männlichen Körpers unter
verschiedenen Bestimmungen des vollkommensten
Ehenmaases, der Weichlichkeit,
der gymnastischen Ausbildung, der Stärke,
denken; diese verschiednen Ideale erhielten
bestimmte Nahmen, welche durch Sage der
Väter, Volksreligion, und Dichtung der Barden,
auf die Enkel gebracht waren. Durch
die Nahmen eines Apollo, Bacchus, Mercur,
Hercules, Achills, Paris, erhielten die Ideale
selbst eine gröfsere Bestimmtheit und Festigkeit.
So erwuchsen Götterideale und Heldenideale.
Auch hier war der Dichter dem Künstler
längst voran gegangen; Jupiter, Athene,
waren Jahrhunderte vor dem Phidias, schon
im Geiste geschaffen; nur sinnliche Darstellung
durch denMeisel war des Phidias Werk.
Nun begnügte sich die Kunst nicht mehr damit,
dafs sie einen Tapfern, einen Klugen,
darstellte; sie bildete einen Achill, einen
Ulyfs. Wie diese Ideale einmal ausgebildet
waren, wurden sie Vorbild, Modell, Gesetz,
für die Kunst auf immer; Natur und Kunst
giengen in einander über. Und auf diesem
Wege hat die Kunst fortgearbeitet; immer
hat sie Kunstgefühl und Phantasie an gewisse
Ideale und Nahmen geheftet; immer gieng
sie von bestimmten Charaktern, welche die
wirkliche Natur und die Vorwelt darbot, aus,
truff in denselben alles treffende O Charakteristische
über, und erhob sie dadurch zu Idealen;
so erhielt die Kunst einen Abraham, einen
David, einen Heiland, eine Maria, die Apostel,
Heilige und Märtyrer; weder für die einen,
noch für die ändern, hat man historische Beweise
und Zeugnisse von Porträtähnlichkeit;
höchstens lag eine Volkssage im Allgemeinen
zum Grunde. Wir kommen also auch darin
überein, dafs Ulyfs, Ajax, Diomed, und alle
die Helden vor Troja Idealwesen sind; nur folget
daraus nicht, dafs die Helden felbst ganz
erdichtete Personen sind; nein, es lebte einmal
ein Achill, ein Ulyfs, ein Diomed; aber nach
den Hauptzügen der Sage von dem Persönlichen
eines jeden, sind von den Dichtern und
Künstlern Ideale gebildet, und auf ihre Handlungen
gegründet; so wie die frühem Sänger
das von der Sage Empfangene weiter ausgebildet
hatten. Historische Genauigkeit und Porträtähnlichkeit
kann hier nur derjenige verlangen,
dem die gesunden Grundsätze der historischen
Kritik, zumal für die frühem Zeitalter,
fremd sind. Hört doch die eigentliche Geschichte,
an welche genaue Wahrheit des Erzählten
die erste grofse Anforderung ist, auf,
eigentliche Geschichte zu seyn, wenn sie Charaktere
schildert, welche die Phantasie, zu
Folge der Handlungen, nach Leitung des Verstandes,
entworfen hat; hier liefert uns der
Geschichtschreiber blos das Bild des Handeln