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ENYDRIS MARINA LICHT.
Schädel der See-Otter.
Es schien rathsam, bei Darstellung eines so interessanten Thieres auch zugleich
Rechenschaft von der Bildung des Schädels und des Gebisses zu geben, um so mehr,
als letzteres den eigenthümlichen Charakter der Gattung nicht nur Tollenden, sondern
nach der Forderung der meisten Zoologen selbstständig abgeben soll.
Die Abbildung, welche Home und Bl enz i e s zu ihrer oben angeführten anatomischen
Beschreibung der See-Otter, von dem Schädel eines erwachsenen Exemplars
gegeben haben, verdient alles Lob. Da sie indessen wenig bekannt geworden und in
einem Werk enthalten ist, das sich nur in gröfseren Büchersammlungen vorzufinden
pflegt, so ist der Abbildung auf der vorigen Tafel die verkleinerte Darstellung eines
Schädels von hohem Alter hinzugefügt, der sich im anatomisch-zootomischen Museum
unsrer Universität befindet, dem aber leider der Unterkiefer fehlt. Die vorliegende
Tafel stellt dagegen in natürlicher Gröfse den Schädel des jüngeren. Ermanschen,
Exemplars in seinen Theilen und aus mehreren Ansichten dar.
Die Vergleichung mit dem Schädel einer Flufs - Otter ergiebt zunächst als Hauptunterschied
der See-Otter die ansehnliche Verkürzung des Schnauzentheils, bei gleichzeitiger
gröfserer Breite und Wölbung der Nasen- und Zwischenkieferbeine, so dafs
die Nasenhöhle (die Gröfse der verglichenen Schädel gleich gesetzt) einen mindestens
vierfach gröfseren Raum hat und eine Weite der Öffnung darbietet, die wieder sehr
an den Robben-Schädel erinnert. Dies giebt sich denn auch aus der Profil-Ansicht
zu erkennen. Die Schnauze ist hoch und fast senkrecht abgeschnitten, der Kiefertheil
der die Vorderzähne enthält, nicht vorgestreckt, sondern gerade abwärts geneigt; die
Zähne stehen senkrecht. Auch die Glatze zeigt, sowohl im Scheitel als Hinterkopf
gröfsere Wölbung, der Jochbogen gröfsere Krümmung, Alles ist verkürzt und in die
Breite gezogen, was sich sogar auf einzelne Knochenstücke, wie den aufsteigenden Ast
des Unterkiefers, insbesondere aber auf die Backenzähne ausdehnt.
Unter einander verglichen geben die Schädel der alten und jungen See-Otter
dieselben Unterschiede zu erkennen, die bei der Flufs-Otter und anderen verwandten
Gattungen durch das Alter bedingt sind, nur wie es scheint zu schärferem Gegensatz
gesteigert. Von der ganz ungewöhnlich hohen und scharfen Scheitelleiste, wie von
den noch stärker entwickelten Hinterhauptsleisten ist an dem jüngeren Exemplar noch
keine Spur zu bemerken, obgleich es im Übrigen, wie in der Gröfse und in der Vortrefilichkeit
der Behaarung dem Alten schon so nahe steht. Nächst diesem liegt die
meiste Verschiedenheit in der Breite und Wölbung des Stirnbeins an dem Jungen, indessen
dieselbe Gegend an dem Schädel des Alten in der Mitte sehr platt, an den Seiten
aber verschmälert und wie durch die fortgesetzte Wirkung der Käumuskeln zusammengedrückt
erscheint.
Am lehrreichsten wird aber die Vergleichung der Schädel aus unterschiednem
Alter für die Beurtheilung der Zahnbildung. An dem ganz jungen Thier aus dem