Indianerstämmen gebräuchlich ist. Dass die Araukaner. in Chili BrachycephaJen sind und eine
mit der der Peruaner und Mexicaner verwandte Srt#delfbrm.besitzen, durfte ohne allen Zweifel
s e in® - Die AraukanerscbSdel, welche Morton beschrieben, sind deutlich brachycephalisbSfimit
breiten Zahnladenbogen.. Eine besondere Bestätigung hiervon erhielt ich vor einigen Jahre% als
mein früherer Gehiilfe und! Prosector, Herr*EHRENFRiED E ks|s;eömer, welcher , als Schiffsarzt die Fregatte
Eugenie auf der' Reise um die Welt begleitete, Chili besuchte. Herr E kströmer hatte den
besonderen Auftrag, die Schädelform bei den Araukanern zu beobachten, und gab ^,uch den Bescheid,
dass hie ausgemacht Brachycephalen seien. Von Chili haben die brachyeephalischen Stämme sich
bis in die Pampas d<fr Republik Buenos Ayres, sowie «her ganz Patagonien und bis zu dem Feuerlande
ausgedehnt. ;'W Schädeln der Pampas-Indianer hat unser Museum drei besonder!} gute
Specimina von in Südamerika ansässigen Schweden erhalten; einen von Hm. W ilhelm S mitt, ehemals
Besitzer grosser Güter in der Banda oriental, einen von Michaëlsson, Artis obstetriciae Professor
in Montevideo, und einen von Dr. E r n st A b er « , praktisizendem Arzte -in Buenos Ayres.. Ausserdem
haben wir den Gipsabguss eines d re iz e h n jä h r ig e n Mädchens vom Puelchesstamme. Dieses Mädchen
befand .-sich unter den Indianerkindern, die.,als Kriegsgefangene in einem .der A|j|p>ttungskriege
ergriffen waren, welche unter General R iveras gegen die Pampas-Indianer geführt wurden, und
wurde als eine Curiosität nach Schweden gebracht. Eine nähere Beschreibung desselben istgbn
mir Verfasst und in Herrn T arras’ Abhandlünf^ber die Indianerstämme in den Plata- un£ Orjental-
Republiken mitgetheilt worden, nebst einem vortrefflichen Portrait, sowohl in Profil wie en face,
ausgeführt von Hrn. W. von W right. J j Während meines Aufenthalts in Paris .1833 langte dort ein
ganzer Trupp von Pampas-Indianern, von sogenannten.-Charrua’s, an, und unser Museum besitzt
einen Gipsabguss von einem der Männer, einem altén Caziken. L ath am hat in seiner kleinen
interessanten Schrift "The varieties#! the human species”*) gute Profilfiguren g e lie f e r t^ den Büsten
sowohl des Charrua wie des Puelches-Mädchens. .Von .dem letzteren hat er auch eine Figur en
face nach von W bight’s erwähntem Portrait in seinem grösser^ Wbrke ’’The varieties^f man”
mitgetheilt.
jt Morton hat in seinem oft citirten grossen Werke den Schädel eines Charrua (aus Brasilien)
sowie eines Puelches dargestellt, beide nach Originalen in dem Museum des Jardin des. Plantes in
parjs. _ Er sagt von dem Puelehessehädel: ’’Wir sind erstaunt Uber das breite Gesicht, den hervorragenden
Oberkiefer, den gewölbten Jochbogen, das flache. Stirnbein, das abgeplattete Hinterhaupt
und die starke Entwickelung über den Ohren. Die Grösse ïè s Unterkiefers und die Vollkommenheit
der Zähne sind auch charakteristisch.”*) Den Pampas- oder Puelehessehädel, welchen unser Museum
von Herrn S mitt erhalten hat, habe ich genauer beschrieben und abgebildet.4) Er stimmt sehr wohl
mit Morton’s Beschreibung überein, aber'der Unterkiefer und die Zähne fehlen. Diese finden sich
dagegen an dem Schädel, welcher uns voh*ï>r. Michaëlsson zugesandt wurde, und sind, wie Morton
sagt, sehr entwickelt, sowie auch die Ohröffnungen gross und fast rund sind.
Von Indianern aus dem Feuerlande habe ich keine Schädel gesehen, wohl aber die vortrefflichen
Profilportraits, welche in Capitain F itzroy’s Reise aufgenommen sind. *) Aus diesen Portraits
1) s. o. Abh: XXII pag. 182 die Note.
2) Ore’s circle of the sciences.
3) A. a. O. pag. 137.
4) S. o. AbhandL XXII.
5) Narrative of the surveying voyage etc. 1839.
sieht man, dass die in Rede stehenden Indianer des Feuerlandes, die Fuegier, in fast noch höherem
Grjide brachycephalisch sind als die Pampe an er.
Es scheint, dass wir so überall bei diesem Ueberblick volle Bestätigung gefunden haben, dass
die prognathisch-brachycephalische Kopfform von den Küsten des russischen Amerikas bis zum Cap
Horn und dem Feuerlande die vorherrschende ist: eine Ansicht, welche man in seiner Weise auch
wohl von Morton selbst in einem nach seinem Tode herausgegebenen Werke ausgedrückt findet,
worin er sagt: ’’Jeder, welcher diese Sache mit Aufmerksamkeit studirt hat, weiss, dass der peruanische
Schädel eine runde Gestalt hat, mit abgeplattetem, fast senkrechtem Hinterhaupt. Er ist zugleich
Ausgezeichnet durch einen erhöhten Scheitel, grosse Interparietalweite, schweren Knochenbau, vorstehende
Nase, und breite, prognathische Maxillarregion. Dieses ist in höherem oder geringerem
Grade, der Typus der Schädelform bei allen Stämmen vom Cap Horn bis Canada.” l) Wie bekannt,
missbilligte Morton die Idee, dass dibse Indianerstämme mit den Mongolenstämmen verwandt
seien, ein Verhältniss, welches er nur dén Eskimos beilegte. Ebenso nahm er als eine abgemachte
Sache an, dass mit Ausnahme der Eskimos alle Amerikaner von derselben Race sind. In einer
seiner letzten. Abhandlungen sagt er hierüber: ’’Ich kann versichern, dass ich nach sechzehnjährigen
fast täglichen Vergleichungen nur die Bestätigung, der Schlüsse gefunden habe, welche ich
in meinen ’Crania americana’ dargelegt, nämlich, däss alle amerikanischen Volksstämme, mit Ausnahme
der Eskimos, von einer Race sind, und dass diese eigentümlich und verschieden von allen
anderen ist. Der erste dieser Sätze kann als ein Axiom in der Ethnographie betrachtet werden;
über den andern finden noch verschiedene, Meinungen Statt und von diesen, ist die überwiegendste
diejenige, welche die amerikanische Race in die mongolische versetzt.” 2)
Wir sind^ in dem- Vorhergehenden besonders diesen Volksstämmen, welche wir mit L atham
vorziehen ’’American Mongolidae” zu nennen, längs den Küsten gefolgt. Sie haben sich jedoch auch
weit landeinwärts in östlicher Richtung ausgebreitet. So findet man nach Morton’s grossem Werke
(Crania americana) dieselben an den Ufern des untern Missisippi als Natchez, in Louisiana als
Chetimaches, in Georgien, Alabama und Florida als Muscogees oder Creeks, in Florida'als
Euchees und Seminolen, in Wisconsin als Menominees und Ottigamees, in Arkansas als ösagen.
Ausserdem hat Morton Schädel derselben Form aus alten Gräbern in Virginia, Ohio und Tenessee
beschrieben und abgebildet. In dem Museum des Carolinischen Instituts besitzen wir zwei solcher
mongolenförmiger Schädel aus den vereinigten Staaten, geschenkt von Morton, nämlich eines Sac-
In d ian e rs8) aus Missouri und eines Menominee aus Michigan. Das Eindringen dolichocephalischer
Stäiftine in westlicher Richtung bis nach Peru ist in dem Vorhergehenden berührt, aber dié eigentlichen
Stammsitze sind stets seit der Eroberung des Landes, durch die Europäer und grossentheils
bis zu unserer Zeit unverändert beibehalten worden.
’) Morton’s inedited Mss. in ’’Types of Mankind” etc. by J. C. Nott and 6 . E. Gliddon, London & Philadelphia 1854;
-p. 325.
2) Some observations on the Ethnography and Archaelogy of the American Aborigines. Extr. from the Amer. Journ. of Science.
Vol. II. 2 Sec. New-Haven 1846 p. 9.
3) Er ist Fig. IV PI. IV abgebildet.