Nach demjenigen, was schon angeführt ist, dürfte es ausser Zweifel gesetzt sein, dass diese
Anordnung nicht gelungen zu nennen ist. Doch erlaubt sich der Ref. noch folgendes anzumerken.
Der Verf. hat seine HoebBcbädel, nämlich die Iran- und Natches-Rassen am höchsten in den
Norden gesetzt. In der alten Welt ist dagegen die Turan-Rasse (nämlich Lappen, Samojeden,
Jakuten und Kamtschadalen) bekannt als Nordstämme; Die schon erwähnten ’’Fla theads” in
Oregon sind nördlicher als die Natches, welche, herstammend von'Anahuac, später ihre Wohnsitze
in Florida und Louisiana gehabt haben. Noch nördlicher als die plattschädligen Oregonen kommen
Stämme vor mit einer andern ebenfalls nicht hohen Schädelform, nämlich Esquimos, Huronen u. a. m.
Die guianische oder Karaib-Rasse neben die mongolische zu stellen, ist ganz unrichtig; jene
haben lange, diese aber kurze Schädel.
Die (Langschädel sollten, nach dem Verf., auf der östlichen Halbkugel von den Negern reprä-
sentirt werden, und^auf der westlichen^ sollten die Incas (Huancas T schüdi) den Typus der Schädelform
der Südländer ^bilden. Der Ref. gemerkt dagegen, dass die Malayer mit den P a p u s||fim
Australocean keine Langschädel sind, sobdörn in der Aufstellung des Verf. zu seinen ’’Breitschädelnf Ï
gehören müssen. Eben so scheint es dem Verf. entgangen zu sein, dass die I’uelehes, so wie die
Araukaner, jene in der argentinischen Republik und Patagonien, diese in Chili, ebenfalls nicht zu
den ’’Langschädeln” des Verf. gehören, sondern gleich den Malayen eine mongolische Schädel-
form haben.
Der Verf. stellt S. 22 seine sechs Rassen auf und giebt ihnen ihre Diagnosen, hat jedoch dié :
Völkerschaften, welche jeder Rasse angehören, nicht angegeben. Hätte der Verf. diesen Probirstein^*
auf die Richtigkeit seines Systèmes angewendet, so würde er unfehlbar zu denselben Einwürfen. ge-
kommen sein, die der Ref. darzulegen sich erlaubt hat.
Die Abbildungen sind naturgetreu und vortrefflich; aber eben dadurch geben sie ein Zeugniss
ab über die Fehlgriffe des Verf. Die Rassen in der neuen und alten Welf, welche derselben Formklasse
des Verf. angehören, zeigen auf den Tafeln fast entgegengesetzte Formen. — So steht der
kurze, hohe, mit flachem Hinterhaupt versehene Natche^ neben dem mit dem langen, niedrigeren,
mit vorstehendem Hinterhaupt ausgezeichneten Deutschen-Schädel, der lange .Makusi-ifaiädel neben
dem kurzen, hohen Mongolen-Schädel. Eben so würde es gewesen sein, wenn ein wirklicher Inca-
Schädel neben den eines Negers gesetÄ worden wäre. Es ist oben schon angemerkt, dass der Verf.
Huanca für Inca genommen hat.
Der Ref. hat mit besonderem Vergnügen durch diese guten Figuren einige Ansichten, Uber
deren Richtigkeit er noch in Zweifel war, bekräftigt gefunden. Er hat z. B. längst die üeberzeugung
gehegt, dass die Schädel der Deutschen mit denen der Skandinavier, Bataver, Normanden und
Anglosachsen eine gleiche Form haben. Der deutsche Schädel, welchen der Verf. mittheilt aus
F eomep’s ’’Charakteristik des Kopfes”, ist einem schwedischen Schädel vollkommen ähnlich. Der
Makusi-|chädel zeigt diejenige Form, welche der Ref. sowohl für den Karaiben- als für den
Guarani-Stamm für typisch gehalten hat; der Buräten-Schädel stimmt genau überein mit einem -
Gipsabgüsse eines Buräten-Kopfes, der von den Prof. v. Baee in St. Petersburg mitgetheilt worden ist.
Obgleich der Ref. gegen diese Arbeit vieles anzumerken gehabt hat, meint er dennoch der
Gelehrsamkeit und den achtungswürdigen Bemühungen des Verf., die noch junge ethnographische
Kramologie zu vervollkommnen, Gerechtigkeit widerfahren lassen zu müssen. Hätte der Verf. den
*) S. die Note S. 2.
Einzelheiten mehr Zeit gewidmet, und wäre er vielleicht der Behandlung anatomischer und naturhistorischer
Gegenstände gewohnter gewesen, so würde es ihm ohne Zweifel besser gelungen sein,
und er würde sich grössere Ansprüche auf Dankbarkeit erworben haben.
Am Ende der Arbeit wird der Ref. angeführt unter denjenigen, welche mehre Ur-Rassen angenommen
haben. Hier dürfte daher die Aufklärung zu geben sein, dass der Ref. in seinen Schriften
bisher nur die Schädelformen berücksichtigt und die Ansicht ausgesprochen hat, dass die Frage
über die Rassen erst dann entschieden werden kann, wenn die verschiedenen Formen näher bestimmt
und geordnet worden sind. Die Aufstellung der Völkerschaften, welche der Ref. geliefert hat, ist
nichts anderes, als ein Versuch einer solchen Anordnung.