Ueber die Schädelform der Basutokaffern.1)
H e r r A. Retzius zeigte den Schädel -feinet Basutokaffers vor und lieferte eine Beschreibung
desselben.s) * Dieser "Schädel wurde mitgebracht von dem Ingenieur Herrn J. WahlbIerg und hatte
einem Bruder des Königes Maloka am Moritiliflusse angehört. Als Herr W. eines Tages von einer
längeren Jagdexcursion zurückkehrte, fand er diesen Prinzen nebst drei Begleitern auf Veranstaltung
seines älteren Bruders, des Königes, unweit des Lagers des Herrn W. in der Nähe des Lepenula
(Elephantenflusses) ermordet.
Der Raum der Gehirnschale ist sehr klein; der Umfang der Koronalregion bildet ein schmales
Oval, ganz hinten zusammengezogen in einen seitlich zusammetigedrückten, weit vorstehenden Hinterhauptshöcker.
Die Wölbung des Stirnbeines ist schmal, in der Mitte hoch; die Jochfortsätze weit
vorstehend, die Schläfenlinien hoch. Die Scheitelbeine sind lang und bilden eine glefchmäsljge gegen
die Pfeilnath am meisten erhabene •Wölbung ohne Scheitelhöcker; die Wölbung;'setzt sich nach unten
nach den Schläfen hin fort, so dass die Basilargegend breiter ist als die Koronalregion. Die Schläfenbeine
sind niedrig, die Warzenfortsätze aufgeblasen, die Gehörgänge gross, oval von oben nach unten.
Der Hinterhauptshöcker ragt 0,020 liber den Hinterhauptskamm vor. Die Bog^nlinien des Hinterhauptsbeines
und die Flächen des Cerebellum liegen fast horizontal und in der Basilarfläche. Das
Hinterhauptsloch ist ungewöhnlich gross, die Gelenkfortsätze ausstehend. Die Cxésichtsbreite ist in
Verhältniss zu der Hirnschale gross, die Jochbeine nach aussen abhängig, die Augenhöhlen viereckig,
gross, beinahe eben so hoch wie breit; die Nasenbeine ungewöhnlich schmal und kurz und fast
anchylosirt; die Nasenöffnung fast eben so breit,wie hoch; die Fossae caninae wenig vertieft; der
Umkreis des Gebisses gross und die Kiefer ausstehend.
Länge von der Glabella bis zum Hinterhauptshöcker..................................... 0,185,
Breite der S t ir n ..................................................... ................................................ 0 092
Grösste B r e i t e .......................................................................................................... 0,123,
’) ofversigt af Kongl. Vetenskapg^Akademieiis Förhandlirigär 1845, p. 244: C r a ^ p / Abyssinier och Basutokaffer. __ Die
deutsche Uebersetzung ist vbn'4>r. C. F. Frisch.
-) Dieser Schädel ist Fig. IV PL II abgebildet.
H ö h e .................................................................................................... 0,140,
Umfang..................................... .................................................................... ..... . *«0,510,
Weite zwischen den Punkten, weichenden Parietalhöckern entsprechen • W*. 0,109,
Weite zwischen den Warzenfortsätzeii’ ......................................\ . . . 0,122,
Bogen zwischen den Punkten, welche den Parietalfortsätzen entsprechen . 0,371,
Länge des Rückenmarksloches . . Um* . . . . . . . . 0,039,
Breite . . * «■..................... ...................................................... . . 0,032,
Jochbreite ........................... ... ............................ . 0,130,
Höhe des Oberkiefers von der Nasenwurzel . . . v j p . . . . 0,063,
Höhe der Augenhöhlen.............................. 0,038,
B r e i t e ..................................... 0,040,
Höhe des Hinteren Astes des Unterkiefers................................ 0,060,
Höhe des K i n n e s ........................................................................ 0,030.
Die Form und die Dimensionen dieses Schädels nähern sich also sehr derjenigen der übrigen
Kaffern und Neger, wie sie von Prof, van der Hoeven charakterisirt worden sind. Sie weichen
davon yornehmlichst ab durch weniger vorstehende Kiefer und Zahnreihen.
Die Bäsutos bewohnen das Innere des Hochlandes an der westlichen Seite der Drakens-Berge
(Quaslamba)^nämlich die oberen Flussgebiete des Qariep und Limpopo. Sie .bestehen aus einer
Menge kleiner, schwacher Horden oder Staaten mit verschiedenen Namen. Die südlichsten Stämme
sind bekannt unter dem Namen Betjuanen und vortrefflich^;beschrieben von L ichtenstein. Ueber
die nördlicheren Stämme dagegen fehlen zuverlässige Angaben. Herr Retzius meinte daher über
dieselben folgende Nachrichten mittheilen zu müssen, welche ihm von Herrn J. Wahlberg mündlich
gemacht worden sind. *)
f||FDie holländischen Kolonisten nennen dieselben Makkatees, wahrscheinlich einerlei Name mit
Mantatees. Sie selbst benennen sich nur nach den verschiedenen Horden. Basuto oder Abasuto
werden sie von den Küstenk affern benannt. Dieses bedeutet in der Amazulu-Sprache ’’dickbäuchig”
und auchfMagengürtel”, denn die Bäsutos tragen Gürtel zum Unterschiede von den Kiistenkaffern
und sind bekannt wegen ihrer grossen Gefrässigkeit.
An Körperwuchs, Gesichtszügen und Hautfarbe gleichen sie den Küstenkaffern. Da sie indessen
grössten Theils Gegenden bewohnen, in denen sie der Kältef;?dem Misswächs und dem Mangel jeder
Art ausgesetzt sind,j|so fehlen ihnen im Allgemeinen die Züge von Wohlbefindens-Kraft und Muth,
welche ihre von Natur besser bedachten Stammverwandten auszeichnen. Dazu kommt noch, dass
ihre Haut oft von grossen Narben bedeckt ist, welche sie sich durch eine allzukühne Annäherung an
das Feuer geholt haben. Sie entstellen ihre Gesichter mittelst einer groben' Tättowirung über die
Nasenwurzel und an der Stirn, so wie auch um die Wangen, wo sie einen grossen vorstehenden
Hauthöcker über beide Jochbeine bilden. Der Haarputz ist verschieden von dem der Küstenkaffern;
auch ist derselbe unter den Bäsutos verschieden bei den verschiedenen Horden. Einige tragen die
Haare sechs Zoll lang, nach hinten zurückgestrichen, mit Fett eingeschmiert und ganz behängt mit
Zierratheni, Die meisten rasiren den grössten Theil des Haares und lassen nur eiij grösseres Feld
auf der Scheitelfläche mit kürzeren Haaren bewachsen übrig. Die verschiedenen Horden geben
diesem Felde eine verschiedifnei.Gestalt: bei einigen ist es oval, bei., andern viereckig in verschie-
*) Ein Auszug aus den folgenden Nachrichten ist mitgetheiit in ”A. Petermann’s Mittneuungen aus J. Perthes’ geographischer
Anstalt etc. 1858 S. 416 f.