Petersburg (v. B aer), tlieils durch die Weltumsegelung der Fregatte Eugenie (A nder sson , K inberg und
E kströmer) erhalten; alle haben, wie mir scheint, dieselbe Charakteristische Gestalt. Was- die Tun-
gusen anbelangt, so muss ich gestehen, dass ich nur einen einzigen Schädel zu meiner Leitung
gehabt habe. Dieser ist ein Gipsabguss, welcher mir im Tausch von Prof. P urkin je in Prag zugesandt
ist. Ich habe allen Anlass zu glauben, dass dieser Abguss^on dem Tungusenschädel ist,
welchen B lumenbach beschrieben und abgebildet hat1), von welchem er sagt: ’’habitus perfecte mon-
golicus: facie plana ad arcus zygomaticos latissima, fronte depressa etc. Olfactus officina amplissima.
Occiput mirum in modum retro eminens ita ut protuberantiae occipitalis externae distantia a dentibus
incisoribus superiöribus 9 pollices Lond. aequaret.”- Die BLUMENBACHSche Schädelsammlung gehört nunmehr
dem Museum des physiologischen Instituts in Göttingen an und steht unter der Obhut ihres verdienstvollen
Directors, des Professor R u d o l f W agner. Er hat durch einen geschickten Gipsgiesser mehre
der merkwürdigsten Schädel abgiessen lassen, um damit andere Museen zu versorgen.
Eine höchst merkwürdige Uebereinstimmung findet zwischen diesem Tungusenscliädel und dem
des Eskimo Statt. Die Gesiehtsbildung ist ganz dieselbe, das Gesicht platt, sehr breit über den
Jochhöckern, der Oberkiefer breit, vorstehend, der Bogen, welcher von den Alveolarfortsätzen und
den Zähnen gebildet wird, sehr weit, ganz wie bei den Eskimos und Grönländern; ebenso
gleichen sie einander in der Capacität, der Verlängerung und dem grossen Hinterhaupthöcker des Kopfes.
Dieselben Charaktere kommen auch grösstentheils den Chinesen Schädeln zu, welche sich in unserer
Sammlung befinden, und ich habe desshalb geglaubt, in diesem Tungusenschädel ein Verbindungsglied
zwischen der Schädelform der „Chinesen und Eskimos zu finden.
Asiens B rachycephalen.
Ugern (Samojeden, Jakuten u. s. w.),
Türken,
Circassier, und wahrscheinlich die Mehrzahl der zahlreichen Volksstämme im Caucasus,
Turkomannen, \
Afghanen, 1 | | I
Laskaren, ' V
Tartaren, \ sämmtlich Prognathen.
Mandschu-Tartaren, 1
Mongolen, sowohl im asiatischen Russland als in der Mongolei, I
Malayen, / '
’’Indian mongolidae” in Dr. L atham’s ’’The varieties of man” gehören wahrscheinlich auch z u
dieser Classe.
Diese Völker nehmen den ganzen grossen asiatischen Continent ein, ausgenommen nur die oben
erwähnten Dolichocephalen in Indien, Persien, Arabien, China und einem kleinen Theile von Sibirien;
aber, wie oben bemerkt worden, wohnen auch unter diesen an manchen Stellen die so eben aufgeführten
Brachycephalen in kleineren zerstreuten Staaten. In Asien sowie in Europa ist also die bra-
chycephalische Kopfform die überwiegende; doch mit dem Unterschiede, dass die asiatischen Brachycephalen
grösstentheils Prognathen sind. *)
*) Decas altera collectionis suae craniorum diversarum gentium etc. pag. 12 und Taf. XVI.
C. Australiens Schädelformen.
A u s tra lie n s D o lich o c ep h a len .
“ A ustra lneger — sämmtlich Prognathen.
Die genauere Kenntniss von diesen ist noch so Unvollständig, dass ich mir hier nicht erlaube,
irgend Namen zusammenzustellen, sondern mich beschränke anzuführen, dass ich tlieils im Museum
des Carolinischen Instituts, tlieils in anderen Sammlungen und mehren gedruckten Arbeiten die
Gewissheit erhalten habe, dass dolichocephalische Volksstämme fast auf allen australischen Inseln
Vorkommen. — Auf dem eigentlichen Continent von Australien oder dem sogen. Neuholland, so wie auf
Van Dfemensland, scheinen alle wilden Volkstämme prognathische Dolichocephalen zu sein. Auf den
übrigen Inseln kommen auch Brachycephalen, Malayen, P o ly n e sie r und Papuas (Q uoy und
G aimard) vor. Auf den meisten Inseln sind sie schwarz oder schwärzlich und sind desshalb A u stra lneger
genannt worden, so wie sie auch in der Schädelform den Negern gleichen. Viele Stämme
haben feingekräuseltes aber langes Haar, gleichsam zu langen Zöpfen verfilzt; bei andern ist das
Haar struppig. Unsere Sammlungen haben dergleichen Schädel von vielen Inseln der Südsee und
des stillen Oceans; sie gleichen einander auf eine merkwürdige Weise. Sie sind im Allgemeinen
klein, aber dick, und gleichen auch hierin denen der Neger. Ihre Schädel sind viel kleiner als
die der Chinesen, haben aber wie diese grosse ParietalhÜcker, welche selten bei den Negern
Vorkommen; der Hinterhaupthöcker ist gross und seitlich etwas zusammengedrückt. Die Weite des
Jochbogens ist nicht so gross, die Nase nicht so platt wie bei dem N eg er, die Stirn schmal
und niedrig. Neuerdings habe ich durch Professor B o n sdor f f in Helsingfors dergleichen Schädel
von der Insel Oahu von der Gruppe der Sandwichinseln erhalten. Die dänische Fregatte Galathea
brachte mehre dergleichen Schädel von den Nikobarischen Inseln heim; Prof. I b se n hielt über diese
Schädel einen interessanten Vortrag bei der Versammlung der skandinavischen Naturforscher zu
Stockholm im Jahre 1851 und hatte die Güte, unserm anatomischen Museum ein Specimen zu
überlassen.
Durch Dr. R obert G ordon L atham hat unser Museum auch einen sehr werthvollen Schädel
eines sog. Dayak aus Borneo erhalten. Dieser ist auch dolicliocephalisch. — Die Hälfte eines
solchen wird in der Universitätssammlung in Christiania aufbewahrt, ganz übereinstimmend in der
Gestalt, und ausserdem habe ich mehre andere gleiche in London gesehen. Diese Dayakschädel
sind auch sämmtlich klein, aber stark gebaut; die Scheitelhöcker sind etwas kleiner als bei den
Australnegern. Alle Daya'kSchädel, welche ich gesehen habe, waren verziert mit eingegrabenen
symmetrischen Ornamenten an der Stirn, am Scheitel und den oberen Schläfengegenden bis zur
Spitze der Lambdanath; mehre Felder in den Figuren sind dunkelbraun gefärbt, hie und da befinden
sich kleine Stellen mit hellen blauen oder rothen Farben.
L atham führt von ihnen an: ’’Ehe ein junger Mann heiratlien kann, muss er seiner Braut
das Haupt eines zu einem andern Stamme Gehörigen, den er selbst erschlagen hat, zu Füssen legen.
.Hiernach erfordert jede Ehe einen Mord. Ich glaube jedoch nicht, dass der Gebrauch so allge-
rniein ist, wie es die Sitte verlangt. Auch ein anderer eigentümlicher Zug kommt den Dayaken
zu, nämlich die Leidenschaft Schädel zu besitzen. So machen die Schädel den Hauptschmuck eines