Es dürfte hier auch zu erwähnen sein, dass in des Grafen A natole D em idof f prachtvollem
Werke über seine Reise in Südrussland und in der Krim1) Beschreibungen und Abbildungen von neun
auf der Reise in der Krim gesammelten Schädeln Vorkommen. Von diesen sind fünf aus der Gegend
von Kertsch, zwei von Jalta und zwei von Feodosia. Nur drei von ihnen haben die lange oder ovale
Form, und diese sieht man für altern Ursprungs an und glaubt, dass sie Griechenlangehört haben.
Die übrigen sechs, auch von hohem Alter, gehören zu den kurzgeformten mit hofiem, viereckigem
Hinterhaupte. Von diesen ist bei einem1 2 3) das Hinterhaupt etwas gewölbter, als bei den übrigen,
und gleicht in dieser Hinsicht den hier in den Sammlungen befindlichen finnischen Schädeln. Uebri-
gens ist es dem Verfasser nicht möglich gewesen, auSzumitteln, von welchen Volksstämmen diese
Schädel herrühren, da die Krim während der Länge der' Zeiten von nicht weniger als vierzehn verschiedenen
Völkerschaften bewohnt gewesen ist, nämlich: Cimbrern, Alanen, Madshiaren, Khazareji*
P e tsh e g en en , Warägen, Kumannen, Tataren.*,, Bulgaren, C irc a ssie rn , Armeniern*
Juden, Z ig eun ern, Russen und Kosacken.
3. Schädel von Finnen.
Fünf von den finnischen Schädeln, welche ich Gelegenheit gehabt habe, zu untersuchen, erhielt
ich theils vom Prof, der Med. I lmoni in Helsingfors, theils vom Prof, der Anat. daselbst, B o n sd o r f f ;
einen sechsten ausgezeichnet charakteristischen finnischen Schädel8) verschaffte ich mir ausserdem
durch einen hier wohnenden Künstler, Hrn. S tromer. Den Angaben der genannten Herren zufolge,
kann ich von der Echtheit dieser Schädel so versichert sein, wie es auf solchem Wege möglich ist.
Alle sechs Schädel sind von Männern.
Die Hirnschale zeigt, von oben angesehen, einen keilförmig eiförmigen Umriss (Forma cuneßto-ovata),
dessen Längsdurchmesser um etwa £ grössei^ist, als die grösste» Breite. (Länge zur gr. Breite wie
1000:808). Diese Form des U mrisses hat eine grössere Länge, als die von den Schriftstellern
sogenannte viereckige Figur.
Die mittlere Länge ist 0,178, die grösste Breite in mittler Zahl 0,144, die Breite zwischen den
vorderen Schläfengruben 0,100. Vorn ist die in Rede stehende Figur abgestutzt in Folge der Stellung
der Augenbraunenränder und des Augenbraunenfortsatzes, aber die Stirn ist gewölbt (Frons fornicata).
Die Schläfenseiten des Umrisses» sind fast gerade, in Folge dessen, dass die Schläfen flacli sind.
Die Scheitelhöcker, welche stark vorragen, bilden jeder seinen Winkel beim Uebergang in das Hinterhaupt,
dessen Wölbung grösser als bei den Sla v en ist und fast das Segment einer Kugel ausmacht.
Die grösste Breite ist in der Nähe der Scheitelhöcker.
Ein besonders hervorstehender oder absatzförmiger Hinterhauptshöcker kommt an keinem dieser
Schädel vor.
Der grösste Umkreis ^der Hirnschale variirt von 0,510 bis 0,537 und kann in mittlerer Zahl zu
0,524 angenommen werden. ** *
1) - Voyage daïis la Kussie méridionale et la Crimée. Cap. XIII.
2) 1. c. Tàî. 10.
3) Diese* Schädel ist Fig. III. PI. i n abgebildet.
.Von hinten angesehen, zeigen diese Schädel eine fast viereckige Hinterhauptsfläche, welche das
Ansehen hat, als wäre sie etwas höher als breit. Die obere Seite dieses Viereckes liegt zwischen*
den : Scheitelhöckern, die untere zwischen den Processus mastoidei, die stehenden Seiten erstrecken
sich von den Scheitelhöckern bis zu den Proc. mast. An den slavischen Schädeln zeigt sich die
Höhe des Hinterhaupts bisweilen fast der Breite gleich, bisweilen geringer; an den schwedischen,
mit niedrigen, abgeplatteten ScheitelhÖckem und weit vor dem Hinterhaupte stehenden Proc. mastoidei,
gehören diese letzteren nicht dem Umrisse des Hinterhaupts an.
An fünf Specimina ist längs der Pfeilnath eine Erhöhung, welche sich auch in der einzigen Notiz
angemerkt findet, die man bis jetzt von den Schädeln der eigentlichen F inn en besitzt, nämlich in einem
Briefe vom verstorbenen Prof. H ueck an den Akademiker S jögren. j) Der hintere Theil der Pfeilnath,
wie auch der Scheitelbeine, biegt sich nach unten in die eben erwähnte, das Hinterhaupt der F inn en
auszeichnende, gleichmässige Wölbung, welche beinahe das Segment einer Kugel ausmacht.
Die Spitze der Lambdanath liegt höher hinauf, als bei den Schweden, ungefähr gleich der bei
den Slaven. Die Lineae semicirculares majores liegen etwas niedriger als bei den S la v en , aber
höher als bei den S chweden, vereinigen sich ferner unter einem stumpfen Winkel oder mit einem
schwachen Bogen, welcher bei den meisten etwas über der hintern untern Grenze des Hinterhaupts
liegt. Die Protuberantia occipitalis fehlt bei fünf Specimina und ist beim sechsten klein.
Die grösste Convexität des Hinterhaupts fällt in dessen Mitte, so dass diese Mitte in der Vereinigung
der Pfeil- und Lambdanath liegt, demzufolge nimmt der Theil des Os occipitis, welcher die
hinteren Lappen des grossen Gehirns bedeckt, eine aufgerichtete Stellung an, und macht so etwa l
der grossen, gerundeten Wölbung des Hinterhaupts aus. So wie die Processus mastoidei die unteren
Ecken des Hinterhaupts an diesen Schädeln bilden, so liegen auch die Partes mastoideae der Schlafbeine
in der Fläche desselben.
■ Die Höhe des Bogens, welcher von der Kante der Gehörgängö um die grösste Convexität des
Hinterhaupts gezogen wird, macht etwa § der Chorda desselben Bogens aus.
Das Rückenmarksloch ist von gleicher Grösse und Form, wie bei den vorigen; die Crista occipitalis
externa ist wenig erhöht, aber gerade und hedeutend aufwärtssteigend. Die Lineae semicirculares
minores sind stark ausgeprägt^ so wie die Processus jugulares. Das Conceptaculum für das
kleine Gehirn ist bedeutend ausgebildet und an fünf Specimina mit dem hintern Theile aufsteigend.
Die Incisurae mastoideae zur Anheftung der herabziehenden Muskeln des Unterkiefers sind tief und
eng. Der Abstand von der äussern Seite des einen Processus mastoideus bis zu derselben Seite des
andern^variirt von 0,124 bis 0,135.
Von der Seite angesehen, ist die Stirn gerundet gewölbt, bisweilen ohne Tubera frontalia, bisweilen
mit wenig ausgebildeten. Die Tubera superciliaria sind gross und in einer vorragenden Glabella
vereinigt. Die Insertion der Gehörgänge fällt etwas hinter die Mitte des Längendurchmessers. Ihre
Form und Stellung ist wie bei den Schiveden und Slaven. D ie’schon angeführte ebenmässige,
kugelrunde Wölbung des Hinterhaupts; zeigt sich, von der Seite angesehen, am meisten charakteristisch.
Die Höhe der Finnenschädel variirt von 0,135: bis 0,147.
Die Profillinie des Antlitzes ist fast lothrecht; ihre Höhe von der Nasenwurzel bis zum Alveolarrande
ist an fünf Specimina 0,070, am sechsten 0,065.' Die Entfernung von der grössten Convexität
des einen Jochbogens bis zu der des andern variirt von 0,128 bis 0,145.
*) Bulletin scientifique publ. p. l’Acad. Imp. d. sc. de St. Petersbourg, T. V, p. 316.