diese haben die obenerwähnte dolichocephalische Negerform, sind schmal, niedrig, länglich mit
hervorstehendem Hinterhanpthöcker.
G eorge W indsor E arl, der eine werthvolle Arbeit verfasst hat*)’ führt eine interessante Beschreibung
von wahrscheinlich, gleichartigen Papuas aus diesen Gegenden von dem königl. holländ.
Marine-Lieut. B r uijn K ops an, der bei der Expedition angestellt war, welche' die holländische Regierung
unter der Führung der Herren va n d en D üngen, G ronovius und Lieut. B r u t e l d e la R ivière
auf dem Kriegsschooner Circe nebst mehren kleineren Kriegsfahrzeugen des holländischen Vasällen-
Sultans auf Tidore von den Mollukken im Jahre 1850 nach der nördlichen Küste von Neuguinea
absandte.* 2) Diese Expedition landete bei Dori an der Nordküste; der Verfasser nennt die Einwohner
der Gegend Dori-Papuas. B r u ijn K ops beschreibt sie als kleingewachsen von h \ Fuss Höhe
(zuweilen sechstehalb Fuss), von dunkelbrauner Farbe, zuweilen fast schwarz, das Haar schwarz,
kraus, oft sehr lang, zuweilen als wenn es geschoren wäre. Er beschreibt ferner ihre Haarbekleidung
und Gesichtsbildung, aber so unvollständig, dass man daraus mit keiner Sicherheit schliessen
kann, ob diese Papuäs den eben erwähnten Brachycephalen angehören. — Ich kenne leider die holländische
Arbeit nur durch E arl’s Werk; E arl hat eine Zeichnung, welche einen Dori-Papua mit
seinem Hunde in einem Boote auf der Wildschweinsjagd darstellt. Ebenso hat er die: Zeichnung
eines Dori-Papuahauses, welches auf Pfählen im Wasser gebaut ist. — Diese beidêh Zeichnungen
sind wahrscheinlich aus B r u ijn K ops’ Bericht entnommen.^— An dem Papuamanne im Boote sieht
man das turbanartig hervorstehende Haar, welches diesen Papuas den Namen Mops-Papuas gegeben
hat. Ich vermuthe, dass P richard’s Figur eines solchen Papuas auch von B r u ijn K op s entlehnt ist..
B r uijn K ops erzählt, dass das Volk auf Neuguinea sich selbst in Papuas und Alforen eintheilt,
von welchen die ersteren die Küsten, die letzteren das Gebirge und Binnenland bewohnen. Er
hat jedoch, wie es scheint, das ethnologisch! Verhalten dieser Völker night'genauer erforscht,
wesshalb man nur als wahrscheinlich annehmgn kann, dass sie verschiedene Stämme bilden!
Lieut. B ruijn K ops rühmt die^Papuas sehr als ein^m Grunde gutes Volk. Diebstahl ist z. B. unter
ihnen ein schweres und, seltenes Verbrechen. Sie-'wäreii mehre Tage an Bord auf oder neben den
Fahrzeugen der Expedjtion, ohne dass von ihnen irgend etwas entwendet wurde. Sie hegen Achtung
vor dem Alter, Liebe ?u den Kindern, und es herrscht Treue unter den Gatten. Keuschheit steht in
hohem Ansehen und wird selten gebrochen. Ein Mann kann mir eine Frau haben und ist. an sie
auf Lebenszeit gebunden. Das Concubinat ist nicht erlaubt. Sie lieben besonders star^igfetränke,
welche sie aber nicht selbst bereiten, zufolge dem, was Herr B r uijn K ops erfahren kóiinlè. Kinder
zu stehlen und sie zu verhandeln ist jedoch nicht unrühmlich; die so Gefangenen weiten jedoch gut
behandelt und gegen Lösegeld ausgeliefert. Sklavenhandel ist allgemein, aber die Sklaven werden
gut behandelt Derselbe Offizier führt Folgendes an über ihre Sitte Verbrechen zu bestrafen: Ein
Mordbrenner verfällt mit seiner ganzen Familie dem Eigenthüuiier des verbrannten Hauses als Sklave.
— Ein Mann, der vorsätzlich einen andern verletzt, hat einen Sklaven als Busse zu bezahlen. —
Ein Dieb ist verpflichtet da§ Gestohlene nebst einer Zugabe zurückzustellen. -4^Wenn einem Garten
oder einer Pflanzung Schaden zugefiigt ist, muss er erstattet werden. — Der Bruch des sechsten
Gebotes wird mit dem Tode bestraft oder, wenn die Vergütigung möglicherweise Statt finden kann, mit
’) ’’The native Races of the Indian Archipelago, Papuans.” London 1853. The ethnographical library conducted by Edwin "
Nokris. Vol. L
2) Natuurkundige Tijdschrift voor Nederlandsch Indie, 1851.
w
schweren Bussen. Ein Mann, der einem Weibe Gewalt antliut, ist verpflichtet säe zu heirathen und
den Eltern die gebräuchliche Gabe von1 zehn Sklaven zu geben. Im Fall eines unerlaubten Zusammenlebens
ist das Weib straffrei und, wenn unverheirathet, frei von aller Unehre. — Alles wird
abgeschätzt nach dem Werth eines Sklaven!
Die Mehrzahl der 'Don-Papuas sind Heiden, eine geringere Zahl Mukamedaner unter Priestern
von Ceram und Tidore. Das* Götzenbild der Heiden ’’Karwar” ist grob von Holz geschnitzt, etwa
achtzehn Zoll hoch, schlecht geformt, mit sehr grossem Kopfe, mit langer, spitziger Nase und weitem,
wohl mit Zähnen versehenem Munde. Der Körper ist gewöhnlich mit einem Stücke Kaliko bekleidet
und der Kopf .mit einem Taschentuch bedeckt. Jeder Haushalt hat sein Bild. Das Bild muss bei
allen wichtigen Gelegenheiten zugegen sein und wird wie ein Orakel befragt. Sie haben auch
’’Fetische”, meistens geschnitzte Bilder von kriechenden Thieren (Schlangen und Eidechsen), an der
Decke aufgehangen oder in den Tlnirpfosten ausgeschnitten.. Sie haben eine Art Priester, welche
zugleich ihre Aerzte und Wahrsager sind. Ihre Häuser bauen sie auf Pfählen in Seen, die Aussen-
wände bestehen aus Brettern. Nach der Zeichnung, welche E arl mittheilt; 'gleichen sie unseren
grossen Seebuden mit Guckfenstern. IjUfder Mitte befindet sich ein Gang, an dessen Seiten die
Zimmer:;sin,d. Die Zwischenwände bestehen aus Matten, die Fussböden aus gelegten Sparren.
Di$se Papuas bearbeiten Eisen und andere Metalle, und treiben einen beschränkten Acker- oder
richtiger Gartenbau; aber von einer Viehzucht wird nichts erwähnt: Jagd und Fischerei ist die vorzüglichste
Beschäftigung der Männer; die Weiber besorgen die häuslichen Geschäfte. Sowohl auf der
Jagd wie im Kriege gebrauchen sie Bogen und Pfeile; vergiftete Pfeile wenden sie nicht an. Auch Fische
werden mit Pfeilen geschossen, mit Spiessen gestochen und mit Leinen oder auch in Kessern gefangen.
Da die Papuas einen so grossen Theil der Zeit auf der See zubringen, so macht das Canoe
einen wichtigen Theil ihres Besitzthums aus. Sie haben kleine Canoes für die Kinder, andere grössere
für eigenen täglichen Gebrauch für zwei Ruderer, und noch andere grosse Canoes für zwanzig Ruderer.
Jedes dieser Fahrzeuge ist aus einem Baumstamm gemacht; die grossen Canoes haben einen Mast und
Segel aus Matten. Mit diesen unvollständigen^ Fahrzeugen können sie jedoch keine längeren Reisen
unternehmen, wesshalb der Handel dieser Inseln sich in den Händen von Fremden, vorzüglich von
Chinesen, befindet. Die holländische Regierung hat 1852 eine Factorei in" Port Humboldt auf der
nördlichen Küste von Neuguinea angelegt, woher wir hoffentlich genauere Kenntniss von den Einwohnern
dgh Landes erhalten werden.
Ich habe, mir hier eine so grosse Weitläufigkeit in Bezug auf die Papuas an der Nordküste
von Neuguinea erlaubt, weil ihre genauere Kenntniss noch von so viel Dunkel umgeben ist. Wir
sehen inzwischen, dass auch Herr B r u ijn K op s sie für eine ganz andere Race hält als die Alfurus.
— Obgleich die Namen Papua und Alfor oder Alfuru wahrscheinlich ohne streng ethnographische
Bestimmung angewandt werden, s<wscheint man sie doch allgemein so zu verstehen, dass unter
Papuas Küstenbewohher .und unter’Alfurus Binnenland- oder Gebirgsbewohner verstanden werden.
Das Wort Papuas soll von der malayischen Benennung eines krausen oder wolligen Haars "rambut
pua pua" herkommen, woher Puapua oder Papua auf diese Küstenvölker mit wolligem, krausem
Haar angewandt worden ist. Alfurus kommt von dem portugiesischen Worte ’’Alforas”, welches
eigentlich ’’freigewordene Sklaven” bezeichnet. Die Portugiesen wandten diese Benennung in Ermangelung
einer andern auf die freien Landbewohner im Innern der molukkischen Inseln an, zur
Unterscheidung von denen, welche in den Städten wohnten. Indessen werden diese Ausdrücke jetzt,
wie erwähnt, auf Küstenbewohner und Binnenlandbewohner angewandt; welche, wie wir oben gesehen