Mastoidalbreite.......................... ..................................... . . . 0120
Grösster Umfang...............................................................™ ...................... 0 535
Grösste H ö h e ..................... ............................... .......................... 0130
Lange des Rückenmarkslochs..................... .................................................... q Qgg
Breite- ■ ' ..................................... ............................... , . ! ! 0,025
Jochbreite (mitten am B o g e n ) ................................. -Ä ’ » ■x . , . o 135
Höhe des Oberkiefers von der Nasenwurzel an . . . ................................ 0 071
Höhe der Apertara o rb ita rüm ................................( V ”. . . . . . . 0 036
Brelte.................................................................................................................... ! 0^042
Höhe des aufsteigenden Unterkieferastes ...........................................................o oeo
Kinnhöhe des Unterkiefers . ................................................ q q™
Diese Schädel gehören hiernach der dolichocephalisch-prognathischen Form an, der der Neger
sich im Allgemeinen etwas nähernd; indessen steht bei den Negern doch das Kinn mit den Vorderzähnen
etwas anders, nämlich so, dass das Kinn nach hinten abfällt und beide Kiefer vorn in einem
.ziemlich starkvorstehenden Winkel auf einander stossen, ähnlich den Kiefern bei den Affen, während
dagegen hier, und vermuthlich bei den meisten amerikanischen Indianerstämmen, das Kinn am
weitesten vorsteht
Der Name Tapuio’s kommt bei P e ic h a b d nicht vor; D ’O r b igny nennt die Tapuia’s nur im
Vorbeigehen neben den Tapis und Karaiben unter mächtigen Volksstämmen im nördlichen Brasilien. ’)
In der Reise des Prinzen Ma x im il ia n von Neuwied*) kommt dagegen der Name Tapuya’s an
vielen Stellen vor. So fuhrt er zuerst aus VAScoNcnLLOsf'an, dass dieser Schriftsteller alle Urvölker
im östlichen Brasilien in zwei Klassen theile, nämlich in bezähmte oder JÜlisirte Indianer, Indios
mansos, und in Tapuya’s oder wilde Horden.* 1 Die Ersteren bewohnten bei der Ankunft der Europäer
bloss die Seeküste; sie waren in mehre, nach Sprache und Sitten wenig verschiedene Stämme
getheilt. Ihre Guaranisprachweise wurde von den Portugiesen -Zingoa gerat oder „lo'triz genannt;
sie hatten die abscheuliche Sitte, ihre Kriegsgefangenen zu mästen, um sie an einem festlichen Tage
zu fressen. Als zu diesen Ind io s mansos gehörend rechnet der Prinz die Tomoyos, Tupinambas,
Tupinaquins, Tobayaras, Tupis, Tupigoäes, Tumiminos, Amoigpyras, Araboyaras, Ra-
riguaras, Potigoares und Carijos.
. 418 OT'de» Tapnios gehörend werden in deh-Prinzen Reise die P a r is , Patachos, Macha-
calis oder Machacaros und Botocüdos erwähnt. An einer Stelle*) wird angeführt, dass ein besonders
wilder TapuyaJätamm; die Uëtacas oder Goaytacases, wie die Portugiesen sie nennen;
an der Ostküste unter den oben erwähnten Indios mansos wohnte, aber eine Sprachform bésass,
welche von ihrer Lingoa geral abwich, und dass dieser Stamm nur mit vielem Muth und vieler MiihJ
von den Jesuiten bezähmt (gebändigt) ward.
Die in Europa wegén ihrer fürchterlichen Holzpflöcke in der Unterlippe und den Ohren am
meisten gekannten Botokuden gehören sonach auch zu den Tapuios.
*) L’Homme américain, T. 1, p. 317.
2) Reise nach Brasilien in den Jahren 1815— 17.
1 Notioias curiosas e necessarias da. aonaas da Brasil, Lisi™ 1668 (in Padre Sntaö m VMC0N(*L0S CbrOnica da companhia
de Jesu do Estado do Brasil etc.) ! ‘
4) a. a. O. Bd. 1, p. .37.
Wir besitzen in den Sammlnngenl des Caroliniscben Instituts zwei Specimina von sogenannten
Botocüdos; das eine ist ein vollständiger Schädel, welcher vor längerer Zeit vom Hrn. F b e y r e is s in
Rio Janeiro übersandt wurde, das andere der Gipsabguss von dem eines lebenden Botokuden,
welcher in mehren der grösseren Städte Europa’s für Geld gezeigt ward. Beide Specimina ergeben
ganz dieselbe Schädelform, wie d i e .o b en beschriebene. Prinz M a x im il ia n hat von den Botokuden
die erste ausführliche Beschdjeibhhff geliefert. In älteren Zeiten waren sie als Aymorés, Aim-
borés oder Amburés bekanht.||àiy>elbst nennen sich Engeräckmung und hören sich ungern
Botokuden nennen. Den letztem’Kämen haben sie durch die P o r tu g ie sen von den grossen Holzpflöcken
erhalten, welche sie sich in die Unterlippe und die Ohrenläppchen setzèn. Das portugiesische
Wort Botoque bedeutet einen runden kurzen Holzpfiiek in das Spundloch einer Tonne oder
eines Fasses zu stecken. Noch i. J. 1817 wohnten di^Boto’kuden vorzüglich zwischen dem Rio
Pardo und dem Rio Boee, Auch von diesen Indianern soll ein Theil zum Christenthume bekehrt,
etwas civilisirt worden und ,Ackerbau treibend sein.
Es sind jedoch nicht' die Botokuden allein, welche sich Pflöcke in Lippe und Ohren einsetzen.
Prinz M a x im il ia n führt solcherweise von den P a ta cho s, welche ebenso wie die M achacalis Feinde
der Botokuden sind, an, dass sie ein Stück Rohr in der’Unterlippe tragen; die Tupinambas an
der brasilianischen Küste tragen grüne Nephritsteine in der Unterlippe. Dieselbe Sitte soll nach
AzxRApibei den pampeanischen Völkern Vorkommen. Die .Lenguas in der Nähe von Gran Cbaco,
wie auch die Aquitequédicaguas, tragen runde Holzstücke in den Ohren, und in der Unterlippe
einen zungenförmigen Pflock von zwei Zoll Dehrn; A zaka fand dieselbe Sitte auch unter den Charmas,
L a C o ndamine berichtet, dass die Indianer am Maranon achtzehn Zoll weite Löcher in den Ohrläppchen
hatten, in welche sie Blumensträusse steckten; die Gamellas-Indianer an demselben Flusse
trugen grosse Pflöcke & der Unterlippe. Prinz M a x im il ia n citirt auch aus Q ü a n d t ’s Nachrichten
von Surinam, dass die Karaiben und Waraner MGuiana ihre Nadeln in den grossen Löchern
aufbewahren, w « h e sie sich in den Qhrenläppchen zurichten. Das Eigenthümlichste in dieser Hinsicht
wird, nach G u m il l a *) von den Guamos-Indianern am Apure und Saraze angeführt, dass sie nämlich
in jedem Ohrläppchen einen Beutel bilden.
Die Sprachen der wilden Indianer sollen sehr von der s. g. Lingoa geral abweichen; aber
alle späteren Sprachforscher bringen sie sämmtlich zur guaraniseken.
Wir finden, dass die Namen Tapuio ’s, Tapuia’s oder Tapuya’s bald angewandt werden als
allgemeine Benennung wilder Indianer im östlichen Brasilien, bald gewisser Gruppen derselben,
ohne irgend einen gewissen Zweig strenge zu bezeichnen, so wie Botokud richtigerweise die
Benennung von Indianervölkern ist, welche Pflöcke in Lippe und Ohren tragen; ferner dass dieser
Gebrauch unter mehren sowohl zahmen als wilden Stämmen vorkommt, dass aber das Volk, welches
am meisten unter diesem Namen bekannt i,st, richtiger Aymores oder Engeräekmung heissen würde.
Es verhält sich mit den Indianern Brasiliens, wie mit vielen andern Nomadenvölkern in Afrika
und Amerika, dass sie sich von Zeit zu Zeit in mehre kleinere Gesellschaften theilen, welche eine
gewisse Selbständigkeit behaupten, in Feindschaft unter einander gerathen und sich von einander absondern.
Sie bekommen , eigne Namen, wie sie auch ihre vorher gleiche Sprache und Sitten verändern. Grössere
und immer grössere Verschiedenheiten entstehen. Die gesonderten kleineren Gesellschaften
rn
*) Yoyage dans l’Amérique méridionale.
2) Hist. nat. de l’Orenoque.