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Schädel aus alten Gräbern in Östergöthland.1)
H e r r Artist Mandelgren hat dem Carolinischen Institute 'einen Schädel .überliefert, welchen er im
letzt yerwichenen Sommer von einer Reise in Östergöthland mitgebracht hatte. Der Schädel, welcher
in dem sogenannten Sandstugubacken (Sandstubenhiigel) zwischen den Kirchen von Stora Äby und
Ödeshög gefunden worden, ist wahrscheinlich von sehr hohem Alter.
Ueber die Fundstelle theilte Hr. Propst D. L. Kinmanss^ uii Stora Äby gütigst das Folgende mit:
’’Nahe bei der Landstrasse zwischen Linköping und Jönköping, J Meile von Stora Äby sowohl?
als der Kirche von Ödeshög, befindet sich ein völlig ebenes, etwas hoffhliegendes Sandfeld von sechs
bis acht Tonnenlands-Areäl genannt Sandstugubacken.
Dort, zu beiden Seiten des Weges und auf der'Grenze beider Kirchspiele, sieht man eine ziemlich
grosse Menge von l*dpRchteten Platten ohne Inschrift (Bauta-Steimg*) — einige etwa acht Fuss
hoch, andere weit niedriger, der Abwechslung nach Grenzsteinen gleich. Alle stelien jetzt auf der
ebenen Erde und auf bearbeiteten Aeckern, ohne die geringste Erhöhung am Fusse.
In der Nähe dieser aufgerichteten Steine, ungefähr drei hundert Fuss
O A nördlich von der Landstrasse liegen auf einer zu den Ländereien des Baüerq
Q © o O gutes Kulltorp im Kirchspiel Ödeshög gehörigen Koppel neun Familiengrabö
B ^^ge^ (Ättehögar), achtzehn bis dreissig Fuss von einander, von denen sechs
von bedeutendem Umfange acht bis zehn Fuss hoch, drei dagegen kleiner
sind, in der hier vor Augen gelegten Ordnung beisammen.
■) Q ta s ig t af Kongl. Vetenskapa-Akodemiens Förhandliiigar 1848 p. 72: Gramer «r gamla graf gar i ÜstergötMand
AfcHr für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin, herauf, von Jon. Müilea 1849, p. 565. Ans d. Schwad
von F. C. H. Ceeplin.
2) Ein Tonnenland (Morgen) enthält 14000 schwed. Quadratellen. A Herausg.
3) B a u ta s te in e (Schwed. B a u ta sten a r ) sind in Schweden häufig vorkommende, hohe Steine, die wahrscheinlich den Verstorbenen
zum Andenken aufgerichtet worden sind. - Bisweilen findet man nur einen Stein, bisweüen wcilgc, bisweilen aber
auch eine grössere Anzahl bei einander; in letzterem Falle bezeichnen sie möglicherweise ein altes Schlachtfeld. Herausg.
Ganz oben auf jedem Hügel befindet sich eine nicht grosse Vertiefung von der Form eines
Riesentopfes (Jättegryta), welche, wies es scheint, nicht durch künstliches Dazutlnm entstanden ist.
In dem Hügel A, welcher der grösste und am höchsten liegende ist, stiess man im vergangenen
Sommer unter einem Grieslager nahe dem Gipfel des Hügels und in einer Tiefe von kaum achtzehn
Zoll auf den durch den Spaten etwas beschädigten Schädel, welchen ich mir die Freiheit nahm,
zu übersenden. In demselben Hügel traf man auch viele kleine und dünne, weisse Knochenstückchen
von Ä—1" Länge an.
C. F. Broocman sagt in seiner Beschreibung von Östergöthland,*) nachdem er über einige Runensteine
in der vormaligen Kirche von Stora Äby berichtet hat, indem er von dem oben genannten
Sandstugubacken redet: ’Ausser jenen Alterthums-Merkmalen giebt es in dem Kirchspiele ziemlich
viele Geschlechtsgrabhiigel mit dabei aufgerichteten Steinplatten; auch fand man vor einigen Jahren
ein sehr langes Gerippe in einer Familiengruft noch unverweset.’ Die Tradition von diesem Gerippe
geht auch heute im Schwange, aber ohne weitere Commentarien. Gewiss ist' es, dass man theils
beim Bearbeiten des Ackers um die Steinplatten, theils in den aufgestörten Hügeln oft auf kleine
Knochenstücke und Scherbchen von gebranntem Tone stösst, welche gleichwohl gross genug sind,
um sich als Fragmente von vorzeitlichen Urnen zu erkennen zu geben. Dass das Feld in den
späteren Jahrhunderten nicht als Begräbnissplatz benutzt worden ist, weiss man mit Gewissheit.”
Die Masse des Schädels* 2 3) waren:
L ä n g e ............................................................... : . . ungef. 0,195
Stirnbreite.........................................................................................................ung. 0,100
Grösste Breite..................... ......................................... ...............................................0,143
Umkreis . ............................ . . . . . . . . . . . . ung. 0,540
H ö h e .......................... ..... . 7 7 * . ............................................................... ung. 0,137
Mastoidalbreite. . . ....................................................................................................0,136
und so von denselben Dimensionen, welche in der früheren Schrift über die Schädel der Nordbewohner8)
in mittlerer Zahl für die Hirnschalen der Schweden angegeben ist. Aus dem Angeführten dürfte
der Schluss gezogen werden können, dass die in Rede stehende Hirnschale- welche allem Anscheine
nach von einer Mannsperson ist, zur heidnischen Zeit begraben worden ?sei und einer Person von
grösserer Bedeutendheit angehört habe. Wiefern dieselbe von celtischem oder sviogothischem Stamme
^gewesen sein möge, ist schwer zu ermitteln, da die Schädel dieser Stämme' in Mancher Hinsicht
Aehnlichkeit mit einander haben. Nach den Ansichten, welche man im Allgemeinen in England von
solchen Bautasteinen hegt4), deren in dem Schreiben des Herrn Propstes Kinmansson Erwähnung
geschieht, würden diese celtische sein.5)
’) Beskvifning af Östergöthland 1760.
2) Er ist Fig. II Fl. V abgebüdet. •
3) S. o. Abhang. I.
4) Knight’s Old England, a Pictorial Museum of regal, ecclesiastical, baronial and popular Antiquities.
5) Siehe die Note Seite 42. .