offenbar umhüllt gewesen war. Das Haar auf dieser Haut war kürzer und feiner, als Ziegenhaar.
Diese Umhüllung schien mit einer ÏJadel von Knochen oder Horn befestigt gewesen zu »sein. Es
ist nicht näher angegeben worden, von welcher Thierart die Haut gewesen sei; es wird darüber
in einem gedruckten Berichte, welchen der Curator des naturgeschichtlichen Museums in Manchester,
Hr. W. C. W illiamson mittheilte, gesagt, "dass das Haar sehr der Wolle eines Schafes oder vielleicht
noch mehr dem Haar einer Ziege gleiche, obgleich es nicht ganz so lang sei,”
Die sonst in dem Sarge Vorgefundenen Sachen waren:
1) Eine sehr angefressene Dolchspitze von einer kupferhaltigen Metallmischung. Solche sind
auch in zwei anderen uralten Gräbern in England mit ihren Handgriffen oder Schäften,» welche sehr
kurz waren, gefunden worden.
2) Ein Stück Feuerstein, welches die Spitze eines Wurfspiessês ausgemacht zu haben scheint
3) Zwei Pfeilspitzen von Feuerstein,
4) Ein schön geformtes Horn- oder vielleicht Knochenstück, welches das Heffgefäss zu dem
Handgriffe des oben erwähnten, vermuthlichen Dolches gewesen zu sein scheint.
5) Eine ziemlich grosse Nadel von Holz.
6) Eine andere Nadel von demselben Materiale, als das vermuthete Dolchheft.
7) Ein zerbrochener ovaler King, muthmasslich von Horn; wahrscheinlich benutzt als ßchulter-
spange einer Schärpe, wie hach Angabe der Antiquare die alten Britten sie getragen haben, sollen.
8) Ein flacher, gefloohtner, runder Weidenkorb, von etwa sechs Zoll Durchmesser. Der Boden und
ein Theil der Seiten waren aus Rinde gemacht und mittelst durchgesteckter Sehnen zusammengefügt
Auf dem Boden sass eine Masse fest, die man für Speise hielt, mit welcher der Todte vermuthlicl,
entweder zu vermeintlichem eigenem Gebrauche, oder zum Geschenk an die Götter in der anderen
Welt, ausgerüstet worden war. Dieser Korb befand sich aber in eineni so mürben Zustande, dass
er beim Herausnehmen auseinanderfiel.
9) Am unteren Theile von des Skeletts Brustkörbe fand mau einen Zierath von einer zerbrechlichen,
fast hornartigen Substanz, geformt wie eine doppelte Bandschleife mit zwei Zipfeln, deren
Oberfläche mit feinen, erhabenen Linien künstlich verziert war.
10) Üeberbleibsel von Vegetabiliën, welche zerfielen; ein Blatt darunter war aber nebst einigen
Beeren zn unterscheiden, welche beide Aehnlichheit mit denen der Mistel zu haben schienen.
Die Hirnschale besitzt eine Form, welche sowohl von der schmalen, länglichen Form bei den
Celten, als der etwas breitem ovalen bei den Skandinaviern und Germanen bedeutend abweicht. ')
Obzwar das Hinterhaupt nicht so abschüssig und kurz ist, wie bei den meisten Brachycephalen, bin
ich doch der Meinung, dass diese Schädelform mit ihrer bedeutenden Höhe sowohl, als Breite, besonders
Uber den Parietalhöckern die Classe der Brachycephalen andeute. Dr. P kichard hat auch
dieselbe Ansicht in einem Briefe an mich dargelegt.ä) Er erwähnt, in demselben, dass mehre Schädel
von Ur-Britten gefunden worden seien, und dass sie eine fast runde Form zeigen; ferner erwähnt
er auch des in Rede stehenden Schädels .von Scarborough als eines urbritischen.
Die Form des Umrisses dieses. Schädels ist breit-oval; die Länge übertrifft die Breite um etwa
ein Sechstel. Die Oberseite ist gerundet gewölbt, die Stirn schwach gewölbt, niedrig und breit; die
Schläfen sind, besonders Uber den Ohrenöffnungen, gewölbt, die Parietalhöcker stark entwickelt, die
% Der Schädel ist Kg. II PL VI abgebildet. -
*) Öfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar 1848 p. 71.
Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin, herausg. von J. Müllee 1849 p. 554. -
Seiten des Schädels von ihnen herab nach der Ohrengegend fast lothrecht abschiessend, das Hinterhaupt
von hinten angesehen fast quadratisch; es ist, wie bei den Finnen, gerundet. Die Lineae
semicirculares superiores sind nebst der Protuberantia occipitalis, ebenso wie das Receptaculum cere-
belli, stark entwickelt. Die Warzenfortsätze gross; die Ohrenöffnungen weit hinter der Mitte der
Längsachse. Die Arcus supraciliares springen nebst einem Theile der Glabella ungewöhnlich stark
aus der Stirnregion des? Schädels vor; die Nasenbeine stehen stark aufwärts; die Augenhöhlen sind
gross, wenig sohief naich aussen und unten gestellt. Die Jochhöcker klein; die Jochbrücke wenig
herausstehend; die Zähne wenig nach vorn hervorschiessend, lang, der Quere nach stark abgenutzt;
die Kiefer beinahe gross, aber ziemlich gut proportionirt und die Wangengruben eingedrückt.
L ä n g e .......................... 0,189
Stirnbreite.........................................................................................................................0,107
Hinterhauptsbreite ......................................................................................................... 0,157
Höhe . . . . . . . . . . . . . ................................ . .• . c. 0,145.
Um fan g ................................................*. .....................................................0,552
Mastoidalbreite............................................................... ...............................................0,143
J o ch b r e ite ............................................... 0,148
Oberkieferhöhe............................................... 0,065
Orbitalhöhe............................................................... .................................................... 0,032
Orbijfcalbreite..................... ..... ................................................................................0,045
Höhe vom aufsteigenden Aste des Unterkiefers................................................0,065
Kinnhöhe des U n te rk ie fe r s..................................................................................... 0,030.
Die Dimensionen sowohl des Schädels, als der übrigen Knochen zeigen, dass sie einem grossgewachsenen,
starken Manne angehört haben. Hr. W illiamson hält es für sicher, dass dieser Mann
ein Häuptling gewesen sei. Vermuthlicb sind die Häuptlinge in der fernen Vorzeit, wie es noch
jetzt bei wilden Völkerschaften der Fall ist, vor der Menge des Volks durch Stärke und Grösse
ausgezeichnet gewesen.
Aus dem Umstande, dass jede Spur von thönernen Geräthen in dem Grabe vermisst wird,
schlie&st Hr. W illiamson, dass es älter sei, als die Invasion der Römer in England, so wie, dass
der metallene Dolch dafür spreche, dass es sich von der Zeit nach der Phönicier Ankunft daselbst
her datire. Diese beiden Umstände beweisen, zusammengestellt mit der Anwesenheit von steinernen
Waffen, seiner Meinung nach, dass die begrabene Person einer der Urbewohner des Landes gewesen
sei. Zur fernem Bestätigung dieser Meinung beruft er sich auf die Üeberbleibsel von Hautumhüllung,
die sich um das Skelett herum fanden. Man weiss sowohl aus römischen, wie aus späteren Schriftstellern,
dass die Urbritten von Jagd und Viehzucht lebten, durch welche sie sich mit der Milch
und dem Fleische, die ihre hauptsächlichste Nahrung ausmachten, wie mit den Häuten zu ihrer
Bekleidung, versorgten. In den ältesten Zeiten wurden nicht einmal Kleidungsstücke von mehren
zusammengenähten Häuten verfertigt, sondern es wurde nur eine einzige grössere wie ein Mantel über
die Schultern geworfen. Erst zu Caesar’s Zeit lernten die Britten gewebte Zeuge gebrauchen, und
dieses kam nur allmählich und anfangs bloss bei den Wohlhabenderen in Anwendung. Hr. W illiamson,f
citirt auch aus T acitus, dass der Mantel in der Vorzeit über der Brust mit einem Dorn oder einer
zugespitzten hölzernen Pinne, in Ermangelung einer Spange, welche vermuthlich von ungefähr derselben
Beschaffenheit gewesen sind, wie die Pinnen oder grossen Nadeln, die man in dem Sarge
fand, befestigt worden sei.