dass Niemand, so viel ich weiss, bis jetzt im Stande gewesen ist, auf einmal mehr als ein oder
höchst wenige Specimina zu untersuchen. B lumenbach hatte in seiner reichen Sammlung ihrer zwei.
Die Beschreibung, welche er von diesen giqbt,1) besteht nur aus einigen wenigen Reihen, und diese
nimmt dennoch Charaktere auf, welche nicht ganz richtig sind. Sie lautet so: ”Characteres pri-
inarii: Cranium pro portione staturae magnum. Habitus in totum qualis mongolicae varietati solemnis
est. Calvaria fere globosa. Ossa jugalia extrorsum eminentia. Fossa malaris plana. Fronst lata.
Mentum prominulum acuminatum. — Alia observata: Palati fornix complanatus. Fissurae orbitarise
inferiores ingentes. Fossae jugularesv- ultra modum diversae magnitudinis; dextra amplissima.”
Für jetzt besitzt das Museum des Carolinischen Instituts 22 Lappenschädel, und würde noch acht
dazu 'besitzen, wenn nicht die Anzahl von Zeit zu Zeit durch Tausch und Schenkung an andere
Museen^ vermindert worden wäre. Von den jetzt hier sich befindenden 22 Exemplaren habe ich
indessen zur gegenwärtigen Beschreibung nur 16 benutzt, ^weil die übrigen theils von Kindern, theils
von ungewisser Echtheit sind, da man sie aus alten Kirchhöfen aufgesammelt hat; wogegen ich für
die 16 über die Namen, das?"Alter u. s. w. der Personen nähere Angaben besitze. Für mehrere
dieser Schädel habe ich dem Herrn Provinzialarzte Dr. L indström zu danken, welcher längere Zeit
hindurch in Westerbotten gewohnt und nicjit selten Gelegenheit zur Verrichtung medicolegaler Obdüc-
tionen an Individuen von diesem Volksstamme gehabt hat. Andere sind geliefert von dem Prof. Z et t er -
st e d t , den Provinzialärzten Dr. W aldenström und Dr. W retholm, und einige von meinem Schwager,
dem Ingenieur W ahlberg, der sich im Winter 1.835 in Luleä-Lappmark aufhielt und jetzt auf
Reisen im südlichen Afrika ist u. m., — welchen Herren ich nicht genug für die Mühe danken kanri,
die sie sich gegeben haben, um das Museum mit diesen interessanten Gegenständen zu bereichern,^
deren Werth durch die Nachrichten über ihre Abkunft erhöht wird; ein Umstand von um so grösserm*
Gewichte, als die Lappen auf denselben Kirchhöfen mit den Neuangesiedelten, welche Schweden
oder Finnen sind, begraben werden; woraus man sieht, wie leicht Irrungen beim Einsammeln von
Schädeln an ein und denselben Stellen entstehen können.
Von oben angesehen, zeigt der Schädel der Lappen einen Umriss, welcher sich derselben kurzen
Eiform nähert, wie der der Finnen, indem die Tubera pärietalia gross sind und die Entfernung des
einen vom andern bedeutend ist; aber der unterste Theil des Hinterhaupts ist etwas . herausstehend
und verlängert die Figur, wie auch diei Schläfengegenden gewölbter sind und dieselbe an den Seiten
gerundeter machen. Sieht man die Verticalfigur etwas von vorn, so zeigt sie eine sehr kurze und
etwas abgestutzte,* umgekehrte Eiform. Das Antlitz ist, wie bei den übrigen europäischen Nordbewohnern,
wenig über den verticalen Umkreis des Schädels vorspringend.
Unter den sechszehn Schädeln sind drei von Weibern; zwei von diesen sind kleiner, als die übrigen,
der dritte ist so gross, wie ein Männerschädel. Der grösste Umfang ist an dem kleinsten Schädel, welcher
einer ältern Weibsperson angehört hat, 0,470, an dem grössten Männerschädel 0,540; bei vier ist er
0,525, also im Ganzen kleiner, als bei irgend einem der vorigen Volksstämme1.
Die grösste Länge ist an dem kleinsten Schädel 0,155, an dem grössten 0,180; fünf Schädel’ sind
in dieser Dimension unter 0,170, sieben nahe an dieser Zahl, zwei etwas über 0,175. und zwei 0,180. Die
mittlere Grösse dieses Durchmessers ist sonaëh kleiner, als bei den Finnen, nämlich 0,170. Ich habe
geglaubt, hier als mittlere Zahl diejenigen Masse ansetzen zu müssen, welche die meisten Specimina
besitzen.
!) 1. cit.: Decas quinta. Pag. 9. Tab. et Descr. XLIII.
Die grösste Breite fällt nicht, wie bei den Finnen, zwischen die Tubera parietalia, sondern
nach unten und etwas nach vorn von ihnen, theils auf die Schläfenbeine, theils an den Mastoidal-
winkel der Scheitelbeine. Sie variirt von 0,133 bis 0,156." An zwölf Schädeln variirt dieser Durchmesser
nur zwischen 0,140 und 0,149, und von diesen ist er bei fünf 0,147, welche Zahl also am
besten als die mittlere betrachtet werden kann.
-Die kleinste Breite ist an dein kleinsten Schädel 0,091, an dem grössten 0,105, an neun ist er fast
0,100. Der Längsdurchmesser » verhält’sich sonach zur grössten Breite wie 1000:865 und übersteigt
also dieselbe um fast & seiner Länge und die kleinste Breite jim etwa t
|§' An dreizehn Specimina springt der untere Theil des Hinterhaupts in ein von den Seiten etwas zu-
sammCngedrücktes Tuber occipitale vor, während er bei den Finnen dagegen ebenmässig gewölbt,
so viel nach oben, wieuiach unten, ist.
Die hintere Seite dieser Schädel zeigt, wie bei den Slaven und Finnen, die Form eines Vierecks
mit abgerundeten Ecken, doch gegen die Pfeilnath umi*etwas erhöht. Die zwei oberen Ecken werden
voffjden Tubera parietalia, die zwei unteren von den Processus mastoidei gebildet. An den meisten
ist der Abstand zwischen den Tubera parietalia bedeutend kleiner, als der grösste Breitendurchmesser
des Schädels, welcher, wie;; eben erwähnt ward, zwischen den Mastoidalecken der Scheitelbeine oder
der Pars squamosa der Schläfenbeine'liegt. Der hintere Theil der Pfeilnath und der Ossa parietalia ist
zwar nach unten sehr abschüssig, aber nicht so gewölbt, wie bei den Finnen, und nicht so schroff
niedergehend, wie bei den Slaven.. Die Spitze der Lambdanath liegt etwas höher, als bei den Slaven
und Finnen, also weit höher, als bei den Schweden. An zwölf dieser. Schädel kommt ein kleines,
Jweit nach unten liegendes Tuber occipitale vor, dessen Wölbung verschieden von der der übrigen
Hinterhauptsfläche ist. Die Lineae semicirculares majores liegen etwas höher, als bei den Finnen,
treffen sich unter einem sehr stumpfen Winkel und sind nur schwach ausgedrückt; eine Protuberantia
occipitalis fehlt. Das. Conceptaculum cerebelli steigt zum j Theil aufwärts und geht dadurch in die
hintere Fläche des Hinterhaupts hinein, wie bei den.,Slaven.
Zwölf Specimina haben an der Pfeilnath eine Erhöhung,; welche jedoch nicht nach hinten geht,
wie bei, den^ Finnen, sondern mitterf auf dem Scheitel anfängt, sich nach vorn erstreckt und an
einigen Schädeln bis auf den obern Theil des Stirnbeins fortsetzt. Die bogenförmigen Schläfenlinien
gehen in den Umkreis des Hinterhaupts hinein.
Das Rückenmarksloch ist elliptisch, seine Länge ungefähr 0,035, seine Breite 0,031. An neun
Sp. sind die Gelenkknöpfe des Hinterhauptsbeins ungewöhnlich kurz. und breit, an einigen fast rhombisch,
so wie auch bei mehreren sehr herausstehend. Die Crista occipitalis externa ist schwach
ausgebildet, die zu beiden Seiten derselben liegenden Flächen (Conceptaculum cerebelli) sind stark
^f^fflbt. An eilf Sp. sind die Gruben für die Anheftung der Musculi digastrici (die Incisurae mastoi-
deäfe majores) wenig vertieft, dagegen, aber ungewöhnlich breit und offen. Die Lineae semicirculares
minores bilden in der Nähe des Rückenmarksloches kleine Kämme.' Nur an einem Specimen haben
die Proc. mastoidei die bei den Schweden, Slaven und Finnen gewöhnliche mittlere Grösse; bei
allen übrigen sind sie klein; der Abstand zwischen den äusseren Seiten dieser Fortsätze variirt von
0,125 bis 0,135. und ist bei den meisten 0,130. Bisweilen ist die rechte Fossa jugularis bedeutend
grösser, als die linke.
Die Höhe des von den Ohrenöffnungdn um den Hinterhauptshöcker gezogenen Bogens ist die
Hälfte oder noch etwas weniger der Chorda.