welche genau von der tartarisch-chinesisehen unterschie,den werden muss;1 In dem Uebergang™'.von
Amerika nach Asien besteht er nach meiner Ansicht in den sogen. Aleuten, deren Schädel i<m
zwar nicht kenne, did aber von Mehren als in der Form mit denen der Eskimos am meisten übereinstimmend
beschrieben werden.
In Bezug auf die übrige dolichocephalische Urbevölkerung in Amerika erlaube ich mir hier
eine vielleicht noch gewagtere Vermuthung, indem ich sie als verwandt mit den Guanchen auf
den canarischen Inseln und mit den atlantischen Völkern in Afrika, wie Mohren,' Berbern,
Tuariks, Kbpten o. betrachte^weiche Von Latham‘) unter ’’the Amazirg- und Aegyptiän-Atlan-
tidae” zusammengefasst werden.
Ich habe oft während der Betrachtung unserer Sammlung von Natiopalschädeln bei der Ärmlichkeit
verweilt, welche Statt findet zwischen den Schädeln der Guanchen und Kopten und denen
der Guaranis von Brasilien, von denen wir, wie bereits erwähnt, in Stockholm eine recht gute
Sammlung besitzen. Dass diese Guaranis von einem %it den ehemaligen Caraiben auf den
Antillen verwandten Stamm sind, ist auch im Vorhergehenden bemerkt worden. Wir finden also
auf den canarischen Inseln an der afrikanischen Kiiste und den Antillen oder caraihjschen Insela an
der afrikanischen Seite von Amerika ebenfalls ähnliche Schädelformen. Die Hautfarbe hei den in Bede
stehenden Volksstämmen wird za^beiden ’ Seiten des grossen atlantischen Meeres angegeben ■ als
röthlich braun, etwas ähnlich brSfngegerhtem Leder; das Haar gleich; wobei S h anzun|hmen wage,
dass die Gesichtszüge und der Körperbau ebenfalls Uebereinstimmung zeigen.
Dieses Verhalten hat' den Gedanken auf die Nachricht » .der ehemaligen Atlantis in Plato’s
Timaeus gerichtet, welche aussen im Meere vor dem nördlichen Afrika gelegen haben upd; dBJ<)h
eine grosse Veränderung in der Oberfläche der Erde und des Meereg yerscliwunden eeiVgoll. Es
wird berichtet, dass Solon diese Nachricht von einem egyptischen Priester gehört habe, während dey,
Zeit, wo der griechische Gelehrte sich in Egypten aufhielt, um den Unterricht der Weisen dieses
Landes zu gemessen.. Diese Nachrieht enthält Verschiedenes, welches ihr den Charakter einer
blossen Djchtung verleiht. Aber sollte die Nennung des egyptischen Gelehrten an diefäflr Stelle als
eigentlichen Erzählers nicht wenigstens den Werth haben, dass etwas daran haftet, da man in unseren
Tagen immer mehr und .mehr Egypten als die uralte Heimatli der Wissenschaft und Kunst * 2 3)
hat schätzen lernen. Herr Hellebebg, ein schwedischer Landvermesser, welcher seit vielen Jahren
in Ohio ansässig war, hat eine Arbeit herausgegeben9), worin der von mehren Seiten unterstützten
Meinung gehuldigt wird, dass die nordamerikanischen Indianer von Israels Stämmen abstammen
sollen, dass ’’die Indianer bestimmt jüdische Gesichtszüge haben;” dass Mackenzie hei den Chippe-
way-Indianern die Sitte der Beschneidung beobachtet hat n. s. w. Ohne in die yielen Gründe,
welche für diese Ansicht angeführt werden, einzugehen, und ohnfeeinmal selbst derselben zu huldigen,
führe, ich- sie hier an als für die Muthmassung sprechend, welche ich oben aufgestellt habe, dass
nämlich die sogen, rothen Indianer nebst den Caraiben- und Guaranistämmen mit den ehemaligen
Guanchen auf der anderen Seite des atlantischen Meeres und den mit ihnen verwandten Stämmen
in Nordafrika verwandt sein sollten, welche sowohl in der Gesichts- als Schädelbildung den Juden
ganz,nahe stehen .und die stärksten Gegensätze zu dem mongolischen Typus bilden, welcher der
*) The natural history of man, London 1850.
2) ig; u. a . Föreläsningar i medicinens historia af I. Y. Brobeug, l:a Serien, Stockholm 1856.
3) Beskrifnihg öfver nordamerikanska fristaternas Indianer, Götheborg 1848.
asiatischen Seite angehörifsÄjMokton sagt von den alten Eg ypternj^ ’’These primeval people,
since called Egyptians, were the Mizraimites of-scripture, the posterity of Ham and directly affiliated
with the LJbyan family of nations. — In their physical character the Egyptians were intermediate
between tliie Indo-European and,,|emitie races.” ^ . Mit der Richtung, welche die .Geologie in späteren
Zeiten genommen, und den jjelfn Beweisen, welche sie zu Tage gefördert hat, dass Länder in die
Meerestiefe versunken sind, andere sich erhoben haben und noch erheben, scheint die Ansicht nichts
Ungereimtes zu enthalten, dass Amerika ehemals in nähere};. Verbindung sowohl mit Afrika als mit
Asien gestanden hat. Unter Amerikas Indianern soll!» auch hierauf bedeutende dunkle Tradjtio-
nen an vielen Orten noch fortleben.
Die braehycephalischen amerikanischer^ St^nme gehören vornehmlich der Seite von Amerika an,
welcher Asien, dem stillen Meere und der Südsee zugekehrt ist, und sind wahrscheinlich verwandt mit
den mongolischen Völkern. Für diese Ansicht, welche bereits von dem Ersten der jetzt lebenden Naturforscher,
Alexander von Humboldt, ausgesprochen wurde, treten mehr und mehr sprechende,Beweise
zu Tage. Da aber einige dieser ‘braehycephalischen amerikanischen Völker während der letzten
Perioden vor der. Eroberung Amerikas die höchste sociale Culfiir dieses Erdtheiles besessen, und
diese mächtig auf die Bewohner des grössten Theiles des grossen Continents eingewirkt zu haben
scheint: so sind die ausgezeichnetsten Ethnologen unserer Zeit veranlasst worden, die Einheit der
amerikanischen Race anzunehmen. Doch dürfte angeführt werden müssen, dass Dr. L atham sinnreich
die Benennung ’’American Mongolidafe” eingeführt hat2), welche Benennung er jedoch weiter ausdehnt
als die ethnologische Craniologie zugeben kann. Ich habe bereits bemerkt, dass der unvergessliche
Morton selbst die reichsten craniologischen Beweise für diese Ansicht dargelegt hat, und dass die
Charaktere der braehycephalischen amerikanischen Völker ihm Anlass gaben, sie als die für die
amerikanischen Indianer im Allgemeinenfherrschenden anzusehen. Ich selbst bin auf Grund der
Specimina in den Sammlungen, welche unter meiner Obhut stehen, längst von der Verwandtschaft
der braehycephalischen amerikanischen Völker mit den Brachycephalen Asiens und der Südseeinseln
überzeugt gewesen. In meinem Vortrage bei der Naturforscherversammlung in Kopenhagen 1847 sagte
ich unter Anderem: ’’Die.braehycephalischen Stämme in Amerika bilden eine fast ununterbrochene Kette
durch den ganzen westlichen Theil dieses Welttheils bis zum Cap Horn und dem Feuerlande hinab. )
— Ich citirte in demselben Vortrage P öppig’s zuverlässige Angabe über die chilenischen Cholos.
’’sie sind von Olivenfarbe Und ausgezeichnet durch schiefe Stellung der Augenspalten, eine Eigen-
thlimlichkeit aller südlichen Indier in einem hohen Grade.”4 *) Auch in meinem Aufsatze über die
Schädel der Pampas-Indianer15) habe ich meine hier eben geäusserte Ansicht über die Vertheilung
der dolichocephalischen und braehycephalischen Indianer ausgesprochen, sowie über die Verwandtschaft
der ersteren mit den Guanchen und den atlantischen Völkern, wie die der Brachycephalen
mit den mongolischen. Für die letztere Frage haben wir nun auch in Herrn Rector D aa’s gelehrter
>) Crania egyptiaca pag. 65.
2j- A. a. 0.
3) S. o. Abhandl. XII.
4) Reise in Chili, S. 201.
*) Abhandl. XXII.