
 
        
         
		Da  übrigens  die  Bevölkerung  Frankreichs  aus  mehreren  verschiedenen  Stämmen  besteht,  und nähere  
 Untersuchungen  über  ihre  Schädelbildung,  so  viel  ich  weiss,  nicht  gemacht  worden  sind,  so  getraue  
 ich  mir  nur,  es  als  eine  Wahrscheinlichkeit  annehmen  zu  können,  dass  die  dolichocephalisch-ortho-  
 gnathische  die  herrschende  sei.  Ich  muss  hierbei  jedoch  bemerken,  dass  ich  auch  Franzosen  mit  
 sehr  kurzen  Schädeln  angetrolfen  habe. 
 Türken, 
 die  früheren  Ävaren  in  Ungarn,  
 Lappländer, 
 Slaven, 
 Tschuden, 
 Basken. 
 Zu  Europa’s  G.  brachycephalae  orthognathae  gehören 
 Seitdem  ich  meinen  Vortrag  über  die  Schädelform  der  Nordbewohner  abgegeben,  hat  sich  meine  
 Ansicht  über  die  Form  der  Slavenschädel  bestätigt  Ich  habe  nämlich  nach  jener  Zeit  noch  zwei  
 polnische  Schädel  durch  den  Herrn  Medicinalrath  H erzog  in  Posen  und  zwei  czechische  vom  Professor  
 H y r tl  in  Prag  erhalten;  ferner  habe  ich  zwei  umherwandernde  Slovaken  aus  Ungarn  untersucht, 
   die  alle  der  bfachycephalischen  Form  angehörten.  Die  genügendste  Bestätigung  aber  habe  
 ich  von  dem  um  die  ethnographische  Craniologie  höchst  verdienten  Professor  va n  d e r   H oev en   in  
 Leyden  erhalten,  welcher  in  Briefen  sowohl  an  den  Professor  S u n d ev a ll  als  an  mich  sagt,  dass  er  
 eine'  grössere  Anzahl  sowohl  russischer,  als  anderer  slavischer  Schädel  untersucht  habe,  die  alle  
 bestätigten,  dass  die  Slaven  Brachycephalen  seien.  Der  Griechenschädel,  welchen  B l um en ba c h 1)  
 beschrieben  und  abgebildet  hat,  scheint  brachycephalisch  zu  sein; ein  eben  solcher  aus Gips  befindet  
 sich  im  Museum  des  Carolinischen  Instituts;  aber  ich  wage  nicht  zu  glauben,  dass  diese  Schädel  
 den  echten  griechischen  Typus  ausdrücken. 
 Von  den  asiatischen  zum  Theil  mit  den  europäischen  so  nahe  verwandten  Volksstämmen  habe  
 ich  zwar  bis  jetzt  wenig  Kenntniss  erhalten,  aber  mich  doch  überzeugt,  dass  alle  vier  Hauptformen  
 unter  ihnen  Vorkommen,  nämlich: 
 ,  /  G.  dolichocephalae  orthognathae gehören 
 IG.  brachycephalae  orthognathae  gehören 
 G.  dolichocephalae  prognathae  gehören  
 G.  brachycephalae  prognathae  gehören 
 Hindus, 
 Georgier. 
 )  Samojeden, 
 )  Jakuten, 
 Avaren, 
 Tschuden  u.  Finnen,  
 Türken  u.  Perser.  
 Chinesen, 
 Japanesen. 
 Kalmücken, 
 Buräten, 
 Afghanen, 
 Malayen. 
 *)  a.  a.  O.  Dec.  VI. Tab.  LI. 
 /Unter  den  Bewohnern  der  Südseeinseln  finden sich,  so viel ich weiss,  nur die drei Formen,  nämlich:  
 von  G.  brachycephalae  orthognathae:  Tagalen?^.^ 
 I  Australier,  -• 
 *;> ® “  G-  aoBfhooBpbatae  prognathae  j  AmboinenserV, 
 (Malayen, 
 Otaheitier, 
 Papuas^8) 
 Ich  glaubte  lange,  dass  die  orthognathische  Gesichtsform  nicht  unter  den  Bewohnern der Südsee  
 vorkäme;  aber  Mey en ’s   Beschreibung  der  Tagalen  und  seine  guten  Abbildungen  ihrer  Schädel  
 geben  Veranlassung,  sie  als  orthognathische  Brachycephalen  anzusehen.  Er  sagt jedoch:  ’’Nur  die  
 stark  aufgeworfene  kleine  Nase  und  der  etwas  hervorspringende  Oberkiefer  möchten  die Form dieses  
 Schädels  der  der  europäischen  Race  nachstellen;  aber  mit  dem  Schädel  der  Mongolen  kann  er  auf  
 keine Weise verglichen werden.” 4)  Diese  Aeusserung  deutet  einen  niedrigeren  Grad  von  Prognathismus  
 an,  weicher  gleichwohl  weder  aus  dem  Vorhergehenden  in  der  Beschreibung,  noch  aus  den  
 Abbildungen  hervorgeht;  sie  ist  aber  hinreichend,  um  Zweifel zu erwecken,  in wiefern  diese Tagalen  
 Orthognathen  oder  Prognathen  seien.  Da  indessen  die  Abbildungen  und  auch  mehre  Stellen  in  der  
 Beschreibung  für  die  erstere  Form  sprechen,  so  habe^jch  geglaubt,  diese  als  die  richtige  annehmen  
 zu  müssen. 
 Unter  den  Schädeln  von  Südseebewohnern,  die  sich  im  Museum  des  Carolinischen  Instituts  befinden, 
   ist  einer  von  einem  Murray-Australier4)  vom  Port  Adelaide  in  Süd-Australien,  welchen  
 mein  Landsmann,  Capitain  W aerngren,  im  vorigen  Jahre  mitbrachte.  Er  ist  merkwürdig  wegen  
 seiner  Aehnlichkeit  mit  einem  Negerschädel.  Die  Hirnschale  ist,  wie  beim  Neger,  schmal  und  
 lang-oval,  mit  langem  Hinterkopfe,  die  Kinnladen  stehen  weit  vor,  die  Schläfen  sind  jedoch  noch  
 flacher  und  der  Boden  des  Hinterhauptes  ist  niedriger  und  mehr  horizontal  gestellt. 
 Die  Eingebomen  von  Afrika,  obwohl  aus  vielen  verschiedenen  Völkerschaften  bestehend,  haben  
 alle,  so  viel  ich  weiss,  lang-ovale  Schädel;  die  meisten  von  diesen  sind  Prognathen  und  einige  im  
 höchsten  Grade;  nur  wenige  sind  orthognathisch. 
 j  Nubier, 
 Zu  Afrika’s  G.  dolichocephalae  orthognathae  gehören  Abyssinier, 
 (  Berber  u.  die  vormaligen  Guanchen. 
 IAlle  Negerstämme, 
 Kaffern, 
 Hottentotten 
 Kopten:pp 
 Neulich  erhielt  ich  durch  den  Herrn  Dr.  E.  C a rlsson,  welcher als Oberarzt auf der schwedischen  
 Fregatte  Josephine  die  nördliche  Küste  von  Afrika  besuchte,  einen  Kabylenschädel,  dessen  Länge 
 !)  Meyen  Not.  Act.  Acad.  cees.  Leop.  Carol.  Tom.  XVI,  P.  1  p,  4 7 . ---------Wie  man  sieht  war  der  Verfasser  zweifelhaft,  ob 
 er  die  Beschreibung  Meyen’s  mit  Rücksicht  auf  der  Orthognathie  der  T a g a len   als  zuverlässig  ansehen  sollte.  Auf  
 spätere  Untersuchungen  gestützt,  scheint  er  Meyen’s  Angaben  zu  verwerfen,  indem  er  (S.  u.  a.  seine  Abhandl.  ’’Blick  auf  
 den  gegenwärtigen  Standpunkt  der  Ethnologie  mit  Bezug  auf  die  Gestalt  des  knöchernen  Schädelgerüstes’’)  alle  Australier  
 für  entschiedene  Prognathen  erklärt.  Herausg. 
 2)  Sandifort  Tabulse  craniorum  diversarum  nationum  Lugd.  Batav.  1838—43. 
 .  ,8)   Siehe  S.  2  die  Note.  * * 
 2 '*  *)  Pig.  v i   p i.  n .  *