YORWORT.
B e i der Herausgabe der gesammelten Schriften eines verstorbenen Verfassers hat man oft für richtig
gehalten, eine Charakteristik seiner Thätigkeit überhaupt und insbesondere derjenigen, welche er
in den in Frage stehenden Schrifte&iedergele|t hat, vorauszuschicken. Aber eine Schilderung
von. A. R et z iu s ’ Leistungen in der Ethnologie würde zu einer Betrachtung der ganzen Geschichte
und fintwipkelung dieser Wissenschaft führen — eine Aufgabe, weifter sich der Herausgeber keineswegs
gewachsen fühlt. Er .ist jedoch überzeugt, dass, wenn einmal die Geschichte der Ethnologie
einen unparteiischen und einsjltsvollen Bearbeiter, findet, die Thätigkeit des A. R e t z iu s : in dieser
Richtung einen hohen Rang einnehmen wird. Denn nicht ohne Grund rechnet man seit seiner ersten
ethnologischen Arbeit fiir diese Wissenschaft eine neue Aera, den zweiten entschiedenen Schritt vorwärts.
Niemand, wenigstens nicht A. R et z iu s selbst, hat ridp ed S h ' die iyusion gemacht, dass die
ethnologische Wissenschaft dadurch ihrer Vollendung nahe gebracfifworden wäre. «Das ethnologische
Studium l g seiner Umfassendsten Bedeutung ist eins der wichtigsten, zugleich aber andlgschwierigsten
von allen, und man k an n g it Recht sagen, dass es den Muth des Forschers öfter niederschlägt als
ihn erhebt. Für eine solche Wissenschaft eine neue Anschauungsweise zu finden, welche einen
wirklichen Haltpunkt, einen sicheren Grund für fernere Forschung darbietet, ist in der That ein
grosses Verdienst, und dieses ist es, was A. R e t z iu s fiir die Ethnologie besonders zu erstreben
suchte unä a u || erreicht hat.
Der Herausgeber, dem man vielleicht den Voswurf. macJffiiT könnte, däC e /a u s einer leicht
erklärlichen Pietät gegen das Andenken des Verfassers die Verdienste desselben allzuhoch schätzt,
ist so glücklich, rücksichtlich deräpiben einige Aeusserungen des ausgezeichneten Anatomen und
Ethnologen von B a e e anführen zu können,a welchem ihre Huldigung darzubringen sowohl die
Naturforscher Deutschlands als anderer Länder wetteifern, und dessen Urtheil in einer Frage dieser
Art nicht aufgehoben werden dürfte. V on B a e e hat nämlich in seiner Abhandlung über die ethnogra-
phisch-craniologische Sammlung zu St. Petersburg*) in einer kurzgefassten Skizze über die Bedeutung
und Entwickelung der Ethnologie in Betreff der ethnologischen Thätigkeit des A. R etziu s unter
andern geäussert: ’’Diese Bemerkungen haben besonders den grossen Impuls im Auge, den R e t z iu s ’
H ) Nachrichten über die ethnographisch-craniologisehe Sammlung der Kaiserl. Akad. der Wiesensch. zu 8 t Petersburg. — Bulletin
p J«.co mat ematique de 1 Acad. de St. Petersb. 1858, Cap. 3: Allgemeine Bemerkungen bei Durchsicht der Sammlung und
Desiderate für künftige Messungen.