ausgesondert, welche als von gemischter oder ausländischer Herkunft betrachtet werden konnten, wie
die von anomaler Bildung u. s. w.
Das^vorzüglichste Ergebniss der Untersuchung schwedischer Schedel ist, dass dieselben eine
bedeutende »Verlängerung dgr hinterën Lappen des.grossen Gehirns anzmgen, so dass diese das kleine
Gehirn nicht allein ganz und gar bedecken, sondern dabei auch nach hinten über dasselbe hinausgehen.
Bei der Vërgleichung*mit anderen .europäischen Völkern habe ich mich vorzüglich auf die zunächst*
wohnenden östlichen Nachbarvölker, die Slaven, Finnen und Lappen beschränken müssen.
Die Schädel von Slaven zeigen eine Verkürzung der hinteren Lappen des grossen Gehirns an,
so dass diese nur eben das kleine Gehirn bedecken, wogegen sie titie merkwürdige Entwicklung in
die Breite darbieten. Die Schädel der Finnen bezeugen eine etwas grössere Länge der hinteren
Lappen dès grossen •Gehirns, als die der Slaven, doch so, dass sie über das kleine Gehirn .kaum
bemerkbar hinwfjggehen ; aber die Entwickelung nach der Breite ist, obgleich grösser, als bei den
Schweden, doch kleiner als bei den Slaven. Bei den Lappen scheinen die mittleren Lappen des
grossen Gehirns etwas mehr entwickelt zu sein, wogegen die hinteren Gehirnlappen an den Seiten
das kleine Gehirn knapp *) bedecken und eine noch etwas kleinere Entwickelung in die Breite, als
bei den Finnen, zeigen.
Die Verschiedenheiten in der Gesichtsbildung sind nicht ohne Wichtigkeit für die nationalen
Charaktere, aber von geringerer Bedeutung, als die Form der Hirnschale. Sie beschränken sich
hauptsächlich auf eine grössere oder geringere Entwicklung der Kieferapparate, zu welchen auch die
Jochbeine gerechnet werden. Die Kiefer sind bei den europäischen Völkern im Allgemeinen wenig
heraus- oder vorstehend. Bei den Individuen echter Europäer, bei welchen das Gegentlieil eintrifft,
ist das Verhalten wohl als eine Abweichung vom Normaltypus anzusehen.
Es dürfte hier auch der Ort sein, zu erwähnen, dass dieselbe Verschiedenheit in der Entwicklung
der hinteren Gehirnlappen bei den amerikanischen Völkern, so wie bei den verschiedenen. Stämmen
der Bewohner Asiens und der Südseeinseln aufzutreten scheint; wogegen die Afrikaner, so viel ich
weiss, alle nach hinten verlängerte, schmale Köpfe haben. Mehre der Bewohner Asiens Und die meisten
der Südseeinseln, Afrika’s und Amerika’s, sowohl die mit kurzen als die mit langen hinteren Hirnlappen,
zeichnen sich durch eine, die Gesichtszüge verunzierende Entwicklung der Kiefer, -theils in der Richtung
nach vorn, wie die Neger, theils in die Breite, wie die Grönländer, aus. Wo solche nationale
Verschiedenheiten in der Bildung Vorkommen, müssen sie, so weit anatomische Charaktere in' dieser
Hinsicht gültige Zeugnisse abgeben können, eine tief begrünctete Verschiedenheit in den Stammesvef-
hältnissen^rweisen. Man hat jedoch dieser Sache, wie es mir scheint, nicht Aufmerksamkeit genug
geschenkt. So findet man noch ziemlich allgemein, dass dié Neger, welche lange, schmale Köpfe
haben, mit den P ap u a s1 2) zusammengestellt werden, bei denen sie kurz und breit sind, dass die Grönländer,
welche lange, schmale Köpfe mit breiten Kiefern haben, in eine Klasse mit den Lappef&nit
1) Das schwedische Wort ’’knappt” war vorher in der Uebersetzugg unrichtig durch ”kaum”*#edergegeben. Herausg.
2) Die französischen Reisenden und ^Naturforscher Q,uqy und Gaimard, welche das Vaterland der Pap u a s besuchten, haben'
Beschreibungen und Abbildungen von Schädeln geliefert, welche sie dort aus der Erde,;aufgegraben haben, und von (lenen
sie. meinten, dass sie Papuas angehörten. Auf ihré Angaben gestützt, nahm A. Eetzius an, dass dïè P ^ u ia s Êra^TOephalen
• w*jjen; doch macht er späterhin (s. unten seine Abhandlung: "Blick auf der*.gegenwärtigen. StandpunW - dë’r Ethnologie mit
Bezug auf die Gestalt des knöchernen Schädelgerüstes” pag. 144) einen Unterschied zwischen.diesen Papuas Q,—’s und G—’s
und den gewöhnlich so genannten Papuas”, von dëïjtén er sagt,'-sie wären tiolichocephalen. Spätere Untersuchungen von*
von Baer haben die Richtigkeit der An g a bW ü— ’e und G—’s über kurzköpfige P ap u as sehr in Zweifel gezogen.
Siehe übriggns A. Retzius’ eigene Note über diesen gegenständ zu der oben erwähnten Abhandlung p. 148. Herausg.
kurzen Köpfen und kleinen Kiefern gebracht werden, so wie man nach allgemein, unter dem Namen der
Kaukasier, Turanier u. s. w.,.dielälaven mit Skandinaviern und Germanen u. m. zusammenführt.
Um hierin eine Berichtigung zu Wege zu bringen, habe ich eine Aufstellung der Völkerschaften
nach der Schädel- und KiererDildui^jf gemacht, welcheHch schon im Jahre 1840 der hiesigen Königl.
Akademie der Wissenschaften mittheilte, aber aus Mangel an Zugang zu hinlänglich reichen Sammlungen
von Schädeln fremder Nationen . noch nicht selbst im Stande war, vollständig zu prüfen. Ich
theile sie hier als einen Entwurf und in der Absicht mit, Einwürfe oder Erläuterungen hervorzurufen.
Diese Aufstellung, welche nur jjie^Völkerschaften aufnimmt, deren Schädel ich Gelegenheit gehabt
habe zu untersuchen, ist folgende:
Gentes.
Dolichoeephalae.
Brachycephalae.
Orthognathae.
Gallier.
Celten.
Britten.
Schotten.
Germanen.
Skandinavier.
Prognathae *)
Orthognathae.
Prognathae.
Grönländer.
Mehrere nord- und siidamerikänische Indianer-
. Stämme, als Caraiben, Botocuden u. m.
Neger.
Jtfeuholländer.
Slaven.
Finnen u. andere tschudische Völkerschaften.
Afghanen.
Perser.
Türken.
Lappen, Jakuten u. m.
Tataren.
Kalmücken.
Mongolen.
Malaien.
Mehrere nord- und südamerikanische, Volksstämme,
als Incas und Charruas u^m.
Papu.2)
Da die meisten Charaktere hier auf einer- grossem oder geringem Entwickelung der Schädeltheile
beruhen, so ist es nothwendig, Masse in die Beschreibungen aufzunehmen. Ich habe deren Anzahl
so viel, als möglich war} ohne allzusehr' gegen die Vollständigkeit zu fehlen, beschränkt, und dabei
den Meter benutzt. Für die Schädel der Schweden habe ich keine Messungen über die ganze Sammlung
angestellt, welche sich auf 200—300 beläuft, sondern nach mehrmals wiederholter Musterung fünf
Schädel, vier Männer- und ein Weiberschädel, ausgewählt, welche die allgemeinsten, innerhalb der ganzen
Dieser Ausdruck ist vom Dr. Prichard entlebdt,^^velcbet. dpiiS-elben jedoch in beschränkterem. Sinne für die afrikanische
schmale und in die Länge nach vorn hin ausgezogene Kopfform angewandt hat.
2) Siehe die Note auf der vorhergehenden Seite.