bei den Küssen heissen y e Lopari, wie bei uns Kappen. So weit man dies Volk verfolgen kann,
hat es immer auf einer niedrigen Culturstufe gestanden, niemals Ackerbau getfieben-, ist es immer
unkriegerisch ,;und anderen Nationen weichend gewesen, welche es verdrängt und seine Länder eingenommen
haben. Man meint, dass die Lappen' in den ältesten Zeiten feinen grossen Theil von
Russland bewohnt haben. Pr. N ilsson hat in seinem klassischen Werke über die Urbewohner des
skandinavischen Nordens 1) durch so vielfältige Beweise dargethan, dass die Lappen auch das
südliche Schweden bewohnt haben, dass^sfehiverlich ein gegründeter Widerspruch dagegen Statt
finden dürfte. E r^ a t auch gezeigt, dass die Lappen nicht, immer und au£| nicht überall, wo sie
wohnten, Rennthiere gehabt haben, sondern Jäger und Fischer gewesen sind, dass sie vormals grösseres
Ansehen gehabt, Hauptleute besessen, Volksversammlungen gehiflteu haben u. s. w. Prof. R ask
nimmt an, dass sie ganz Dänemark .bewohnt haben.3) Ohne Zweifel bestand *.diese über so ausgedehnte
Länder verbreitete Völkerschaft aus mehreren .Stämmen von verschiedener Lebensweise und
zum 1 heil verschiedenen Sitten. Sehen daraus lässt sich schliessen, dass einige Verschiedenheit in
der Schädelbildung , entstanden s e i|i; müsse... Die Schädel der Urbewohner, welche die Professoren
N ilsson und E scheicht beschrieben haben, und welche der Erstere für lappländischen Ursprungs
erklärt hat, sind klein, wenig ausgebildet, mit kurzem Hinterhaupte, niedrigem Oberkiefer und
schwachen Muskelansatzstellen; aber die JProc. mastoidei sind grösser, als an den. von mir beschriebenen
Lappenschädeln, wie auch das Hinterhaupt nicht so sehr abschüssig nach hinten ist: “) ..«Diese
Verschiedenheiten können jedoch, wie oben bemerkt ward, von lange dauerndem Einflüsse vei'Schie-
dener Lebensweise und verschiedenen Klimaten u. s. w. herrühren, wie wir das Verhalten bei den
1 innen und lnsthen gesehen haben. Bis jetzt sind jedoch nur wenige Üpccimina yön Schädeln
nordischer Urbewohner bekannt; es würde gut sein, wenn durch die Fürsorge .betreffender Auctori- ’
täten die Aufmerksamkeit des Publikums auf den wissenschaftlichen Werth dieser Ueberbl'eibsel der
Vorzeit und die Wichtigkeit, .sie aufziibewahren, gerichtet würde.
Die .Schädel und Gerippe, welche man im JaJii| X8Ü5 nebst den Grab,kümmern, in denen sie
gefunden worden^ beim Planiren der Axcwall:i-He.ide; zerstörte, würden, hättfe man sie aüfbewahrt,
einen grossem Werth .gehabt haben, als mehrere der Kostbarkeiten, welche in entlegenen Ländern
eing^sammelt und mit grossen Kosten an die Museen transportirt werden.- Wahrscheinlich sind viele
von. den Hügeln, welche auf den geebneten Feldern noch sichtbar sind, solche Grabstellen, welche
bei den fortlaufenden Culturen allmählich abgeebnet werden, ohne dass der Landmann .einen Begriff
von ihrer Entstehung- und Bedeutung hat.
Da die Lappen von B lumenbach, wie von den meisten Ethnographen, als mit den Mongolen
verwandt betrachtet werden, welche ich zu den Gentes brachycephalae prognathae gestellt habe, so
dürfte es nicht aus dem Wege liegen, auch von jenen hier Einiges zu erwähnen.
Das anatomisch^ Museum erhielt vor einigen Jahren auf Veranstaltung des Prof. W ahlbekg vom
Prof, der Botanik in Charkow, C heen ic h e f f , einen Kalmückenschädel mit einer Etikette folgenden
Inhalts: ’’CraniümhexUs masculini gentis Cälmuccorum, desumtum anno 1833 a trunco hujus gentis
*) Skandinaviska Nordens Ur-invänare. Lund 1838—43.
?| Nilsson a. a. 0. Heft., ,S. 12.
3) Ein solcher Schädel aus:j|jjaneinark (aus einem alten Grabhügel ’bei Stege auf Möen) ist Pig. II PI. III abgebildet.
sceleti inter mortuo| derelietos haud humatosque, uti mos gentis ekt, in desertis Caucasicis ad fluinen
Kyma districti Quinque-montani; cujus rei certus est Doctor de H o e f f t J quondam inspector rerum
medicinalium Gubernii Caucasiensis.” :
Schädel von Kalmücken.
Der Schädel ist von stärkerem Knochenbau, als bei den Lappen, aber seine Hauptform ähnlich,
die Länge 0,168, die Höhe 0,$27. *) Das Hinterhaupt kurz, breit, am meisten nach unten herausstehend.
Das Conceptaculum cerebelli aufstehend. Protuberantiag und Crista occipitalis fehlen. Die
Lineae semicirculares majores des Hinterhaupts vereinigen sich unter einem sehr stumpfen Winkel;
das gänze Hinterhaupt ist bedeutend schifcf, mit vorwärtsstehender rechter Seite. Die Spitze der
Lambdanath liegt hoch, der Scheitel ist in der Mitte erhöht, die Scheitelhöcker liegen an der Grenze
des Hinterhaupts. Die Processus mastoidei sind schmal und dünn, die Weite zwischen ihnen 0,130,
die Ohrenöffnungen gross und rund, die Schuppentheile der Schläfenbeine klein. Der aufsteigende Theil
des Keilbeinsflügels, welcher in der Schläfengrube liegt, ist gross, der horizontale Theil desselben
kleinÄg.Das Stirnbein neigt sieh stark nach hinten, ist schwach gewölbt und ohne Stirnhöcker, wogegen
die Augenbraunenhöcker deutlich und die Glabella vorstehend sind; Breite der Stirn 0,097.
Die Orbitae sind nach Form und Grösse wie bei den Lappen, so auch die Fissurae orbitales und
sphenopalatinse; die Pterygoidalflügel sind auch nach vorn etwas abschüssig, die Wangengruben tief,
‘unter den Augenhöhlen vertieft. Der Alveolärfortsatz des Oberkiefers ist gross, etwas vorstehend,
der Umriss halbcirkelförmig. Der Abstand zwischen den beiden ^Seiten, yon der Gegend des dritten
Backenzahns gerechnet, ist breit. Diese Breite, welche bei dep. Schweden, Slaven, Fiünen und
Lappen gleich, nämlich etwa 0,060, ist, ist bei den Kalmücken 0,0fÖ, wogegen die Länge des
Gaumengewölbes nicht grösser als bei den europäischen Nordbewohnern ist. Die Entfernung der
Nasenwurzel vom Alveolarrande ist 0,067, von der Spina nasalis bis zu demselben 0,020. Die Jochhöcker
des Oberkiefers sind noch grösser, als bei den Lappen, ohne Incisür, aber mit dem unteren,
S-förmigen Rande fast horizontal. Die äusseren Seiten der Jochbeine bilden, jede ihre, vom äüs-
sern Augenbraunenfortsatze herabsteigende, nach aussen und hinten abhangende Ebene. Die Breite
zwischen den Jochbögen ist gleich der grössten Breite der Hirnschale, 0,143, undpoesonders breit im
Vergleiche zur Stirn, deren Breite 0,097 beträgt. Die%rösste Convexität der Jochbögen fällt in ihre
Mitt§); der grösste Abstand zwischen ihnen ist, wie gesagt, 0,143.
Die beiden Aeste des Unterkiefers, der horizontale sowohl, als der aufsteigende, sind niedrig;
die -.Höhe des erstem vorn ist 0,029, des letztem 0,058. Die hinteren Winkel sind sehr stumpf, das
Kinn abgestutzt, vorstehend, die Zahnhöhlen in beiden Kiefern tief
Es erhellt hieraus, dass^der grösste Unterschied zwischen dem Kopfe der Kalmücken und der
Lappen darin besteht, dass der Oberkiefer beim erstem gross und breit ist, mit starken joch-
fortsätzen, tiefen Wangengruben und herausstehenden Jochbeinen, und dass der Knochenbau stark ist.
J) Dieser Schädel ist Pig. IV PI. VI abgebildet.