haben, als ganz verschiedene ßacen betrachtet werden. — Ich erlaube mir Girier eine wichtige
Aeusserung P richard’s über die Alfurus in diesen Gegenden anzuführen: ’’Was soll man aus der
alforischen Race machen, welche als eine eigene distinkte Völkerschaft mit eigenthümlichem Typus
und eigentümlicher Schädelbildung beschrieben worden ist? Sie bleibt doch immer eine der merkwürdigsten
Varietäten des Menschengeschlechtes. Wir müssen zu denselben die Bergbewohner von
Arsak in Neuguinea zählen, welche L esson gesehen und, wie es scheint, sehr wohl beschrieben hat,
wie auch die übrigen Eingebornen des grossen Festlandes von Australasien.”
L atham hat in seinem lehrreichen, vorher citirten Werke *) unter seiner Abtheilung ”the Papua
branch of the Kelonaesian stock”, ’’New Guinea”, zwei Varietäten angenommen und ausgezeichnet
gute Profilfiguren von ihren Schädelformen mitgetheilt, aus der ’’Voyage sur l’Uranie et la Physicienne”,
von denen der eine Schädel negerartig-dolichocephalisch, der andere brachycephalisch ist, wie er bei
den obengenannten brachycephalischen Papuas vorkommt. — Sehen wir nicht wiederum in diesen
Figuren, in dem dolichocephalischen Schädel den eines Alfuru, in dem brachycephalischen den
eines Papua? — Der Verf. legt jedoch dem Dolichocephalen frisirtes und dem Brachyq&phalen aufgebundenes
Haar bei.
In Betreff des Platzes der brachycephalischen Papuas, wovon hier eigentlich die. Rede ist,
so erlaube ich mir schliesslich die Meinung aufzustellen, dass sie am nächsten, mft ^jen -braunen
Polynesiern verwandt und. entweder der ältere Stamm derselben oder ihre Abkömmlinge sind,
welche durch eigenthümliche Lebensweise, Klima u. s. w. eine besondere Beschaffenheit angenommen
haben. E arl verwirft ganz und gar die Meinung, dass sie Hybriden seien und wie es
scheint aus sehr guten Gründen.1 2)
D. Afrikas , Scliädelforinen.
Die Völker Afrikas sind sämmtlich Dolichocephalen - Dieser Umstand, auf welchen ich früher bei mehren
Anlässen aufmerksam gemacht habe, und welcher, soviel ich weiss, von keiner Seite bestritten worden,
ist diesem Welttheil ganz eigenthümlich. — Europa, Asien, die Südsee und Amerika hatten rVölker-
schaften beider Formen. Europa und besonders Asien haben ein grosses Uebergewicht Von brachyce-
1) A. a. 0 . S. 213.
2) Der ausgezeichnete Akademiker K. E. Von Baer zu St. Petersburg hat ganz neulich die ethnologische Litteratur
mit zwei höchst werthvollen Werken bereichert: 1) Crania selecta ex Thesauri» anthropologicis Academiae Imp.
PetropoUt. Petrop. 1859 und 2) lieber Papuas und Alfuren, ein Commentar zu den beiden ersten Abschnitten der
Abhandlung Crania selecta ex Thesauri» antrop. &c. St. Petersburg 1859. Er regt in diesen Werken grossen
Zweifel an, ob die von Quoy und Gaimard von Vaigiou mitgebrachten Schädel Eingebornen (P a p u a s ) angehört
haben. Er macht die Anmerkung, dass sie aus einem Grabe genommen sind, und hält es für wahrscheinlicher,
dass sie erschlagenen Feinden von malayischem Stamme, als Stammverwandten angehört haben. Dagegen vertheidigt
er die Ansicht, dass-die P a p u a s Dolichocephalen sind, wenn auch in der Schädelbildung etwas verschieden von den
Bewohnern des Binnenlandes, den Alfurus (Cranium Alf'urorum aliquam similitudinem habet cum cranio Papuarum,
nam ad dolichocephala etiam pertinet, est vero amplius et potissimum altitudine et latitudine praecedit. Cran.
..select. p. ( 2 5 1 ) 11). — Dergleichen Anmerkungen lassen sich auch über andere unter ähnlichen Umständen erhaltene
jpchädel aufstellen. Um inzwischen die Frage über die P a p u a s mit grösserer Sicherheit entscheiden zu können,
wäre es wünschenswerth, wenn Naturforscher, welche ihre Heimath besuchen, die Schädel an den lebendigen P a p u a s
selbst untersuchen wollten.
(Das Original dieser Anm. des Verf. wird in der Bibliothek des Carol. Institutes aufbWahrt. Herausg.)
phalischer Bevölkerung; die Südseeinseln haben, wie ich anzunehmen wage, beide Formen in ziemlich
gleicher Anzahl, aber mit moralischem Uebergewicht der Brachycephalen; in Afrika fehlt, so
viel man bisher weiss, jede Spur brachycephalischer Bevölkerung.
Das Carolinische Institut besitzt eine nicht geringe Sammlung afrikanischer Schädel; aus Nordafrika
von Abyssiniern, Kopten, Berbern und Guanchen; sie haben alle dieselbe Schädelbildung:
grosse, geräumige, ovale Schädel, sehr nahe denen der Araber gleichend. Der abyssinische, für
welchen ich meinem Landsmanne Dr. B ehm in Marseille zu danken habe, ebenso wie der koptische,
sind etwas prognathisch. Die Guanchenschädel, deren wir vier besitzen, von denen wir zwei durch
Dr. D avis erhielten, sind sämmtlich vött alten Individuen, welche ihre Zähne verloren und desshalb
zusammengefallene Alveolarfortsätze haben, so dass der Prognathismus wenig merkbar ist.
An allen diesen Schädeln, sowohl von Abyssiniern wie von Egyptern und Guanchen, setzt
sich das Schädelgewölbe in einem langgestreckten Bogen plötzlich gegen den hervorstehenden grossen
Hinterhaupthöcker ab, welcher auch an den Seiten etwas zusammengedrückt ist; die Scheitelhöcker
ragen wenig, .hervor. Diese Schädelform lässt sich als die herrschende im Küsten- und Hochlande’,
sowie in .den Wüsten des nördlichen Afrika betrachten; und findet sich wieder auf der andern Seite
des atlantischen Meeres sowohl unter den Urbewohnern der caraibischen Inseln, als in den östlichen
Theilen des- amerikanischen Continentes. Aus Südafrika hat das Museum eine bedeutende Anzahl
von Schädeln verschiedener Kaf fern Stämme, welche theils von dem schwedischen und norwegischen
General-Consul in ^Südafrika, Herrn L e t t e r st e d t , theils von Professor v a n d e r H oeven in Leyden,
theils von meinem Schwager, dem Ingenieur J. W ahlberg geschenkt sind. Sie gleichen sehr den
Negerschädeln; einige sind etwas grösser als die Mehrzahl der Negerschädel, aber die meisten
haben sehr stark vorstehende Kiefer und Zähne. Einer von einem sogenannten Basutokaffer aus
dem innern Hochlande von Port Natal ist ausgezeichnet durch seine Schmalheit, durch den vollkommenen
Mangel jeder Spur der Scheitelhöcker und ein fast spitzet Hinterhaupt. Von Hottentotten
besitzt das Museum ein ganzes Skelett, geschenkt vom General-Consul L e t t e r s t e d t ; weder an dem
Schädel dieses Skeletts, noch an den guten Figuren, w e lc h e B lumenbach und S and ifor t vofi Hottentotten
und Buschmannsschädeln geliefert; haben, kann ich irgend eine wesentliche Abweichung
in der Gestalt von der Schädelform der Neger im Allgemeinen finden. Mehre Ethnologen haben
die Ai^slraineger als am nächsten mit den Hottentotten verwandt angesehen; ihre Schädel zeigen
jedoch’ im ..Allgemeinen den-Unterschied, dass die Australneger meistens, soweit ich gefunden habe,
deutlichere- Parietalhöcker besitzen als die Hottentotten. Jedoch fehlen diese Höcker auf dem
Schädel des Dayak aus Borneo, den das Museum besitzt.
E. Amerikas Schädelformell.
In ethnologischer Beziehung kann hier natürlich nur die Rede sein von den wilden oder halbwilden
Volksstämmen und denjenigen, welche diesen Welttheil vor der Entdeckung durch die Spanier
bewohnten. Es giebt, wie wir wissen, mehre Hunderte dieser verschiedenen Volksstämme; ein grosser
Theil derselben ist bereits verschwunden, der Rest wird mit jedem Jahre dünner. Die Hoffnung, sie
mit Sicherheit zu bestimmen jind zu ordnen, verschwindet auch mehr und iiiehr. Aeusserst schwierige
und ausgedehnte Untersuchungen sind diesen Völkern, besonders aber ihren Sprachen