Dieffenbach x) ”true Polyne sians” nennt und für eine Abart der Malayen hält, beinahe viereckige
Schädel, die nicht kurz sind, dagegen aber hoch mit grossen Tubera parietalia. Sie bilden einen Ueber-
gang von den Brachycephalen zu den Dolichocephalen, stehen jedoch den erstgenannten am nächsten.
Eine gute Eintheilung der Schädelformen lässt sich vielleicht machen nach der von dem Verf.
vorgeschlagenen Anwendung der drei Dimensionen des Baumes, wenn sie richtig ausgeführt wird.
Damit aber scheint gleichwohl der Verf. kein Glück gehabt zu haben, da er das Gesicht mit dem
eigentlichen Schädel verwechselt hat. So sagt er an einer Stelle, man erkenne ’’die Formen der
Hochschädel” an der ovalen Gesichtsform bei den West- und Südeuropäern, so wie bei den West- und
Südasiaten bis nach Indien. Es ist jedoch eine allgemein bekannte Sache, dass diese ovale Gesichtsform
eben so wohl den langen ovalen, wie den kurzen viereckigen und runden Schädeln angehört.
So schön es auch klingen mag, einen hohen Schädel zu haben nach dem ’’Urbilde des Apollo di
Belvedere”, so meint dennoch der Bef., dass wir die wirkliche Thatsache erkennen müssen, nämlich
dass die Schädel der Skandinavier, der Nojjmanden, der Bataver, Germanen und mehrer andrer
west- und südeuropäischer und west- und südasiatischer Völkerschaften lang oval, nicht hoch, sondern
oft im Gegentheil sehr niedrig, sind. Dieses aber hindert keinesweges, dass das Gesicht ein schönes
Oval darstellt. Die Anatomie lehrt uns-nämlich, dass nur ein kleiner Theil der Hirnschale oder des
eigentliche^^Schädels in die Gesichtsbildung eingeht und die Stirn bildet; alles, was unterhalb der
Augenbraunen, liegt, gehört dem Gesichte und den Kiefern an, nicht aber dem Schädel. Sind die
vorderen Gehirnlappen gut entwickelt, so ist die Stirn hoch; kommt hiezu ein wohlgebildetes ovales
Gesicht, so kann das Individuum vorne den Charakter des ’’HochSchädels” des'Verf. darstellen, in";
der Wirklichkeit aber einen langen, niedrigen Schädel haben. Eine eben so unrichtige Behandlung
der Sache findet auch Statt bei den "Langschädeln' des Verf. Er sagt nämlich von ihnen ^ ’endlich
in der Form der in den Kiefern verlängerten und im Gebiss nach vorn gerichteten Schädel der Neger
erschauet man die schnauzenartigen Formen der Langschädel.” Hier tritt die Verwechselung des Gesichtes
und des Schädels höchst auffallend an den Tag.
Der Verf. hält die Papus und Alfurus für Mischrassen von Turaniern und Sudaniern (Negern),
so wie die Hottentotten und Buschmänner für Mischlinge von Sudaniern und Malayen. Was die
Erstgenannten betrifft, so haben sie theils verschiedene Schädelformen, theils stützt sieb der Satz
auf sehr unsichere Gründe. In Ansehung der Letzterwähnten ist es beinahe völlig bewiesen, dass,
die Hottentotten die Urbewohner von Südafrika sind, und dass die Kaffern erst in den letzten
Jahrhunderten in ihr Land eingedrungen sind und sich dasselbe unterworfen haben.
i,':- Der Verf. nimmt einen polaren Gegensatz an zwischen der Nördlichkeit und Südlichkeit der Erdhalben
rücksichtlich der Höhe oder Flachheit des Schädels, so wie auch einen Gegeüsatz in der
Schädelbildung zwischen den Bewohnern der östlichen und der westlichen Erdhalbe, besonders ausgedrückt
durch die Anwesenheit eines Os interparietale an der Spitze der Lambdanath bei den Bewohn
nern der neuen Welt. Auch nimmt er an, dass im Norden die gerade Gesichtslinie herrschend ist,
während im Süden die Kiefer vorstehend sind.
schmalen Intermastoidalabstande, beim ersten Anblick UnscMüssigkeitj&^yeckt, zu welcher Klasse man ihn bringen solle, so
sprechen doch die grossen Scheitelhöcker und die viereckige Hinterhauptsgegend u. s. w. für seinen Platz unter den Brachycephalen.
Bei meinem Aufenthalte in London sah ich eine grosse' Anzahl Polynesierschädel von derselben Form. Ich
war anfangs etwas zweifelhaft über deren rechten Platz, bin jetzt aber versichert, dass sie eins der äussersten Glieder in
der brachycephalisch-prognathischen Klasse aüsmachen und einen Uebergang von dieser zur dolichocephalisch'en^büden.” (!)
Herausg.
) Travels in New Zealand, London 1843.
Der Bef. merkt dagegen unter Andern folgendes an: die s. g. echten P o lynesier haben hohe
Schädel, während dagegen die der Skandinavier im Allgemeinen niedrig und lang sind; in Amerika
kommen die niedrigsten von allen Schädelformen vor, die s. g. ’’Flatheads” im nördlichen Oregon,
während dagegen die Araukaner in Chili hoh^.Schädel haben. Eben so wenig stimmt der Satz des
Verf. in Betreff der Gesichts- und Kieferbildung mit der Wirklichkeit überein. Als Beispiele, die
dagegen reden, mögen angeführt werden, dass die ^Grönländer grosse vorstehende Kiefer haben und
dagegen die Tagaler im Australmeere, nach Meten, und mehre polynesische Völkerstämme, nach
Dieffenbach u. A., eine Gesichtsbildung, welche sich der. europäischen nähert;1) wenigstens kann
man annehmen, dass ihre Kiefer nicht mehr vorstehend sind als die der Grönländer.
Der Charakter der Interparietalknochenbildung, welche der Verf. auf die Amerikaner im Allgemeinen
anwendet, ist gleichwohl bisher nur bei den Peruanern beobachtet worden. Der Verf. giebt
auch selbst zu, dass dieselbe, wenn auch selten, ebenfalls unter den Europäern Vorkommen kann.
Der Bef. dagegen kann die Aufklärung geben, dass dieselbe doch weit öfter vorkommt, als der Verf.
glaubt, und dass die Sammlungen des Carolinischen Institutes eine nicht geringe Anzahl europäischer
Schädel mit Interparietalknochen enthalten.
Die Ansicht des Verf., dass die künstliche Umformung dès Schädels unter mehren amerikanischen
Stämmen ihren Grund in ähnlichen natürlichen Bildungsanlagen hat, theilt der B$f. vollkommen.
Der Verf. kommt darauf zu. der von ihm erfundenen Anordnung der Schädelformen. Er nimmt
an, die ersten Menschen wäreA entstanden auf den bedeutendsten Landhöhen, deren es drei in der
östlichen und drei in der westlichen Erdhalbe giebt, nämlich in der Östlichen Iran, Turan, Sudan,
in der westlichen das bolivische, guianische und apalachische Hochland. — In die nördlichen Länder
setzt er'die Bassen mit hohen Schädeln, in die. mittleren die mit breiten und in die südlichen die mit
langen Öchädeln. Die Aufstellung ist folgende.-
Norden
Westliche Halbkugel.
(Die neue Welt). '
Östliche Halbkugel.
(Die alte Welt).
Hochschädel.
Die Apallachische oder
Natches-Basse.
Die Caucasische oder |
Iran-Basse.
Westen { Breitschädel.
Die Mongolische oder
Turan-Basse.
Die Guianische oder
Caraib-Basse.
in.
fo- Langschädel.
6. 3.
Die Peruanische oder Die Aethiopische oder
Inca-Basse. Sudan-Basse.
> Osten
Süden.
*)' ”In their features they approach the Caucasians” Dieffenbach 1. % ”On true Polynesians" p. 4.