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au3 der Wol le des Verhascum Thapsus, allein
diese Pflanze wä chs t , so viel ich we i f s , nicht
in Brasilien. Durchbr i cht der junge Vogel die
dünne Schaale des Ei e s , so ist er nackt und
völlig hül i los , bis e r , durch die S o r g e seiner
El tern e r zog en, sein Ha u p t o r g an, die Flügel ,
gebr auchen l e rnt , welche bei ihm die mangelnde
Kr a f t der überaus kleinen, zarten Füf s chen
ersetzen. Sehr natürlich war e s , dals ma n , bei
den vielen empfehlenden Eigens cha f ten dieser
kleinen Thi e r e , in den Schri f ten der Pveisenden
häuf ig Nachrichten von ihnen f and, eben so
auf fal lend a be r , dafs gewi s se wicht ige Thei le
ihrer Na turges chi chte für uns imme r in einem
Ha lbdunke l verborgen blieben. Hierher gehört
eanz besonder s ihre Nahrung Begr e i fhch
O
ist e s , dafs man diesen niedl ichen Thieren,
welche ihre l ang en, zarten Schnäbel in die
röhrenförmigen Blumen ve r s enken, eine ihrer
Schönhei t angeme s s ene Nahrung in den süfsen
Honi g s ä f t en der Pf lanzen zuschrieb. Da man
ihre l ange , aus z w e i cyl inder förmigen Thei len
bes tehende Zung e iür röhrenförmig hi e l t , so
glaubte man a u ch, sie müs s e Blumennect a r auss
a u g en, man lies't daher noch jetzt in allen
ornithologischen We rken von Vieillot, Azara^
im Dictionnaire des sciences naturelles {T. X.
pag. 39 ) , von dem Honi g s aug en der El iegenvögel
. Auch Levaillant und die Her ren Quoy
und Gaimard haben wahrscheinlich die Mä g e n
der Suirnangas und Philedons nicht unter -
sucht denn sie würden wahrscheinlich nicht
Blumens a f t , sondern Insecten darin g e funden
haben. Azara, dieser übr igens gewi s s enha f t e
Schr i f t s tel ler , hat te diesen wichtigen The i l der
Naturgeschichte unserer kleinen Vög e l nicht
selbst unt e r sucht , und er ist daher bei der irr
i g en, bisher al lgemein ang enommenen Mei -
nung stehen geblieben. Er war in der günstigsten
L a g e , uns über diesen Gegens t and zu
be l ehren, verdient aber mit Re cht den Vorwur f ,
dafs er sich einzig und allein an die äuf s e re
Gestalt der Vögel hiel t , sonst würde er ihr Geschlecht
richtiger erkannt haben. Eini g e andere
Schriftsteller haben den I r rwe g bemerkt ,
auf welchem die Orni thologen sich befanden,
und unter ihnen muf s zuerst Hr . Badier (1778) ,
ein Fr anz o s e , genannt werden * * ) , der die Insectennahrung
des Colibri's auf Guadeloupe ent-
+} S. die Besclir. meiner Reise nach Bras. B. II. pag. 193,
+) Voyage de VUranie — ZooZ. pag. 26.
S. Dictionn. d, sc. natur. Vol. X, pag. 41.
IV. Band. 3
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