— 302
schwarz gestreiften der Jugend und des weiblichen
Geschlechts.
Dieser schone Surukuä ist einer der gemeinsten
Vögel in allen von mir besuchten Urwäldern
von Brasilen. Er findet sich südlich
in der Serra dos Orgäos bei Rio, bei Cabo
Frio, in der Serra de Inuä sehr häufig, und
geht nördlich bis Guiana. Azara hat ihn in
Paraguay nicht bemerkt. Er lebt in ebenen
und bergigen Wäldern gleich gern, und hält
sich auch an der Seeküste auf, wo diese von
Urwäldern bedeckt ist. Seinen Ruf hört man
überall, er klingt nicht wie das Schreien eines
Kindes, welches man gesagt hat, und noch weniger
wie Ourroucouai, wie Fieillot sagt, sondern
ist ein eintöniger, ziemlich kurzer, oft
wiederholter Pfiff, der allmälig von der Höhe
zur Tiefe hinabsinkt und hat, wie mir scheint,
unter allen Vogelstimmen am meisten Aehnlichkeit
mit dem Rufe des weiblichen Truthahnes
{Adeleagris GaUopavo). Der Surukua ist wenig
scheu und so einfältig, dafs man ihn zuweilen,
wie auch Azara richtig bemerkt, beinahe
mit einem Stocke todtschlagen könnte.
Auf einem freien, mäisig hohen Aste sitzt er
unbeweglich mit eingezogenem Halse, und läfst
den Schwanz gerade herabhängen. Lockt man
303 —
ihn mit seinem sehr leicht nachzuahmenden
Rufe, so kommt er, wie unser Kuckuk, sogleich
angeflogen und setzt sich in der Nähe auf einem
Zweige nieder. Sein Flug ist eulenartig,
leise und sanft, aber nicht reifsend, wie der
des europäischen Kuckuks. Ueberall sind diese
Vögel verbreitet, sowohl im Sertong und den
inneren trockenen und erhitzten Waldungen^
als in den hohen, dunkeln, prachtvollen Küstenwäldern,
welche in Hinsicht der Schönheit
und ihres erhabenen, majestätischen Characters
bei weitem die erst erwähnte Natur des inneren
Brasiliens übertreffen. In den Küstenwäldern
scheint der gelbbäuchige Surukua weit
zahlreicher vorzukommen, als in den inneren
Catinga- oder Car^i'co-Gebüschen. Er ist in
der von mir bereis'ten Gegend weit häufiger
zu finden, als die nachfolgende Art mit rothem
Bauche. Im Sertong oder den inneren Gegenden
der Provinz Bahid trägt die gelbbäuchige
Art die Benennung Pornpeo, in Minas Capitao
do mato *), in den meisten übrigen Provinzen
aber, begreift man alle diese verwandten Vögel
unter dem Namen (^urukud. Nach FFa-
*) Sielie Augusts de St. Hilaire, voyages dans Finter du Eré'
sil, Vol, i. pag. 397,
í :r
í
, ••; i'i •
r '
f . 1 ^