II. Lief. I. Abth. Meteorologie.
Die Allgaben iler gewölinliclien Cränze lies nrkti-
Echeii Polureises im Friililiiij iiiiietliall. ilcr Nonlisclleii
Meeic wird auf dieser Karte voii der WärmeA'erbrei -
tung mclit am iimeclilcil Orte sein. Icli liabe aiicli
die Gränzlinic wiedeillolt, iimeriialb deren das Polareis
im Frülisommer gegen südliclie Breileii Ireibl •)
lind erinnere daran, dafs der «iU'sersle PnnH, bis ivohin
Treibeis im Nordaliaiilisclien Ocean gesellen worden
ist, mit dem Parallel Ton lO*} ziisammeiilalll (in
Long. W. ) « ) . Wenn das Eis bis 2u diesen niedrigen
Breileu gelangt, wo es in dem warmen Wasser
des Golfstroms angekommen ist, so sieht man es rasch
Behmelzen; „St r öme Wassers" , sagt ein aufmerksamer
Beobachter, der Scliiffslieutenant John Steate Fmk,
„Ströme Wassers stiiizten Ton Jen Scilenilächen des
Eisberges ins Jleer herab, und er sank rauschend und
wirbelnd in sieh zusammen." Dies war^in l.at. .12®
13' N. , Long. 02« 1' W . •••). Iliern.cîl mnfs man
die Sage, es habe sicli ein Mal ein Eisberg in der
Nähe Ton Autigiia (Lat. 1 7 ' 10'N. ) gezeigt, dem Gebiete
phantasiercicher mid phantastischer Romantik anrcilien.
Die erfahrensten Seeleiite und lljdrograplieii sind darüber
einig, dafs der ^leridiau ron Long. 4« » j . W. ,
oder höchstens der von Long. der östlichste sei,
wo man, auf der Fahrt Ton Eüropa nach Kordamerika,
oder auf der ZuriicUalirl, schwimiiiende Eismassen
antrelfe 1) ; dennoch Imt es sich ereignet, dafs sie.
in weit östlichem Meridianen der Schrecken der Seefahrer
gewesen sind: so am 20. Jnli 1827 in Lat.
48° 20' , Long. 2S» W. f r ) , nur aechszehn Grade Ton
der nächsten Eüropüiselien Küste entfernt, und ganz
neücriich ist sogar ostwärts des -Meridians Ton Long
IG" an den Küsten der Britischen Inseln Treibeis ge
sehen worden, — Anomalien anfserordentlicher Art
die muthinarslich Ton einer Terstärkten Ost-Ablenkunj
der I lndsons-Sl römung, durch Toriierrschcnüo Süd'
heilte Eisberge, Ton denen man glaubte, dafs sie Trümmer
des grolsen arktischen Eisfeldes wären.
Die Lage der beständigeu Polinje im Norden TOI,
Sibirien habe ieli nach Hra,,ger> Angaben einzutragen
Tersueht. Es ist dies diejenige Erscliebning,
TOn der ich die allgemeine Beschreibung des kühnen
Etsfahrers iii meine phjsikaliseho Erdbeschreibung
ubergenommen habe
Was die südliche Hemisphäre betrifft, so haise ich
auch hier die Gränze, bis zn der das antarktische
Treibeis in niedere Breiten Tordringt, wiederiiolt " * )
.«an sieht, dafs die Eism.ssen in dieser Halbkugel dem
Icrrestrischen A.,uator mn ä« näher schwimnien, als
in der „örj l ichcn Hemisphäre, dort, im Süd.ll'aiiti
scheu Ocean reichen sie bis zur Isothermkni-.. . „ . .
hi>
westwinde begüi
Strömung eiiK
wurden. Diesi
Regionen trägl
an der Ostküs
die der Nordatlaiitischcn Driftgrofse
Kraft einprägten, Terursacht
s stehende und Treib-Eis der arktisclien
wesentlich dazu hei. die Isothermen
le Ton Nor.lanierila in so tiefe Urciteii
herabzudrücken und den Ünterscliied der Jahreszeiten
dort so hedeütend zu erhöhen; denn während auf der
Eüropäischen Seite des Atlantischen Oceans unter den
Isotberinen Ton 5« und 0° die Differenz zwischen Winter
und Sommer 20" und 22" beträgt, steigt sie j enseits,
an der Küste der Neüen Welt, auf 29" und ;iO"
Cent. Über den Lauf der Meeresströme an der Nordwestseite
unseres Eidtheils sind wir weniger im Klaren
als über manche der entferntesten Gegenden der
grofsen Oceane; wir wissen nur im Allgemeinen, dafs
die nach Norden segelnden Schilfe gegen entgegengesetzte
Strömungen zn kämpfen haben, und dajs , di
nach dem Weifsen jMecre bestimmten Fahrzeuge in
Früliliug auf grofse Massen Treibeis stofsen. Im Ja
nnar 1Ö2Ü sah man an der Küste Ton Dänemark unge
;-)Alls™,. l,äml,.rr nad Titlctarale, I, p. 5.13.
M„,„r ,f iJa MIMÜ Ocean. 7 K(.
t ) Xa.1, iteaadl in der Allgen, L, „. V. ,i,„„|„. , , p, 554.
ti) Sihätler's Jhrigien'on ferhanddwirm
werpen der Zeevaart, / ƒ, I, p. lUó.
enige Onder-
17°, hier, im Nordatlantiaclien Océan scheint die Isotherme
Ton 13" den südlichsten Rand ihres Verbreitungsbezirks
zn berühren; aber das warme Wasser des
Gollstroma kommt der Luftwärme zu Hülfe. Vielleicht
wäre es auch angeiuesseiicr gewesen, die Isothermen
>on 15" uiid 10» zwischen der Ostküsto der Vereinigten
Staaten und dem Meridian der Azoren dem Gestade
Ton Neü-Fnndland mehr zn nähern, als es g e -
ibohen ist. Im Indischen i\Ieere wurden Eisberge
gesellen *•••) : Tom Ostindischeu Kompagnieschilf Farqiiharson
den 20. April 1,S2>) in Lat. .)!)" 13' s . , Lon-
20' 0. ; es war eh,e ehizehie Masse, tou zwei .Meilen
im Umfang und nngelahr 1Ô0 Fufs Höhe • dann im
Jahre 17S9 Ton den Holländisehen K.pitains Slarwgh
id Coiias auf den Kriegsschilfen die Schwalbe und
der Merkur in Lat. 38° I j ' S . , Long. 40» 40' 0
.md auf der Tlictis in Lat. 37" 22' S. , Long. 11» 21'
0. +) . Ich habe des Ersciveinens tou Eisiiiselii in der
Nähe des Vorgebirgs der Guten Ilolfnung erwähnt f f ) ,
welches am 7. April 182S Ton dem Französisclien Schiff
Harmonie und dem Spanischen Schilf Const.ncia beobachtet
worden ist; es war ni Lat. ö l ' J S. , Long.
I j " . l O ' O . f t t ) ; und am 2S. desselben Monats und
Jaiires gerieht die Englische Brigg Eliza ebenfalls in
dortiger Gegend zwischen scliwinimcnde Eismassen, in
Lat. 37" 32' S . , Long. 16» ö' 0. t ). Jene Eisinselu,
Tom 7. April, ragten mehr als hmideit Fufs iiber
die Masscriläche, sie hatten zweihundert Fufs im Durch-
:sser, und das Meer brandete mit grofser Ge.
denselben. Das Erscheinen Ton Treibeis im Mci
diaii des Kaps in so niedriger Breite ist .
fse Seltenheit, dafs seihst l/orsiur-li, der
Iljdrograpii seiner Ze i t , darüber crslauiite
es nicht ohne Ueisiiicl; ich linde, dafs hu
früher, 1727, der Kapl. Pia, hn Staiihope,
bliren des Vorgebirges der Guten Iloirmni
50' S. zwischen schwimmende Eisma^s..,.
Talt
une so groerfahreiiste
. Doch ist
nidert Jahre
, beim Du-
1 Lat. 35»
lerathc
Dalrjjmplc, dem ich diese Notiz entlehne,'^tiigt liiiizu:
•)nVa»s,.)', i.hT.ik:,!. „r,|,„„,, „ ; „ , ,
.C.1 ai.l ,1™, L. , „ „ . t , , . i„ ,!„„ J,|, „ „ I b : i t _ 2 3 . Von l'arnit
{ilcatj lai c r ) , n. 2:i tl
l,a„,|,„. a. 1 „U,,,!,„„,1, , , 5,»,
— j D i c ticiilcri . • liU„iiMli,.a ua.I «rnfpcn Ocean
3 iiml J ,lcr 11... „J.,, Al„r.,.il,M,B:
• —)ha | ,l. l l , . », , . . . . !' . | , „ „ „ „ „ „ .,„ | „,.-,li,. | ,™ 11,.il
? In,Ha iVlal.
S,m.'.'f I " " ' ' ' ' " • ' • " " • ' 5 " ' " B « -
f ) Henirien en I erJ.„n>l, ll»i,ren eeer ecaigc Onderwerpe,, der
t+l.HlBCNi. 1, „. 1. tc., 1, |,.5I3; Karle vom .lllaiil. I),.™.,
ttT)//«rt»rg/i's AVisi Indla Director,!, U, pp. tili!), ti33.
t> llmiburei-, Atai /„,1m Pi|„,, 3 . "
No. 1. Weltkarte zur Übersicht der Isotherm-Kurven.
^Jslands of ice have been seen some - timesy though
raTehj^ bij our skips i/i doubling the cape"*). Das
Vorkommen von Treibeis im wcstliclien Tlicil des Südallaulisclicn
Oceans bis zum Parallel dcg Rio de la
Plata ist auf dieser Seite wol die niedrigste Breite, in
welclier es jemals Ijcobaclitet worden ist. Es war, wie
icli auf der Karle vom Atlantischen Ocean gezeigt Iiabe,
der Kapitain Blmickleij^ auf dem britischen Kriegsschift"
r>lades, der am C. März 1831, in Lat. 37° S., Long.
49° 30' W. auf Eisberge stiefs **). Die Stellen im süd-
*) mtlicni Ocean, p. 17. Purdy's
Oria
^ tu SI
1. 55.
'•) yaulical Magazine, p. 8.
N o r d p o l .
Tschitschagoff, 17C6, Juli 29 . . . . Lat. 60028'
in et« ii Long, 12° 0.
Buchau II. Franklin, 1818, Juli . . . - 80032'
iii etwa Long. 5" 0.
Phipps, 1773, Juli 27 - 800 -18'
in Long. 12° 40' O.
Scoresby, 180G, Juli - 810 30'
in Long. 10° 40' 0.
Hudson, 1G07, Juli - 82o 0'
auf der OsUcitc von Grünland'!")
Parry, 1827, Juli 25 - 82o !->'
in Long. 1(>0 40' 0.
•) Bei der geringen Kenntnifs, die man von Ifudsor's Heise
liehen Eismeere, wo Cook und Btscoe am weitern Vor -
dringen gegen de« Südpol durch feste Eieraassen verhindert
Eer Cook des ^icbünzelmten JiilirhiinderlH.
unsicher Ut. Iliuhon land am 13. Jiitii l(iO> Land in Lat.
der Osliiü.te -»on Grönland, die hier weiterhin versperrt
Wilr Hudson iu L,it. W an der Kusto von Spitzbergen. I
Meridian dica gcachah. iiit unklar (Försters Gcschichtc dci
l>o geglatibt, auf der Zcidm.ing den Meridian von C 0. annc
Äruscnsicrn dfiran zweifelt, Hudson habe die liolie Breite vou 1
Ifung der Xürdliclicu DurcMdhrt; in Kolzcbue's Entdecknngsrei
wurdeii, sind auf der Karte angegeben. Hat die
Stellung des Eises, von NW. nach SO., welche Cook
im flleridian des Vorgebirges der guten Hoffnung und
in Long. 160° W. traf, eine physikalische, etwa eine
Strômiings-Dedciituiig"? lu dem zuletzt genanntenÄleridian
augenscheinlich ein Resultat der autark tischen
Drifts trömung.
Die aüfsersten Punkte, die der Mensch in seineu
Versuchen, bis zu den Angelenden der Erdkugel vorzudringen,
errclclit liat, sind folgende : —
S ü d i i ö l .
Biscoe, 18.31, Februar 1 Lat. 68" 51'
in Long. 100 2' O.
Bellingshausen, 1821, Januar . . . . - 70« 0'
etwa in Long. ÖS® VV.
Cook, i m , Januar 30 - 7 l o i O ' |
in Long. 100° 20' W.
Weddell, 1823, Januar - 740 15'
in Long. 3G0 37'W.
besitzt, IciccLtet
fCi-iisvnsteni mit Ree lit
: ein, dal'g der 3Ieridian, unter wclchcm dle-
:ant, den Parallel >on La(.820 erreichte, sehr
0, wclchea er „Hold wilk Jlope" nannte; es war ein Theil
wie der Name sagt: „Halt an mit llofTen." Am 27. Jnni
legelte nun noch weiter bis Lat. 82", allein unter weldicin
iitdeckungen und Schifl'fabrtvn im Norden, p. 375); ich haehiiien
au dürfen. Idi darf es nidit unbemerkt Inssrn, dafä
82° crrcicLt. (Überäiuht der I'ular - Ucisen zur EutdekiF
dem Rurik, 1. Bd., p. 41.)
Ich habe noch ein Paar geographische Punkte zu
bcri'ihren und einige Worte zu sagen über das „Wahr -
scheinliche Polar -Land" undden „südlichenKontinent,"
die auf einer Karle der neuesten Zeit hier wahrscheinlich
zum ersten Mal erscheinen.
Das zuerst genannte Land ist gleichsam eine Auffrischung
des Landes, welclies der Kosak Andrejetv,
176J, beljaviptete, im Norden des Kolyma-Flusses gesehen
zu haben, und vou dem Bunieij glaubte, es müsse,
wenn nicht das Festland von Asien selbst, mit Amerika
verbunden sein. Uedenstrüm, der Entdecker von Neü-
Sibiricn, ist Andrejew daliiu beigetreten, dafs auch
er behauptete, nördlich von den Inseln sei ebenfalls
Land *). Ganz besonders aber hat Panot (der Vater)
auf physikalische Gründe gestutzt,
Vorhandensein der Polinjen, und au
Meeresströme liernimmt, denen man
Seichtigkeit des Meeres zuzählen ka
scheiiilich gemacht, dafs nördlich
jewsky und iN'en-Sibirien ein Land
— die er aus dem
s der Richtung der
noch die ungemeine
ni, — es sehr wahrvii
» Kotelnoi, Fadelorhanden
sei, w elches
wegen gröfscrer Kntfenmng oder aus Slangel an
hohen Bergen \on keiner der genannten Inseln sichtbar
ist Das Land, >on dem die Tschuktschen erzählen,
dafs man es vom Kap Jakaii bei heiterem Wetter
erkennen könne, habe ich „Wrangeis Land" genannt.
Jf'iaiigel unternahm eine Ei>fahrt dahin, die aber so
unglücklich ablief, dafs er iu der gröfsten Lebensgefahr
von Knirclhardt, Russîsdie
Unir, U\l^^l,>nds I. p. 50,
ngcl's I'hj.ikal. UcobaclUun
schwebte; ein furchtbarer Sturm, der mehrere Tage
wüthete, brach die Eisfläche, uud n»ir durch ein Wunder
göttlicher Gnade ward der Reisende von den losen
Schollen, auf denen er schwamm, gerettet.
Von dem „Südlichen Kontinent" habe ich schon in
den Umrissen der physikalisclien Erdbeschreibung gesprochen*),
ich mufs dazu jedoch bemerken, dafa .ßejliiigskau8en''
s Entdeckung, welche er Kaiser Peter I.
nannte, nicht eine Landspitze, sondern eine Insel ist,
welche 21 Meilen im Umfange hat und in Lat. 68° 51'
S., Long. 93° ti' W. liegt. Seine zweite Entdeckung neunt
aber Bellingshausen ein Land, das Land Kaisers Alexander
!., dessen nördliche Spitze er in Lat. 68® 51' S., Long.
7jO 30' W. setzt *•), dem Südende konnte man wegen
des Eises nicht nahe genug kommen. Ich erinnere daran,
dafs die Vermuthung, diese Entdeckungen könnten mit
Biscoc's Grahams - Land und mit dem Trinity - oder Palmers
Lande zusammenhangen, und so ein Ganzes bildend,
das südliche Festland ausmachen, zuerstvon Krusenslcnt
ausgesprochen worden ist, iu einem Briefe, den
er unterm 20. April 1833 an A. v.Humboldt schrieb***).
Vielleicht ist es dem Kapt. Dumont d'Urville, — der
eben jetzt auf dem Wege nach den antarktischen Ge -
wüssern sich befindet, — vorbehalten, über die Vermuthung
des gelehrten russischen Admirais zu entscheiden.
(Ge«Äri«6dn den 15. Scr'cinber 183T.1
•) Allger II. ^ . Kunde, II, pp, 411, 412.
, Itecucil de Mémoires hydrographiques Supple.
m
••) Aimalen der Erdkunde, VIII. pp. 1)5, 96.