crsto gewesen Ist, der Thatsachen geliefert hat zur Bestirnmimg
der Isodynamcn, oder der Linien gleicher Stärke
des telliirischeii Magnetismus. Diese Tliatsacheii lagen
aber in den Maniiseripteii des Reisenden verliorgen, utiil
blieben bis zum Jahre 1805 unbekannt. Ein Jabrzeheiil
später als Rossel bescliiiftigte siijJi J. von Humboldt auf
seiner Heise nach Amerika mit derselben üutcrsuchung
iu der Wassereinöde des AtlantiscLeu Oceans, wie an den
Küsten \ün Venezuela, in den einsamen LIanos desOrenoco,
ui e aiil" dem Hucken der Cordillercii und an den
Gestaden dei' Süilsee; und aus der Neüeu Wel t zuiückgekehrl
in verschiedenen Gegendendes westlichen Eüropa.
Humboldt publicirtc 1805 in einem iHemoii-e, das
er mit Biot gemeiuschaftlich herausgab, das vou ilim auf
seiner Reise entdeckte Gesetz der von dem Äquator nach
dem Pole hiu zunehmenden iutensitüt der magnetischen
Kräfte, ein Gesetz, das Hr. do Rossel nun auch durch
gemaohu-ii, aber.unpublicirten seine viel friilie Ueobachtungen
bestätigt fand,
mi Hansteen, im Jahre 1819, beginnt die Bntwickelung
einer allgemeinen Timtigkeit für de» erdmagnelischen
Zweig der Naturforschung Damals sagte Hau-
„Eüropa's Mathematiker haben seit Keplers und
's Zeiten sämmtlich die Augen gen Himmel ge
steen
NewH
kehrt die Planeten in iliren feinsten i'egungei:
und gegenseitigen Störungen zu verfolgen
wünschen, dafs sie jetzt eiue Zei t lang den Blick hinab
in den Mittelpunkt der Erde senken möchten, denn auch
allda sind Merkwürdigkeilen zu schauen. Es spricht die
Erde mittelst der stummen Sprache der Magneüiadcl die
Bewegungen in ihrem Itnieni aus, und verständen wir
des Polarlichtes Flammenschrift recht zu deuten, so würde
sie für nns nicht weniger lehrreich sein. Der Zusammenhang
der Meteorologie mit dem Polarlichte, folglich mit
den magnetischen Kräl'ten, springt in die Augen; eben
so merkwürdig ist die Gleichheit zwischen Humboldts
Isothermen und den magnetischen Weigungslinien" *).
Die Anregung, welche Hunsteen gcgeiien, ist nicJit
ohne Erfolg gewesen. Naturforscher und llegieruiigcn
haben gleichsam eijien Wetlkampf begonnen auf dem
Felde des Erdmagnetismus. Die Liste der Namen der
Beobachter, welche sich auf der Karte befindet, geben
Zeügnifs davon; wir sehen den norwegischen Gelehrten
umgeben von seinen Landsieüten, ron Engländern, Franzosen,
Russen und Deutschen. Adolf Erman unternahm
seme Reise um die Erde hauptsächlich in der Absicht,
Thatsachen zur genauem Kenntnil's des tellurischen Slaguetismus
zu sammeln durch Beobachtung mit den vervoUkommneten
Instrumenten. Vom April 182« bis zum
November 1830 hat er eine Reihe von Beobachtungen
der Deklination, der Inklination und der Intensität der
magnetisclien Kräfte theils auf dem Festlande des Nordens
von Asien, theils auf dem Ocean längs einer Linie
angestellt, welche alle Meridiane der Erde durchschneidet,
und sich dabei von Lat. CT" N. bis zu Lat. 60° S.
erstreckt.
Wol liefse sich die Frage rechtfertigen, ob der Beobachtungen
genug vorhanden wären, um schon jetzt die
Punkte, welche gleiche Intensität der magnetischen Kraft
*) Unlersuchungcn über den Magnctisoiiiä der Erde.
Cliristopher Ilansteen. Cliri^tiania, 181!), S. XI.
besitzen, durch Linien zu verbinden, und so ein Netz
isodjnamischer Kurven über die ganze Erde zu spannen.
Hansteen, Biot mxAErman haben den Versuch gemacht,
wie miol. dihikt, mit Re cht ; deim es liegt eine grofse
Wahrheit in der Bemerkung d'Alemberts, die er machte,
als sicli Jemand gegen ihn über den grofsen Umfang der
Encyklopiidie beklagte: — Sic würden sich noch mehr zu
beklagen habeti, antwortete der Philosoph, wenn wir eine
n e g a t i v e Encyklopädie zusammengestellt hätten, eine
Encyklopädie, die nur ganz einfach die Dinge aufzähh^,
von denen wir nichts wissen; in diesem Falle würden
gewifs kaum hundert Folio bände ausgereicht haben.
Diese Bemerkung fiinlet eine gute Anwendimg auf die
magnetischen hitensitäts-Beobaohtungen; es ist schon ein
grofser Fortschritt zur Vervollkommnung unserer Kenntnisse,
weini das gezeigt und gnippirt wird, was bereits
geleistet worden ist, — und dies gilt nicht blos von den
magnetischen Erscheinungen, auch von allen übrigen Zwei -
gen der phjsikalischeu Erdbeschreibung lUCst es sich sagen.
Und wird dieses auf graphischem Wege dargelegt,
so gewinnt man eine gute Übersicht dessen, was nocl»
zu thun übrig bleibt.
Von diesem Gesichtspunkte aus ist die vorliegende
Darstellung der isodynamischen Linien zu beurtheilen.
Der Verfasser derselben, Kapt. Duperrey, hat hier die
«eobachtungen eines vierzigjährigen Zeitraums übersichtlich
zusammengestellt, und dieselben auf einer Älerkatorskarle
geographisch geordnet. Eine Darstellung derlsodynamen
in Globular-Projektion giebt ein anderes ülatt der
magnetischen Ablheiluug unseres Atlas. Bekanntlich handelt
es sich bei Bestimmung der isodynamischen Lhiien
lur um eine Vergleichiing, zu deren Begründung man
•Is Einheil diejenige hiteusilät angenommen liat, welche
Humboldt auf der Linie ohne Neigung in Peru gefunden
hatte. Hier ist jedoch keinesweges das Minimum
der beobachteten Intensität. Dieses fällt in Amerika auf
einen lerreslrischeu Parallel, der etwas südlicher liegt; nnd '
verbindet man alle Punkte mit einander, wo die Intensilät
am kleinsteu ist, so entsieht daraus diejenige Kurve, welche
magnetischen Äquator genannt hat, deren
Lage indefs von der Darstellung anderer Naturforscher
abweicht. Doch, wir stehen hier erst im Vorhofe de rEr -
kenntnifs; in die Geheimnisse dieser grofseu Naturlhätigkeit
einzudringen ist gegenwärtig, nachdem A. von Humboldt
in so grofsartiger Weise dazu angeregt und aufgefordert,
und gemeinschaftlich mit Arago, Kupfer, Gauss,
u. a., magnetische Stationen vou Peking bis Irland, und
selbst bis Cuba errichtet hat , die Aufgabe sehr vieler
lu hoffen steht, immer sich verin
der hier dargebotenen Grageleistet
worden, ein bequemes
J)i ipeireif l ial übrigens diejeni-
I, welche auf gar kehier Beobauf
Analogie gegründet sind.
Forscher, deren Zahl, wi«
mehren wird. Mögen si
phik Dessen, was bereit
Orientirungsmittel finden
gen Theile der Isodynami
achtuiig beruhen nnd m
durch Punkte angedeiUel
Was seine geographische Darstellung in dem vorliegen
den Blatte anbelangt, so habe ich geglaubt, nichts dara.
ändern zu dürfen, obwol Einiges in der Lape und Forii
anders hcIi gestaltet. Doch sind diese Abweichungen voi
keinem wcsentlichiiu Einflüsse, nnd für den Zweck eine
iiigemeinen Übersicht ganz imerhclilich.
LGeicbrieiea den Iii. 4ugiut 1H3G,1
VORBEMERKUNGEN
zu
BERGBAUS' PHYSIKALISCHEM ATLAS.
Besondere Erlaüterungen.
n™ 11 E F E R u N G.
DFiie. se Liefenmg bringt ans der
E r s t e n A b t h e i l u n g : M e t e o r o l o g i e ,
No. 1. — A. V. H u m b o l d t ' s S y s t e m d e x l s o -
t h e r i n - K u r v e a ; in Me rka t o r ' s Pr o j e k t i on.
Auf dieser Karte übersieht man den Lauf der Isotherm
Kurven, oder der Linien gleicher Jahreswärme,
in ihrer Verbreitung über die ganze Erde, mit Einem
Blick; man erkennt ohne grofse Mühe ihre Abweichungen
von den terrestrischen Parallelkreisen, und die
Knoten, welche sie mit den Meridianen bilden.
Ich glaube, mau wird die Angabe der Linie des
Maximums der Luft - Tcniperatur (gröfser als 2 7 ° f ) ,
oder des atmQsplürischen Wärme • Äquators, für ziemlicli
sicher halten können. Man sieht liier deutlich,
dafs er nicht mit dem Erd-Äquat o r zusammenfällt,
er liegt bald in der nördlichen, bald in der südlichen
Hemisphäre, aber in jener auf einem weit gröfsern
Räume, als in dieser. Der Wärme-Glei cher durchschneidet
in der nördliclien Halbkugel 255% dagegen
hl der südlichen nur 103° des Erd-Umfanges. In dieser
Beziehung ist also das Verl.ällnifs zwischen beiden
Hemisphären nahe ^i e 1 : 2,4. In der nördlichen
steigt er bis Lat. 1 5 ' , in der südlichen (mit Ausnahme
der verhäKjiifsraäfsig kurzen Ausdehnung im Umfang
des Bor , i co-Meeres ) nur bis 6 ° | ; Verliältnifs wie
1 : 2,3. Die Knoten des Wärme - und Erd-Äquator s
shid: in der westlichen Halbkugel bei Long. 155^ W. ,
im Meridian der Sandwich-Insel Hawaii, in der östlichen
bei Long. 102° 0 . , im Meridian von Sincapore.
Auch das absolut gröfste Maximum der Wärme fällt
in die nördliche Hemisphäre; es findet sich im Iiniern
von Af r ika, was wir nicht allen» schon an sich selbst,
sondern insbesondere dann wahrnehmen, wenn die im
Biniienlande angestbllten Beobachtungen auf den Me e -
reshorizont reducirt werden.
Aber auch in der südlichen Hemispliäre eeigt sich
ein ähnliches Maximum, obwol auf kleinerem Räume.
Im Borneo-Meere, oder vielmehr in der Sunda-Slrafse,
hat Kapitarn Harmßen, auf dem Preüfsischen Seehandhuigsschiir
Mentor, im April 1S21 eine Wärme von
32-,/, beobachlet, und Mcye7i, auf der Prinzefs Louise,
im December 18SI , etwas aufserhalb der Strafse,
28°,8 *). Beide jUgaben geben ein Mittel von 30°,5.
Auf seiner zweiten Reise, bei der Kapt. Harmfsen die
Prinzefs Louise zum ersten Mal um die Wel t führte,
hat er auf der Rhede von Andj e r , die in der Snnda-
Strafse liegt, am 22. März 1829 im Lauf des Tages
Temperaturen von 82° bis 88° F. beobachtet. Dies
giebt im Mittel 29°,ii5 Centigr. Hiernach haben wir,
in übersichtlicher Zusammenstellung, die Lage und
Temperatur des atmosphärischen Wärme-Äquator s m
der Sunda-St rafse: -
Lat. S. Temp.
1824. April 18. 4° 19' und 32° , t Ilarrnfsen
1829. März 22. 6 29,45 derselbe
1831. Decbr.27. 7 2 2H,s Meyen
Mittel 6- Ü .30°,2.
Vielleicht ist diese Zahl als Jahreswärmc zu betrachten,
mindestens entspricht sie zweien Jahreszeiten, dem
Herbst und dem Sommer, oder einem Äquinoctialpunkt
und dem SoLstitialpunkt bei südlicher Deklination der
Sonne. Dem nahen Balavia, Lat. 6° 9' S . , legt mao
gewöhnlich eine mittlere Temperatur von 2.5°,84 bei *) ,
nach anderlhalbjährigen Beobachtungen von Kriel**^' ,
lilein ich glaube, man darf an der Riclitigkeit des g e -
irauchten Instrumentes zweifeln, wenn man sich der
Epoche erinnert, in der diese Beobachtungen gemacht
wurden (es war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts,
vom Januar 1758 bis Juli 1759) ; das Resultat,
welches A. von Humboldt mittheilt ***), verdient um
nehr Zutrauen, als es mit ReinwardCs Angabe f )
ganz nahe übereinstimmt, und weil Humboldt ausdrücklich
sagt, es gründe sich auf die schärfsten und
neuesten Beobachtungen. Batavia hat hiernach 27° , ?
oder 27°,8 mittlere Jahreswärme. Was mich noch
;hr in der Vermnthung bestärkt, dafs die auf den
Preüfsischen Seehandlungsschilfen in der Sunda-Strnfse
beobachteten Thermometerslände nahe die mittlere
Temperatur ausdrücken, sind die geringen -Wweichungen
der Sommer - und Herbst-Temperaturen von der
ittleren Jahrestemperatur, nach den Beobachtungen
in Batavia; der Unterschied beträgt nur —O^'a uud
- 0°,25 Centigr. . ''
Die jährlichen Schwankungen, oder die aüfsersten
•) Lunrior- „nd Völkerkunde, T, p. ,488. Ich ormncre daran
du . alle Te,„,'"alt,rot, „„ch der Centesimal - Sl<ulc at.ge
wenn das GeseniheU niclit auadrucklich ge.
•) Kfimfz' Lehrbuch der Moleorologie I I , Tabelle zu
Dove'« mctcorologisrhc Untersuchungen, p. 321.
••) Brcwalnr ' s Jomnal of Science, Vol . V, p. 268.
") Fragmcns usiat iques, I / , p. 363. Allgem. L. i
I, p. 231.
t )Do v e , 0. a. 0.
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