Pemphigus seu Pompholix^
(1er Blasenausschlag.
Illi-n IÎ, Tai. j, G, 7 i i 8.)
D i e aiilfalügen Veriiiulcriiiig^cn, "'clclic durch die beut" zu Tage Pemiiln'uvs geiiiiimle Kniiiklicil in der
allgemeinen Deeke gesetzt werden, konnten miseren Vorrahren nieht eiilgangea sein. Mit welchem
Namen jedoch dcrh'i krankhafte Erscheiiiiingen von ihnen belegt wurden, lässt sieh nieht mit Sicherlieit
ungelieii. Gewiss ist nur. dass da.-s schon im .Mterthiune bekannte Wort „Pemphii/m" (v(jn dem
grie ellischen -siiatS), so wie die Worte tmd KoiiuiXo^s; nieht ia dem Sinne, wie heute geh raucht
worden sind. Vielmehr dfirfte man die liezciehnung Fehns ¡lemplmjoik« naeii I l i p p o k r a t e s und Galen
als Bezeichnung tur einen lieherhnflen Zustand hcndlzt haben, bei welchem Pusteln im Munde vorkamen,
die wieder von anderen grieeiiischen Autoren mit den Namen aXiz-iiK, ^XuxTaivsiäs;, ^Xu^Tciivai belegt
worden sind, und vieMeicht dem sobiUifig bei Kiebern an den Lippen erscheinenden Herpes hibinlk oder
fuciuUs entsprechen dürften.
Aus einer anderen Stelle des zweiten Huches über Epidemien des IIii)pokrates, wo er die
Phlyhlemdes mit Urandbliisen vergleicbl, wird von miincben Autoren gefülgcrl, dass Ilippokrates
biemit die ülasenkrankbeit, unseren l'eiiijihigm, gemein! habe.
Enthalten wir uns aller woblmehicnden rnterstellungen unserem Altvaier II i p p o k r a t e s gegenOber.
so können wir von Ihm nur so viel mit Beslimmtbeil sagen, dass er. sieb (iberall an die eljmologiselic
Bedeutung des Wortes haltend. I'omphollijen gewöimliclie Lullblasen in Flüssigkeileii nernit (von
blasen), niid l'ompboi als Schwielen uiul Erhabenheiten anfübrl
Wie vieldeutig das Wort Pempbix im Alterthume gebrauch
hervor.
Dieser führt eininal die Ausdfinstnng der Haut eines Kranken, i
tete llautkrankbeit als /"i-im f,cm¡ihi¡¡o<leH an. wührend er an eim
wek'bcs dem von Tbucydide. s beschriebenen ühnlich gewesen si
: sie bei l'rliearia vorkommen,
wurden ist, geht auch aus (ialen
in andermal eine von l'usleln begleim
anderen Orte von dem l'e.stiicher.
in soll, unter derselben Bezeichnung
urs|in1ngliehen, elym spricbt. und endlich das Wor t l'empliix heil Sinne, als ,Seele -
(Hauch) oder „Gemnib- benötzt.
Es erhellt demnach aus dem Gesagten, dass man luiter dem \\'ortc Peniphigus nicht nur mit Flüssigkeit
gefüllte Epidermidalerbebungeu, sondern auch mit Luit gelullte Lrliabcidieiten bezeichne! haben
dürlte. während man zur lienenmnig von mit wiisseriger Flfissigkeit gel'Clllten IJIasen im ganzen Alterthume
des Wortes sich bedient habe.
Wemi wir uns also aus den alten Sebriflen über die Krankbeil l'eiiip/iiffui unterrieblen wollen, so
müssen wir die Naebncblen über dieselbe dort suchen, wo sie über Phiyktenae sprechen.
So finden wii- z. B, hei Cel sus ' ) eine Stelle, weleiic lautet: ¡'ustu/ue Uridue mmt, mit jmllidde, mit
niijrae, iiul »liier nalurali colore mutiilo, siibesiijiie illis humnr. Ulti hae ruptue nuiit, infra quimi exulcrutu riiru
iid/wiri; ¡ililijlUmaui helkodeia ¡¡raece numinunlur. Fiunt ve! ex friijore, vel ex ii/iie, vel ex inedinimeiäo.
r,' md. LÍA. Y. V«f. 2S.
Afitius V. Amida") spricht von einem .\ussehlagc, welelier am hSufigsten hei Weihern, deren
Regeln in Unordnung sind, und hei Kindern vorkomme, und hei welchem sich Papulae einstellen,
„denen iihnlieh. welche in Folge von Verbrühung mit beissem Wasser entstehen." — So weit nun
würde (be Besebreibnng auf einen Pemphigus passen. Allein der Sehluss dieses Satzes, der lautet:
nr bidwwi aliquundo, nc tridaum duram, beweist, dass er liiemit ein ganz anderes Uebel beschreiben
w(dlte, walirscbeinlieh wieder einen Herpes.
n Verbrend
sie enden
Auch lUiazes spricht von einem Exantheme, welches aus Blasen besteht, die den v
nung herrnbrcuden ähnlich seien. Denselben gehen gewöhnlieb Böthe und .lueken voran, u
mit Bildung von Geschwüren, die sich mit dunkeln Schorfen bedecken.
F e r n e l i n s Ambianus, so wie Gorraens. Bondelet (genannt Piso), Senner l , Platter und
Musilanus bedienen sich gleicbfalls des Ausdruckes Phiyktenae oder I lydat ides zur Bezeichnung
einer Blasenkrankbeit, welche sie dem Erysipel unterordnen, stimmen jedoch im Uebrigen mit den
Lehren der alten Griechen (iberein.
G u r r a e u s hat noeb besonders das Wort Pomphnlix aufgenommen, von welehem er .sagt
r'/jj'ioÀuÇ. hiil/a est elevaiin in hinnnre favtu n spirilu ßiUiiono.
F o r e s t n s , so wie Schenk beschrieben Fülle, wo sie derlei Phiyktenae im Gesichle von Kindern
und jungen Leuten beobacbtelen. Eben so Lepois (IßlS). der hiefür den Ausdruck Hydatides
gebraucht.
Im US. .lahrhundcrte lieferten Beselireibungon dieser Krankheit Morton®), der ehies sporadischen
Fiebers erwähnt, in dessen Verlaufe sieb auf Hals und Brusl. der Kranken zahlreiche mit Wasser
gefilllte Blriscben (veiiculae nqueitej verbreiteten: ferner Thierry^), der von einer imler den französischen
Truppen, die damals (1731)) sich in Prag aufliielten. wütbenden E])i(lenue spricht; endlich
L a n g h a n s , der von einer fibnliclien Seuche erzfdiit, welche die Schweiz entvölkerte.
Aus dieser Zeit stammen aneb noch einzelne Beschreibungen von Krankbeil.slällen, welche unserem
Pemphigus enispreehi'u dürften, denen man jedoch nach \\"illkür verschiedene Benennungen gab. So
z. IJ. nannte Faustenau die Krankheit: febris aeuta resini/n-fnisipelnreti; FrenzI: fehns innHijim
calmrluilis eximlhemiilieii purpurufPO-pnMularig wsiimlo-uli-erosu: Gölike: fehris resiciilans n. s. w.
Sau v a g e s gebührt zwar das Verdienst, die bis auf seine Zeit bei Beschreibung der Itlasenkrankheit
gebriiucbiicben Benennungen gegen den noch beut zu Tage beibciialtenen Namen Pemphigus
vertauscht zu haben. Allein da diesem Autor weniger eigene Beobachtungen zu Gebote standen, sondern
er aus den Schrillen und Mittbeihmgen seiner Vorfahren seine Angaben entlehnte, so stimmen
weder diese noch seine Einibeilung des Pemphigus in ä verschiedene Speeles mit den uns bekannten
Verbältnissen dieser Krankheit (iberein. Diese Speeles führt er an als: Pemphigus major. P. castrcnsis,
P. lielvolicus, P. Indiens und P. Brasiliensis.
S a g a r zählte luezu noch einen P. apyretieus, während Plenek nur 4 Arten des Pemphigus anfstelltc.
niindieb: den P. febrilis, P. apyrelns. P. a tactu cobihri bieepbali (brasiliensis) und P. cnu'uni.
Andere Autoren dagegen mdimen nur eine Gattung des Pemphigus an. wie Linné, der das l'ebel
Moria nennt, Vogel, der es mit febris kdlmt bezeichnet, und Macbridge, der ihm den Namen febrk
vcsicuturia gibt,
Benn^rkenswertb ist es endlieh, dass wir in den Werken mancher berilhmtcr Autiu'on des 17, und
18. .lahrbunderts, wie Mercur ial is. Lorry, liocrbave und van Swicten. weder dem Namen noch
einer Besebreibmig dieser Krankheit begegnen.
Zwar be.schreibt Stoll einen von van Swieten überkommenen Fall von Blaseneruptionen. der
jedoc-h kein Pemphigus cbron. gewesen sein konnte, da er am Iii. Tage seinen Verlauf beendet hatte.
Eben so scheinen die von lliiignon In Montpellier. Sour lei l e iu Besanc>on. Burgbar d und Blagdcn
mitgetbeilteu Fülle vmi Pemphigus mindestens zweifelbaften t'baraktcr.s. I.etztcrer vindicirl dem
Pemphigus sogar eine conlagiös e Eigenscball,
W i e b m a n n ' ) hat sowolil in einem eigenen \\'erke, als auch in seinen .Ideen zur l)iagnos(ik-)-
eine genaue l'nlerscbeidnng zwischen l'cbris bullosa, oder dem acuten, felirilen Pemphigus, und dem
P e m p h i g u s chronicus, odei' eigentbcbem Pempliigus aufgestellt, und spricht sieh dahin aus, dass
der eigentliche, üehte Pemphigus sle(s eine chronische Kvauklieit sei. und dieser vorzugsweise der
charakleristische Name gewahrt bleiben solle.
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