Aui-ii iiüc-li «mlere Autoren des 17. Jülii'lmiid.n-fes g-<;l)L'ii in tliroii Werken Zoug'niss, dass ilincn und vielen
iiirer Zeilg-eiiossen die Existenz der KriitzmÜlie liebnnl war. So .laiin .1 « h i i s t o i i . l'elcr Borellus,
Samuel Üooharl, Giusep| . e La.irenzio, .1, KaliaiiK. Daiiid Ludovici etc. Einige sprechen schon
von der seliildkrötenfdm>igen Gestalt dor Milben, wio Borel lus , Arnim« (hnn Er\vahnmi}r einzülner Theile der
Milben, namentlich der Sehuppen ilhulichen Üildun{fen auf dem Udeicen derselhen, wie Hahault, hespreehen
.¡edoeh das Thier meist im naturliistoriselien Siatie, und bring-en es entweiler gar niclit in Zusammenhang mit
Kvntze. oder erkliiren das \'oj'konunen derselben bei diesei' Kraidfheit ftlr elw.is Zufdihges, oder lassen endlieh
die Milben aus verdorheaen Säften hervorgclien.
Ferner ist aus den Seliriflen dieser Autoren ersichtlich, dass der Gebrauch, die Milbeji mittelst eitler Nadel
herauszunehmen, sie herauszugraben, das sogen.mnto „seuren graben'" zu ihrer Zeit häufig und mit gutem
Erfolge geDbt Wirde. Dieses „ seuren graben" sdieint meistens von allea Weihern vollftlhrt worden zu sein,
die hierio eine grosse (5esehicklichkcit gehabt haben sollen.
Michael Ellmöller veroffenlliehte eine vollkommeaere Abbildung der Milbe als die von Hauptmann
gegebene: Theophi lus Ronnef, eben so wie Blatioard NverCen dagegen die Milben wieder mit den Läusen
zusammen, und letzterer beschreibt sie untei' dem allgeineinen Titel der Phthiriasis, als Leus-sickte, Luissucht,
gei'm. Seuren. Laussueht.
Im 17. .lahrhundcrte haben die grAmllicIi
Miss zur Krälie flr. C. iovanni Casimo Bon.
n Untersuchungen über die Krätzmilbe und über ihr Verhäll-
10. Arzt, und Diaeint o Cestoni, Apotheker zu Livorno,
onomo in einem Briefe niederlegt, den er an Praneesco
i, und durch seine grDndaugestellt.
Das Ergebnis« dei-selben wurde von B
Uedi sandte, welcher letztere selbst durch seine Bekäiupfmig der G
liehen Forschungen Ober (nseklen, eines grossen Rufes in der wissen schafll ich en Welt sich erfreute, übrigens
.im grossherzoglieh-toseanischen Hofe [lersönüeh in hoher Gunst stand, und im Jahre 1C87 diesen Brief in
Florenz verüirenllichte. unter dem Titel: Osserraxtoni iiilorno aipei/icel/i del coipo umniw, falle dal doitor Gion.
Casimo Honomo, e th liii eon allre omrva-Jom sa-it/e inimn lellera aW ilhislve Sit,. Ftvncesco Uedi.
Da diese Abhandlung so VorzügUches enthält, dass selbst die Gegenwart nur Weniges in Bezug auf die
Krätze und Ki-atzinrlbe hinzuzulilgen im Stande ist, so wird man es wohl entschuldigen, wenn wir dieses filr
unsere Zwecke so wichtige SchriflsiD(-k im Auszuge und wörtlicher Übersetzung wiedergeben :
Bonomo sehreibl: Diaeinto Cestoni . . . „versicherte mich, dass er oft uiid oft beobachtet hat, dass
die Weiber ihren kleinen krätzigen Rindern mil der Spitze einer Nadel ein, ,ieh weiss nicht was" (un non
so ehe) herausziehen von den kleinsten Bläschen der Krätze, die noch nicht ganz reif sind, <lieses «Etwas" auf
den Nagel iles Daumens der linken Hand legen und hernach mit dem Nagel des Daumens der rechten Hand zei--
knicken, und während des Zerknickcns dabei ein kleines GeHiuseh hören, — In gleicher Weise sah er. dass aus
gegenseitiger Genilligkuit die Sträflinge und Sciaven des Bagno von Livorno dasselbe machen.
. E r Tilgt noch hitizu. dass er in Wahrheit nicht wusste, dass die Milben kleine Thierchen seien, aber dass
man schnell damit ins Klare kommen könnte, wenn er meinem Wunsche gemäss viele Vei-suche machen wollte
an einem Krätzigen, um mit grOndlicher Sicherheit beobachten zu können, ob ja, oder nein.
-Wir fanden nun bald den Kratzigen, welcher, gefragt, wo er das stärkste und hefligstc Jucken empfiinde,
mir eine grosse Wenge kleiner Bläschen zeigic, welche noch nicht eiterig waren, und gewöhnlich genannt werden
Wasserbläschen (bolieelle aequaiuole). Ich machte mich also mit der Spitze einer sehr feinen Nadel an
diese kleinen Wasserhläselien, und nachdem ich den Inhalt derselben durch Druck entleert hatte, hatte ich das
(ilUck herauszugraben, ein sehr kleines, weisses Kügelehen, welches kaum sichtbar war, und dieses Ktlgelchen
unter dem Mikroskope bedbachtet. erkannten wir mit unzweifelhafter Sicherheit, dass es war ein sehr kleines
Thierdien, ähnlich in gewisser Beziehung einer Schildkröte, weiss von Fai'bc. mit einem kleinen duiikdn Fleck
(fosco d'ombra) auf dem liUcken, zugleich mit einigen feinen und hingen Ilaaren schnell und beweglich, mit
Ii Füssen, spitzig vom Kopfe, mit 2 kleinen Hörnchen, oder Fühihörncrn (antennette) auf der Spitze. Wir befriedigten
uns nicht mit dem ersten Anblick, sondern wir machten viele und verschiedene andere Versuche an ver-
.schiedenen Krätzigen von verschiedenem Alter, Constitution, Gesdilecht und in verschiedenen Jahreszeiten, und
fanden immer diesdben Thierchen; und diese so gestalteten Tliicrchen fanden sidi beinahe in allen Wasserbläschen.
In manchen war es nieiit möglich sie aufzufinden. Ob es nun gleich schwer ist wegen der Kleinheit
und der Farbe dieser Thiere, die mit jener der Haut übereinkömmt, auf der Oherniiche dor.sdbcn sie zu untei'-
scheidcn, so haben wir doch oRers dieselben auf dej' äusseren Fläche dej- lliuit herumgehen scdien. und hauptsächlich
an den Gelenken, und in den kleinen Furchen der Oberhaut, wo sie erst mit ihrem spitzigen
Kopfe beginnen einzudringen, und durch dieses Nagen und Hineinarbeiten dn sehr beschwerliches Jucken
erregen, bis sie ganz unter der Oberhaut sich belinden. Unter der Oberhiuit war es nicht schwer /,n sehen, dass
sie fortschreiten, indem sie einen Weg machen von einem Orte zum andern durch Bohren und Bcisscn und von
dnem alldn so ihn öAers madien mehrere mit Wasser gefllütc Knötchen, wovon ich oft 2—3 zusammen und
grüsstentheils sehr nahe beisammen gefunden habe ,Wi r fuhren fort eifrig zu suchen, ob diese Milben
Eier legten, und nach vielen und vielen unil wiedei'holtcn Untersuchungen, wollte cnillich das CiUek uns günstig
sein, indem, als wir eine Milbe unter das Mikroskop gelegt hatten, d.nnii Herr Isak Colon el l o mit seiner ausgezeidineten
Feder davon eine Zdehnung machen sollte, er sah, während er sie zdchnelc, von dem hinteren
Theile dieser Milbe „etwas ausserordentlich Kleines und kaum sichtbares weisses Eichen herausschltlpfen, gleiclisam
durchscheinend und von länglicher Gestall, ähnlich einem Tannenzapfen "
Da es nicht von besonderer Wichtigkeit ist, den Brief Bonomo's weitei' wörtlich zu citiren, beschranken
wir uns darauf, dem Inhalte nach den Best desselben hier mitziitheilen.
Konomo im Vereine mit Cestoni fanden später wiederholt solche Eier. Ohne dass es ihnen gelungen
wäre, einen Gesdileditsunterschied an den Milben nachzuweisen, waren Beide dennoch überzeugt, dass dieses
Thier nicht per generationem aequivocam, sondern durch die Vereinigung von männlichen und weiblichen Thierchen
derselben Gattung gezeugt werde.
Aus diesen Untersuchungen zogen sie nun den Schluss, dass die Ansichten Qber die Ursache der Krälze,
welche von ihren Vorgängern aufgestellt worden waren, mit Hecht in Zweifel zu ziehen seien, und dass es wahrscheinlicher
sei, dass die Krätze, — das D)el, welches von den Autoren Scabies genannt werde — ein Übel
sei, wdches nicht aus den melancholischen Saften des Galen, oder den scharfen Säuren des Sylvius, oder aus
der eigenen Gährung des Van [felmont, noch aus den reizenden Salzen in dem Blutwasser, oder Lymphe der
späteren Autoren, sondern durch das unablässige Beissen dieser Thiere in der Haut ins Leben gerufen
werde, wodurch eine gewisse Menge Blutwasser dureii die kleinen Öffnungen der Haut transsudirt und kleine
wässerige Blasen entwickelt werden, in welchen diese Thiere ihren Aufenthalt nehmen. Hier erregen sie durch
ihr fortwährendes Nagen ein heftiges Jucken, welches die Menschen zwingt, wie<lerholt zu kratzen, in Folge
dessen sie nicht nur die mit Wasser gefül l ten Bläsehen zerstören, sondern sogar die Haut selbs t und
einige kleine Blutgefiisschen zerreissen, wodurch dann kleine Pusteln und mit Krusten bedeckte Exeoriationen
und andere ähnliche Unannehmlichkeiten hervorgehen.
Hieraus ist zugleich ersichtÜch, wie die Krätze eine so sehr leicht ansteckende Krankheit wird, ila die
iVUlben durch Berülu'ung von einem Mensciien auf den anderen übertragen werden können.
Weilers filbrt Bonomo an, dass die Milben eben so wohl auf der Oberilädie des Körpei-s als unterhalb
der Epidermis mit bedeutender Geschwindigkeit fortzukriechen im Stande seien, sieh an Alles, was sie iierührt,
festhalten, und sich ausserordentlich rasch durch Eierlegen vermehren. Er erklärt es aus dem Gesagten l«r
möglieh, dass die Ansteckung bei der Krälze durch Hemden. Sacktücher, Handtücher, Handschuhe, welche
von krätzigen Personen gebraucht wurden, geschehen kann. Endlich, dass diese Thiere 2—3 Tage ausserhalb
der Haut des Menschen zu leben im Stande seien.
In Bezug auf die Anwendung von Ileilmitldn zur Heilnng der Krätze ist es ihm leicht erki.'ärlieh, dass
innerliche Arzneien keinen wesentlichen Nutzen gewähi-en; dass dagegen die Anwendung von Lauge in Bädern,
ferner Salben, bereitet aus Seliwefd, Vitriol, Quecksilber und diversen Salzen, die Krätze dadurch heilen, dass
sie die in den Höhlen der Haut vorhandenen Tliierchen tödten. Wenn dies niclit in einem jeden Falle geschehe,
liege der Grund darin, wdl nicht durch alle diese Mittd gleichzeitig auch die Brut und die Eier dieser
T h i e r c h e n zerstört wUrden; weshalb es zweckmässig sei, selbst nach sdieiubarer Hdlung der Krätze die
Anwendung der äusseren Mittel noch 1—2 Tage fortzusetzen. Am meisten lobt er zur Heilung der Krälze den
rothen Präcipitat, in Gestalt einer Salbe, die durch Orangeblüthcn oder Rosen parfilmirt worden.
Diese von Bonomo und Cestoni gemachten Entdeckungen wurden üinen zwar später, im Jahre 1089,
von einem gewissen Giovanni Cinelli Calvoli streitig gemacht; indem dieser behauptete, dass er schon
10 Jahre frUber als Ces toni L'ntersuchm.gen über ,pdlieelli'' angestdit und die Zeichnungen von einem gewissen
Sig, Protasio Felice Salvet t i habe anfertigen lassen, welchen Letzteren er beschuldigt, sdiie Entdeckung
dem Cestoni und Bedi mitgetbeilt zu haben, Cinelli Calvoli ist jedoch nicht so, wie Bonomo und Ces
t o n i der Ansieht, dass die Krätze durch die Milbe erzeugt werde; sondern er nimmt als hauptsächlichste
Ursaciic dieser Krankheit eine sahige BeschatFcnheil. der llaiit an. so wie er auch meint, dass mir bei jenen
Krätzkrankeu die (idlicdli sich stark vermehren, die mrlir ,Sa l z ige s " und „Nilroses" in ihrer Haut hätten,
Audi andere Zritgcnos.sen der benannten Autoren, wie Daniel Lipstorp. Johann Doleus, Carolus
Musitanus haben Abhandlungen (Iber die Kräfzmiihc verölfenllicht, aber mit Ausnahme des Letzteren nichts
Erwähnenswcrlbes gdeistet. Von Musilaniis ist nur zu erwähnen, dass es ihm bekannt war, dass die Milben
mcht in dem Krälzbiäschen, sondern am Ende des .Milbenganges aufzusuchen sdcn,
Die Mehrzahl der damals lebenden niedicinischen Autoren verwechselte thcils die Milbe immer noch mit
den Läusen, wie Philipp lionani. der zwar ein Werk: De syronihis i,,lerculaneis SQMú,, in demsdbcn aber
em imedum abbilden liess. das keine Milbe, sondern einen pcdiculus pubis darstellt; thdis hatten sie
von den Ergebnissen der Korsdiuiigen lionomo's imd Cestoni's keine oder ungenügende Kcnntniss, wie
fiustav Christoph Schellenhammer und Theodor a Pauliz, P e t e r Keck u. m. A.. indem in den von
den Lelzlgenanntcn im Laufe des 18, Jahrhunderts verfassten Sdirincn nicht allenihalben die Milbe als Ursache
der Krälze angeRlhrf wird. Vielmehr gdlden sieh die Herren in der Aufstellung von allerlei Schärfen und Sälleii
""il spitzihidigen Deuleleien. die sie den willkllrlidicn Hypolhcseii unterlegten. So Idirte II e I iiio n I i u s , dass