Süure im illiigeii zwiir einen gute» und normalen Geseliinaek veranlasse, aber
einen natunviilrigeii und teindliclicn Eiiitluss ausQbe, und dass von dei-selbeo, wenn sie in den Urin gelang'l, die
Stranjurie erzeugt werde, dageg-cn das Podagra, wenn sie sich in den Gelenken loealisirt, oder die Kr « tze,
wenn die Soliärfen in die Haut gelangen.
!> desselben gelangt,
Sehliesslieti ist hier noch zu erwUtinen, dass Cestoni in einem Briefe an Valisneri (1710) die frUher
mit Bonomo getlieilte Auloi^scbaft der neuerlich aufgefundenen Krätzmilbe für sieh allein in Anspruch nahm,
ohne in demselben neuere Beobae h langen und ausfllhrliehei'e Beschreibungen Uber die Kriitzc und <Ue Milben
niedergelegt zu haben.
der
Noch sind Lucas Tozzius, Lanzoni und Richard Mead als Übersetzer und C(
benannten Schriften von Bonomo und Cestoni zu envabnen, weil durch dieselben die Kenn
ligen Inhaltes in weitere Kreise gebraeht wurde.
Nichts destoweniger suchen wir vergebens in den Werken der liervori-agendsten Ärzte jener Zeit nacli
der Nutzanwendung aus der neuen von ihnen verbreiteten Lehre; denn selbst jenen, denen die Existenz der
Milbe bekannt war, kam es noch immer wahi-seheiniicher vor, dass die Ki-ätze durch eine Dysorasie, als durch
dieses Thierclien erzeugt werde.
Eine lobenswerthe Ausnahme hievon machten Lancisius. Nenterus . J, All e n , Zwinge r und besonders
JakoL Schwiebe, der im Jahre 1722 in seiner „Disserlalio de pi-uritu exmültemalwn ab acaris" /war
eine ün terse he idung der Scabies in eine humida und sioea anerkennt, aber nichts destoweniger weiss, dass bei
beiden, und zwar bei ersferer nur vereinzelte, in letzterer viele zusanmien lebende Milben vorkommen. Auf der
seiner Abhandlung beigefügten Tafel werden Abbildungen der Milbe theils nach eigenen Beobachtungen, Iheils
nai-h denen von El tmüüer und Cestoni gegeben. Er meint, dass die Acari von den süssen Fruchten, wie
Trauben, Feigen etc. sowohl durch die BerHhruug mit der Haut als auch durch ihren Gcmiss in den Kür|)er gelangen,
liier im iMagen belebt werden, und von da in die Obrigen Theile des K8rpci-s kriechen.
Einer ähnliehen Ansicht huldigte Jean J u n k e r (1718) zu Halle, welcher die Krätze aus dem übei'-
mässigen Genüsse des Birkensaftes, und ebenso von dem Gebrauche der Wolkcnstein'sehen Bilder entstehen
liess.
In einer im Jahre 1726 durch einen M. A., C. D. unterzeichneten Anonymus verfassten, von einem englischen
Arzte verüffenllichten und in der Bibliothek des Dr. Auzias Turenne in Paris befindlichen Schrift
linden sich viele Steilen, welcher von seiner genauen Kenntniss der Krätze und der Milbe, sowie der riehligen
iWittel zu deren Heilung Zeugniss ablegen.
L i n n é theilte zuerst in seinem im Jahre 1734 erschienenen Werke: „Systema naturae", die Milben den
Insekten zu, während er in seiner 1746 zu Stockholm herausgegebenen „Fauna swezica«, die Milbe: «wm
humanus subaUaneiis nennt, und als eine VarietSt von Acarux Syro hinstelll. — An einem anderen Orte wird
dasselbe Thier unter der Bezeichnung Acnru» exulcemns aufgefilhrt, von welchem ei' sagt: Äcanis exidcemiia
peMm IwKjmma» setaceis, milicis Mus brecibus, habitai in scabie ferina, cujus cmtm est.
In den um diese Zeit erschienenen Abhandlungen eines Richar d Mead, Johann Storch, Gabriel
Avelin, Michael Baeckner , J. Nyander, von denen Letztere Schweden und Schiller Linne' s waren, sind
meist nur die Lehren ihrer Vorfahren wiedci'gegeben, und nur seheinen dieselben die Fertigkeil Milben zu
u hüben.
Von den in der Mille des vergangenen
erls wirkenden Schriflstellern filhrcn wir Einige an,
welchen sowoiil die Milbe, als ihr Verhällniss zur Ki'ätze bekannt
allerorts zu verbreiten bemüht waren. So Wilhelm Rciohi
M o r g a g n i in Italien, Caspar Casal in Spanien, Geof f roy in Fi-inkieich. lio
tid die die riehlige Ansicht hiei'llbei-
Deutschland; Petrus S. Pallas,
in Schweden etc.
Obwohl ihnen nun dies unter den Nafurforsebern ex professo gclimgen ist, so haben doch die gclehrlen
.Ärzte der damaligen Zeit die Existenz der Krätzmilbe und deren Einflnss auf die Entsteinmg der Krätze nur
unter gewissen Bedingungen zugegeben. Wir verweisen in dieser Beziehung auf das 1 777 in Paris erschienene
Werk von A. C. Lor ry: TraetaUis de morbis cutaneis, welches das erste Werk «her llaulkrankheiten war, das
im 18. Jahrhundert erschien, nebst den Ansichten der Vorfahren auch die des damaligen Zcibllers wiedergab,
und offenbar das lonangcbende in der Dermalologic war.
Wir linden in demselben pag. 2.30 allerdings angeillhrt, dass viele Ärzte der <lan.aligen Zeit eine Lues vermmosaal.
s Ursache verschiedener Krankheiten, und unter andern auch der Krätze angenommen haiieii (credmH ii
ve>-mibiis,,cn,lcrescabie,n); allein Lor r y könne sich dieser Ansicht darum nieht anscliliessen, weil seiner Meinung
nach viele liehcrhafte Krankheiten durch einen Ausbruch von Krälzc geheilt worden seien; weil lorner die
Krätze öfters ein morbus depuratorius wäre, endlich weil durch eine unvorsichtig zurllekgetriebene Kriilze
in den Lungen oder Eingeweiden Krankheilen ent.stniulen. und andererseils Ai-thnia. Ent/.Oiulung uiul febres
mali mni'is durch das Anziehen der Kleiilei- eines Krätzigen fapimiln ini/tmiu «(-«ÄI'OSH^ geheilt worden seien. Er
entscheidet sieb demnach viel lieber fiir Jene Ansieht, welche die Krätze in einer eigenth(Imliehen Schärf«
(ÄvriwoniuscabidHpeciftca) suche, welche leUtere, indem sie dem scharfen und gesalzenen Serum innewohnte,
etwas dem Gcschmaeke nach Salziges (imriuliciim quid ml<juslum), zwar niclil IHlehiigos, aber doeh mit einem
specifiscben, iienetranten und eontagiösen Gerui-he Versehenes pnlhidte.
Wir haben hier die Ansichten Lorry' s ausführlicher mitgetheilt, um zu zeigen, wie die zum Theile noch
heut zu Tage unter den Ärzten verbreiteten irrigen Anschauungen über Krätze jenen entsprechen, die zur Zeit
L o r r y ' s gangbar waren.
Welche Begriil'e über Krätze die Lehrer der Heilkunde zu dieser Zeil, ihren Jüngern beizubringen suchten,
ersehen wir aus einer Disserlalion des C. F. S c h u b e r t , Leipzig 177Ü, „de scahie humani corporis", lir sagt
unter Anderem: Wenn wir auch nicht die Thatsache, dass in den Krätzpusleln Witrmer vorhanden seien, läugnen
wollen, so ist doeh nicht bewiesen, dass in ümeji die Ursache der Ki'ankheit gesuclit werden müsse. Sic können
eben so giil von der Krankheit, auf welchc Weise immer, erzeugt worden sein; denn wir finden ¡a auch in den
Geschwllren und Wunden Würmer, von denen Niemand behaupten wird, dass sie die Ui-saebe der Geseliwlire
seien. Dasselbe llndet statt beim Achor, nässenden Ohren, bei der Tinea capitis ii. s. w.
Weilers weisen wir auf in der Mcdicin so berOhmfe Namen eines Werlhof, liichler. Camerer.
Daniel Coschwilz u. s. w.. von welchen Ersterer (Wer lhof ) behauptete: „Scabieiii humanmn m-o ex laiin
ovium advmire, welcher Ansieht sieh aneh die übrigen Erwälmten so unbedingt anschlössen, dass unter andei'en
der Letztere (Coschwi tz) den Ausspruch Ihat: dass auf diese Weise es sich erklären lasse, warum die
Schneider mehr als alle anderen Ilandwerker so hiiuifg von der Krätze befallen würden.
Guilh. Buehan, ein Arzt in Edinburgh, 1783, behauplete, dass dieKräUe dm-ch einen langen Aufenfhidt
in einer feuchten Wohnung entstehen könne, und dass sie ebenso wie der Seurhut oder Syphilis von einer inneren
Ursache herzuleiten sei.
C. II. Degeer , de.ssen Werk von Pastor Götze (1738) zu Nürnberg in deutscher Überselzung erschien,
veröffentliehte die e r s t e naturgetreue Abbi ldung der Krätzmi lbe (,m/te de laydle"). Er beschreibt deren
Füsse und den gestielten Saugnapf an den Enden der Vorderfflsse. und erklärt wie die Milbe sich derselben beim
Gehen bediene. — Seine Arbeiten trugen sehr viel dazu bei, dass die Mehrzahl der Ärzte, welche am Ende des
18. Jahrhunderts wirkten, das Vorhandensein der Milbe bei der Krälzo nicht mehr läugneten, wenn gleich die
Ansichten darüber noch sehr gelheilt waren, ob die Milbe die Ui-sache oder die Folge dei' Krätze sei.
Die Werke von Otto Fabriciua (welches über die Fauna Groenlandica handelt). Daniel Pisehchecow
und W i e hma n n geben hievon Zeugniss. Letzterer halle (100 .lahre nach Erscheinen des berOhmten Briefes
von Bonomo und Cestoni an Redi in seiner im Jahre I7SC in Hannover veröfferillichten ,Ätiologie der
Krätze"), zur Kenntnissnahme und Verhi'citung der Milbentheorie zumeist beigetragen. Seine Beschreibung und
Abbildung derKi-atzmilbe, die er in der 2. Auflage seines Werkes 17!)I vcrölfenlliehte. ist zwar mangelliafl:
allein dafllr sind seine Kenninisse der Krälze selbst so umfassend, dass sie von Niemandem seiner Vorgänger
und von wenigen seiner Nacbfolger überli'oüen worden sind. Er kennt die Efdoreseenzen, in dei'en Nähe man
junge Milben aufzusuchen hat, so auch die Milbengiinge, und gibt eine genaue \'orschrift darübei', wie die Milben
ans den verschiedenen Stellen, mittelst einer Nadel- oder FcdcrmesserRpitze hei'vorgeliolt wenlen können. Noidi
sind die Stellen seines Werkes erwähnensWerth, in welchen es heissl. (pag. 61): „Diese wahr e Krälze enis
t e h t nie von selbst, sicckl allein durch Berührung an^ — ferner pag. 8 7 : ,Di e Milben .sind eher
da als die Krätze, und man siebt diese Insecten die ersten Bläsegens heinahe erregen", —
pag. 94: „leb habe grosse Ursache zu vermuthen, dass die Biiude hei den Schafen dasselbe
s e i . was man beim Mensehen Krälze nennt, und dass sie eben von der Milbe hervor-
In dem benannten Werke von Wichmann wird noch eines seiner Freunde: G. C. S. U, und des Professor
H e r k e r in Erfurt Erwähnung gelhan, welche beide dur.'h Cberlragung der Milbe auf ihre eigene Haut, also
auf dem Wege des Experimentes, das Verhalten derselben zu erforschen heinllhl waren.
Obschon nicht zu läugnen ist. dass W i e hmn n n s Aiisicblen Uber die Krälze hei vielen seiner Zeitgenossen
Eing^mg fanden, so steht es doeh auch fest, dass gegen seine .Milbentheorie noch vielfach angekämpft wurde,
nnd zwar von in der Zeil anerkannt lUehligen Ärzlen. z.B. Haldinger, Crell, Schmucker , Jäger u. s. w.
Der (irand hievon mag allerdings aneh darin liegen, dass nur so wenige die Fertigkeil besassen, die Milbe zu
fangen. Selbst ganz gediegene, eines he.sonderrn Rufes sich erfreuende .Männer, wie Sel lo, .lusli, Kersting,
konnlen sieb nicht ganz von den herrschenden Ansichten frei machen, und obwelil ihnen die Existenz der Krälzin'lbe
hekannl war, so helrachleten sie dieselbe doch nicht «h- die alleinige Ursaebe der Krälze. .sondern unler-
.•<ehieden ein mcmentinn di.sponens und ein momenlum exeilans. Die Krätzmilbe, welche als das Momenlum
excilans anerkannt wurde, konnte, der Ansicht Jener Männer zufolge, die Krätze nur dann erzeugen, wenn in
befrelTenden Individuum die dazu iinlhwendige Disposition vorhanden war.
Niehls deslo weniger gab es auch damals grosse Männer, iinler welchen wir einen Philipp Pinel , 178',».
!or am Stein, John Hinitcr. 1788, anführen müssen, welche die neblige Ansicht über die Entstehung
iHilze zu verbreiten suchten, nnd in speeio isl der Aus.Kpruch des Letzteren zu erwähnen, welcher sagt:
wei.ss wohl, dass viele Ärzte noch Zweifel Iragen. ob die Krätze aneh wirklich von einem Insecte enlstebe:
den.