S p t e r u. z. im VII. Jalirli. n. Clir. b(!8:egneii wir dem Ausdrucke Eezem auch bei Paulus Aegineta.
Er bezeichnet nniulitli') a l s s c u EíCásiiata (abgeleitet von Cáo, kochen; bCscu, aufbrausen) Pusteln
ohne liiter (citra taniem). Ob er aber aueli dasselbe Leiden, wie wii-, mil diesem Worte belegen wollte, ISsst
sich aus seinen Schriften schwer entnehmen.
Die Araber haben als Sahn fall húmida, Ulcera capitis mananiia, Krj c r t . e sie
Eezeme sowohl des behaarten Kopfes, als der übrigen Ilautstellen entsprechen. In specie hat Avicenna
unter dem Namen Sapalhunt = Sahafali eine bei Kindern vorkommende, unserem heulig^n Milchsehorf entsprecbetiile
Ilaulkrankheit beschrieben, die bei Kindern armer Leute vorkomnieti, durch selileelile Milch bedingt
sein, und aus GeseliwUrehen, die die Stellen mit Krusten bedecken, bestehen soll.
In den aus tlom Jlitlelalter stammenden medieiuischen Werken wui'de bekanntlich wenig Originelles,
sondern jneisi nur Conunenlare der griecliischen und rämischen Sciiriftsteller geliefert. Zu Anfang iles XVf. Jalirhunderls
finden sieb jedoch schon Anloren, welche, wenn auch uuter anderem Namen, so doch mit richtiger
WUi'digimg dei- Ei'seheinungen, Eezeme am Kopfe und am Obrigen Körper besehrieben. So z. B. Johann
G o r r a e u s ' ) , welelier unter dem Namen Achor fliessende KopfgeschwUre beschreibt, welche sebr kleine
OiTunugen besilzcn, ans denen ein klebriger, zähflössiger (lenliis) Eiter sich ergiessl. Die Definition seiner
•ExCi^isT» slimml mit dem gegenwärtigen BegrifTe dieses Übels jedoch nicht (Iberein, weil er brennende,
schmerzerzciigendc Pusteln mit dem Namen Eczema bezeichnel. Bei seinem Zeilgenossen F e r n e i i u s ' ) findet
sich zwar die Be/.eiehnung Eczema nicht; allein sowohl bei der Beschreibung seines Eiijsipelus, als auch bei
jener der Scabies, sowie eiullich unter dei-Aufschi'ift: ile ¡nis/iiIis*), linden sieh Stellen g'cmig- »"s welchen zu
sehliessen erlaubt ist, dass ihm das Eczem nichl unbekannt geblieben sei.
Bei Manardus und Mereurialis suchen wir zwar vergebens nach dem Worte Eczem, aber wir finden
nichtsdestoweniger unter anderen Bezeichnungen enfsprechende Besehreibungen dieses Übels. So z. B. definirt
ersterer') das Ladumen als eine Hautkrankheit, bei welcher die Epidermis durch Flüssigkeit zu Phlyktaenen
erhoben wird, deren Inhalt schwindet, und eine muciise Masse (Magma) zorücklässt. Er sagt ferner von diesem
Übel: Ladumen po/iug est gradus ad achor es, quam malum aiä ¡¡enere avt specie diversum.
.Mereurialis") nennt die Lactumia des Volkes Vkera capitis húmida s. mmianlia, und untei-sebeidet sie
Ton den Ulccribut siccis, Avelehe sonst von den Ärzten Tineae genaimt werden. Eine Art dieser Ulcera capitis
manuntiu erklärt er identisch mit Achor (nach Alex. Tral l ianus üb. X. Cap. 8 und Jul. Pollns auch
»denlisch mit iz'«?) "nd definirt die Achares als „tumores ¡mieter naturam, in quilius apparent foramina, ex
faraminihus emamnt humores tenues el modice yUitinosi." Über die Art dei' Entstehung der Ulcera mananiia
sag! er, dass zuerst ein lieRIges Jucken gefilhlt wird, wesswegen die .Mctischen sieh kratzen. Dadurch entsteht
eine Geschwulst, welche sich läglich vergrDsserl, und eine bald dünnere, bald dickere Flüssigkeit absondcri.
Weilers bemerkt er noch, liass sich bei diesem Übel häufig Läuse entwickeln, die Haare ausfallen, und dass
dasselbe zur Winterszeit, ferner bei jugendlichen Individuen, hauptsäciilich weiblichen Geschlechtes, Iiäufiger
vorzukonnnen ¡ifiege.
Bei SauvagesO finden wir unter der Aufschria Herpes') ?,h Herpes serpigo Tni
//»7i«m Sener t i Beschreibungen von Krankheiten, die ziemlich genau auf Eczem hinweis
sri und Herpes
sen. Ganz unzwei-
[1- und Sehläfehaul
, später gelblichen
deulig jedoch beschreibt er das Eczem unler dem Capitel Titiea') als eine Afiection der Sti
kleiner Kinder, die mit zahlreichen, mit öligem SafI gefillilen, zusammenhängenden, weisse
Phlyklaenen oder Bläschen beginnt. Diese fallen zusammen und ergicsscn eine gleichfarbige, -v
^ Flüssigkeit.
die zu trockenen oder feuchten, weissen oder gelben, selten braunen Krusten vertrocknet. Dabei beslehl Jucken
und wenn die Kinder die Krusten wegkralzen, so erscheint darunter die Haut glänzend, nicht selten mit kleinen.
rundli<-hen Oirnungen, dei'cn entleerle Flüssigkeit wieder schnell vertroeknet. Nach der Ileiluiig erscheint die
Haut unversehrt. Diese Afi'eclion soll auch bei Kiiulern mit scriipliuliiser Anlage vorkonmien und sich zuweilen
auf llinferkopf. Ohren, Kinn, Hals, ja den ganzen Körper verbreiten.
Sehr deutlich erkennen wir bei Van S wie ten'") das Eczem, indem er unter dem Capitel Ithachitis sagt „dass
die Kinder in der Irlllien Jugend, auf dem Kopfe namenlllch sehr häufig vun einem scharfen Serum benelzt werden
unler heftigem Jucken, welches dieselben nöthigl den Kopf an dem BeKpolster zu reiben. Wegen des
.) Li
(Ii. ii.slcs L,.tclb.
AmsleloJnmi i:
anlanglich scharfen Geruches nennt man das Leiden in diesem Stadium Achor. Wii'd die Haut roth und gi'anulös,
SU wird das Übel Herpes miliaris genannt, weil es gleichsam weiter kriecht, und wie Mirsekarner Ilervorragungen
zeigt. Andere nannten es Herpes ficosus, wegen der .\lmliclikeit der Knötchen mit den Kürnern einer
aufgeschnittenen Feige. Der Ausduss trocknet dann zu Anfangs noch weniger dicken, vielfach durchlöcherten
Krusten ein, die noch Serum durchlassen, das aber auch verlrockuet, bis die Krusten ganz dick geworden. Jetzt
sammelt sich das Serum unter diesen an, wird purulent, erodii-t die Haut, und erzeugt sogar in ihr liefere Geschwüre,
die einen scharfen, stinkenden Eiter entleeren, so, dass, wie die Tinea die Kleider, der Ichor auch
die Haut zerstört, daher dieses Übel dann auch Tinea genannt wurde."
Wir begegnen demnach bis zu dieser Zeit schon mamiigfachen unzweideutigen Beschreibungen des Eczems,
wenn auch letzterem Ausdruck nur selten und auch dann nicht in dem Sinne von beute. Erst Lorry erwähnt
wieder häufiger des Namens s. in seinem Werke '). Er hat jedoeh hiebei keineswegs die von
uns so bezeichnete Ki'ankhoit im Auge, sondern wendet ihn mit den Alten in gleichem Sinne, wie TanP'»'^'-*«^
vojiai auf Krankheiten der Haut an, deren Beschreibung den Leser an Carbunkeln, Anthi-ax, metasiatische
Geschwüre und Furunkeln ei'innert. Weiters linden wir') unter dem Artikel „depustulis" eine Eintheilung der
Pusteln in solche, welche Eiler und Blut enthalten fsanguiiiem ac pus), uiul solche, \velche Serum (ichorein aul
se/wn acre, male coctumj entleeren. Zu letzteren zälilt er die sonst auch 'lipwa, xtv^fi«? genannten, bei tieberhaflen
Kracddieiten au/irctenden Sudamina. Ferner geschieht Erwähnung von mit lymphatischer Flüssigkeit
gefüllten (lymphatico humore plenoi), ohne Fieber ei'scli ein enden Proruptionen im Gesichte und am Körper, die
in wenigen Tagen, ohne irgend welche Jledieation sich abstossen, welche Beschreibung auf ein acutes Eczem,
noch melir auf einen Herpes passt. Erst auf S. 44a 1. c. stossen wir unter der Bubrik Crusta tactea auf die
Beschreibung eines Obels, welches augenfällig unserem Eezeme entspricht. Ohne Angabe darüber zu machen,
wie die Alten dieses Leiden genannt, schreibt er; „Nach länger besiandeneui Jucken enlstehen beiKindern haufenweise,
anfangs seröse, bald mit dickem Schleim gefüllte Pusteln, die in gelblich-grünliche, übel riechende Krusten
Ubergehen, unler welchen eine zähe, schleimig-eiterartige Flüssigkeit hervordringt. Auch Inder Umgebung
brechen ähnliche Pusteln hervoi-, so dass oft die ganze Haut entstellt wij'd, und das übel Monate und Jahre
dauern kann." — Welters sagt er: „Es bedecken sich (In der Dentlllonspcriode) oft unter dem hefligsten Jucken
die Wangen mit Schuppen und Geschwürchen, deren Flüssigkeit sclmell zu Krusten erstarrt. Während diese
Stellen heilen ohne Spuren auf der Haut zu hinlerlassen, werden andere Tiieile, z. B. die Genitalien ergi'iiTen, oder
es tritt an antleren Theilen Schmerz und Jucken auf.- — Seite 282 ist von einer bei armen >Vöelmerinnen und
In sumpfigen Gegenden untei' dem Bilde einer Scabies kimiida auftretenden Affectlon die Kede, voti Pusteln,
welche dünnen, sej'ösen Saft erglessen, und in dünne, leicht abzuhebende Kruste« übergehen, während heftiges
Jucken zum Kratzen nöthigt. — In demselben Capitel S. 379, ei'zälilt er, dass wenn <lie „Acnmoiiia venerea"
mit iVlercm' behandelt wird, öfters Herpes zuröckbleibt (Eczema mercuriale'?). Eben so bemerkt Lor ry' ) dass
beim Ohrenfluss nicht selten die Haut der Ohrmuschel von Herpcs veruuslaltet wird, und dass diese überhaupt
filr Haullu-ankheiten seiir empfanglicli sei. indem sieh bald ein Herpes eatiomenus, oder humor lacieiis infmlum
hier loealisirt. Seite 408 besehreibt derselbe Autor endlich unter dem Titel; de Igne silvcstri seu volatlli infantum
einen am Kinne, den Wangen, selbst am ganzen Gesicht der Säuglinge und Kinder voi'kommenden Ausschlag,
dei' leichte Krusten und Bläschen entwickelt und Jucken verursacht. Dass diese Charaklerislik keinem anderen
Ilautleiden mehr entspricht, als dem Eezeme, ist einleuchtend.
In der kurzen dermatologischen Skizze, die uns Plenck hinterliessO vermissen wir sowohl den Namen
als auch die Beschreibnng des so häufig vorkonmienden In Rede stehcmlcn Hautübels, uiid wir koimen liöciislens
in den aphorislischen Bemerkungen, die er unter dem Titel Kvanthema suba.vlllare, S. 83; Crusta lactea infantum,
S. 77, und Scabies capitis simplei- s. tinea ieiiigna s. Achores, S. 74, uns übei'lieferle, Andetilungen finden, aus
welchen wir den Schluss ziehen dürfen, dass er bei Beschreibung der benannten Übel die verschiedenen
Formen des Eczems vor Augen geliabl habe.
Wenn auch, wie aus dem bisher Gesaglen ei'lielll, der Name Eczem schon aus den, \'I. Jahrhuiulert liei'sfamml,
so ist doch ers( seit Wi l lan mil diesem Worle jener Begrifi' verbunden worden, der heul zu Tage allenthalben
d.imil vereint wird, lioberl Willan hat in seine VI. Ordnung „Vesieulae" das Eczem aufgenominen, und es
als eineErui)(ion kleineis nichl contagiöser, gehäuft stehender liläsehen bezeichnet. Er nimmt viererlei Eczemarten
an, die er als Kczema impetiginosum, Taf. II. E. rubrum, Tal'. V a. IX. üv. 25, X, Xr. 27. XI. Xr. 3Ü. E. solare,
Tnf. IX, Xr. 2:«. und S. mercuriale, Taf. XII Xr. 35. beschreibt, und in seinem Bilderwerke, auf der Taf. 33
Flg. 2, und auf den folgenden Tafeln 30, S7, 38' ) abbildel. Obschon nun so filr die richUge Feststellung der
Diagnose Eczem die Bahn gebrochen war, so hat doch ,lie nur auf einzelne Bilder des Eczem ausgedehnte
') Lorry. 1 lelui de mOrbis < is 17-7, Cap. 3