Argyria. Die Bloilai-be (1er Haut.
D i e Slleslen Miltlieilungei. über den üel>raueii des Siibt-rs in i n Me.licin fiiuli-n sich in den Scliriflen
aus der arubisolien Selmle voi'. Wer jedoch die crsle Anregung' iiieüu gegeben und in «eleher Weise es
gebrauebl wurde, lässt sieb nichl mil Bt-slinimtbeil nuelnveisen. Avieenun') erwiilinl, dass er sicli der Silberfeile
bei Scabies, Pruiilus cle. mit gönsligem Erfolge bedieiile.
Ang-. Sol a ' ) prüfte zuerst die [¡harniacodvnuniisehe Wirkung- des Silbers und Lehaupfel, <lass es sieb
als ein krainpfstillendes Mittel, besonders gegen gewisse Formen der E|iilq)sie, bewährt liabe.
Diesen Lobpreisungen, sowie der Autorität der Zeilgenossen, ist es zuzusc-hreiben, dass selbst im
nPichsteu Jalirb und orte die Anliänger der ak-hemistisfhen Schule davon liäulig Gebrauch niac-iiton. Die ausgebrcitetste
Anwendung des salpelersaumi Silberoxydos in England lässt .1. A. Albers schliesson, dnss hier
die ersten Kalle jener eigentiiümliehen Vernirbung der flaut - Argijrüi - vorgekommen sein mögen. Allein
ausser einer MillhcÜung- des L'ruf. A u l e n r i e t h , der in einem englischen Werke') davon gelesen haben will,
und einem Cilatc aus lleeker's Arzneimittellehre weiss er keine bestimmten Daten anzufilhron. Sein Zeitgenosse
in London, Thornlon, erwähnt ausdrüeklidi, dass ihm aus der englischen Literatur kein solcher
Kall bekannt sei.
Gewiss ist, dass der erste sichergestellte und milgelheille Kall in Ueutsehland um das Jahr 1736 voi'-
gekommen ist'). Der Feldiirediger Willich wurde von Dr. Weigel wegen „hilmorrhoidaliseiier und hypoehondrischei'
Besehwerden- mit Lösung und Pillen hehmulell, worauf eine schwarzbiaue VerHirbnng eingetreten
isl. In ähnlicher Weise soll es einer Dame dnreb den Gebrauch desselben Mittels ergangen sein"). Die Pillen
enthielten nach des Hofapolhekei-s Meyer aus Steltin Untersuchungen Silbervitriol.
Der zweite ausführlich mifgetheilte Fall ist von Scbwediauer"). Dem Texte nach erscheint es indess
wahrscheinlieb, dass dieser mit dem oben genannten idcntiseli ist. So: Un minislre protesOml des environs de
Hambourg alluque iFmie oisiruclioii au foie pril ¡mr le conseii iFun empirijiie de In xoluUon nilrique
tFari/enl. .
J. A. Albers'), pi'akl. Arzt zu Bremen, war der erste, der durch seinen In London gehaltenen Vortrag:
„Obsemilwn mi a change of coluur in skln pmlnced by Hie inlei-na! u»e of ihe Nilrnle «f silver. Jlead
Nov. m ISIli" die Aufmerksamkeit der Uratlichen Well auf diesen Gegenstand gelenkt hat. lir erwiibnl,
dass Dr. Keimarus ihn zuerst auf diese Verfärbung der Haut durch Mittheilung zweier Krank enge schichten
aufmerksam gemacht, und von Prof. Itudolfi in Greifswald von einem ähnliehen Kranken Nachricht bekommen
habe. Aus seiner Praxis theilt er einen Fall bei einer Frau mit, die wegen Eiillepsie a'A Jahre iniunterbrochcn
salpetersaures Silberoxvd genommen und noch während der liehandhing eine schmutziggrauc Farbe
an der Haut erhallen hat. In diesem Aufsatze sind noch drei anderer Fälle aus Hamburg (zwei vun
«) Joh. Fricür. ZülliicM Rciseii durch PomracTn im Jnh
') II. G. Willicti 1111 Sc. HocIi-EdtlgiiLorcu Herrn Huriili
•) La miilmnc ichtirée ym h> tcieuM» pli!is!tj«ci M .
p„r Fou.'C,'<,s. 1701. Tm. I. p. 342.
') ¡IciUcc-Chirursír,,! Tr„n,»clwm. I'^l. VII, ñ-i. I.
líelos Slmlíiind den 13, O.'toliei- I7T3.
.1- ililfémil--' ¡míio ilr !i«i!rlr. ¡iétlúi'!
Dr. Chausepi é und einer von Dr. Schleiden) Erwähnung gcthan. BeigefUgi ist der Publication eiu mil
erläuternden Momenten detaillirter Fall von P. M. l logol ' ) in London.
Im Jahre 181» erschien in Montpellier eine Dissertation von Butini^), der mil drei neuen Fällen
die Literatur bereichert«. Zwei dieser Fälle rühren aus der Pi'axis des Vaters in Genf imd einer aus der
«cobachlung des Prof. Delarive her.
Aus dem Originale wurden mir noch bekannt zwei Fälle aus Bayer's Handbuch über llautkrankheiten
») und ein Fall aus Kramer's Ai-zneiniittellehre').
Aussei-dem sind bei Kramer angeführt: llufcland' s Journal, Bd. 59; Horn's Archiv 1824, \. von
Wagner und II. von Toel; Jahres-Berielil über das Charite-Krankenhaus in Berlin 1824, von liuhk.
Obductionsbefunde bei mit Arijijria Verelorbenen liegen vor von Wedemeyer und Lelut ; doch dürfte
der in Virehow's Archiv, 17. Bd-O mitgetheille aueh der gründlichen üearbcilung wegen miltlieÜenswerlh
erscheinen.
Die wesentlichsten Momente aus dem Sectionsbefundc sind: Im Duodenum und oberen Theile des Jejunum
linden sich theüs klein streifige Pigmenürungen dei' Schleimhaut, theils, wie im Querstücke des letzicrcn,
bis groschengrosse Flecke vor, welche nach dem mikroskopischen Befunde als körniger Belag- sieii repräsentiren,
die auf Cyankalium-EinWirkung sieh auflösen.
Achnliehe Pigtnenlirungen in Form von Ablagerungen finden sich sowohl im Gefiissnelze, wie im
Parenehynie der Milz und Leber voi'. Die aiiffallendsleii und verhältiiissmässig reichliciisten Ausscheidungen
sitid hl den Wandungen der Ilarncanälchcii und in den Pyramiden zu sehen.
Bei Quei'sehnitten von der Haut liess sieh die äusserlich so auffallende Färbung als ein schmaler
mattvioleter oder rolhbi-auner Streifen wahrnehmen, der unter dem Hefe Malpighii hinziehend, die oberste
Schichte der Cutis durebsetzt. Die Fäi-Lung folgte den Erhebungen der Culis und stellte dort, wo die Papillen
fehlen, geradlinige Streifen dar. In den Knäueln der Schwcissdrüsen fanden sieh reichliche SilLerablagerungen
in Form von körnigem Belage vor, von dem das umgehende Gewebe verschont geblieben ist.
Der Fall, den wir hier zur ^'eríHrelltlichung bi-ingen, betrifll ein SGjähriges Mädchen, das wegen hysterischer
Krämpfe salpctei-saures Silber durch l'A Jahre ciimahni, ohne von ihi'em Uebel befreit zu werden.
Üeber die Menge des genommenen Mittels kounte die Patientin keine Auskunft geben, da, wie sie sagte, dei'
sie behandelnde Arzt — ais ilie Bleifarbe der Haut zum Vorschein kam — sämmtliche Recepte vernichtete.
Ausser diesem Falle kamen mir noeh zwei andere während meiner bis nun mehr als 30jährigen dermalologisclien
Praxis zu Gesichte, uad zwar an einem Manne — Jägerburschen — imd an eitier Frau aus
Amerika. Bei allen war die Färbung der Haut und der sichtbaren Schleimhäule eine blass-blaugi-aue, die in
dem Jlassc, als sich die Patienten eines erwünschten Wohlseins erfreuten, erblassle, bei eintretendem, wenn
auch vorübergehenden Unwohlsein jedoeh dunkler hei-vortrat. Sowohl die Haut des Gesieliles, Halses und der
Hände, also der Haulslellen, die dem Einflüsse des Lichtes mehr ausgesetzt waren, als auch die Haut der
bedeckt getragenen Klirpertheile, zeigte die gleiche Intensität der Bleifarbe und das gleiche Verhalten bei
eintretendei' Erkrankung dei- mit Argyria Beliafteten.
Nieht unerwähnt, glaube ich, darf die Iteobaehtung- gelassen werden, dass alle drei von mir gesehenen
Fälle rolhlich blondes Haar hatten, und dass auch in den von Hayer"), Forriep') und Fuchs'), wie
es scheint, von ein und demselben Falle gegebenen Abbildungen die Haarfarbe eine rolhe war. Aueh Most^)
will die gleiche Erfahrung schon frühei- gemacht haben.
l'iiris I83S. PI. XXII, Fig. I'