Die AfgRaiten, welche auS ©anbaljar unb »on beit ©e#
birgen, welche 5ßerften »on ^»inboftan trennen, gefommen fhtb,
würben ebenfalls 5]3atanen genannt; woher biefeS SEBort ftammt
unb warum eS ben Abföntmlingen beiber Nationen gegeben ift,
fann nictjt gu» erficht lief) ermittelt werben.
Die Dartaren ober mongoltfcfjen Dartaren, bie aus
33oc§ara unb Santarfanb mit Dametlan in’S Sanb getommen finb,
werben gewöhnlich SDtongolen genannt, tiefer 9iame wirb auch
ben UgbecfS, Zfalmüfen unb anberen tartarifc^en Stammen gege#
ben, bie befiänbig auf Abenteuer in baS Sanb ftrömten,' fowie ben
Werfern, bie feit ber 3erfiörung ihres eigenen 9ieicf)eS ftch an
bie .¡pöfe beS SDtogufS, ber »erfchiebenen Subabatjr’S unb Sftabob’S
flüchteten. Diefe, nebfi ben Scla»en, bie fte in iijrer Religion
aufgezogen höben, ma<hen bie ©efammtheit ber SOiuhamebaner
aus, bie man in $inboflan als 9ftohren bezeichnet unb bie, ob#
gleich nur e*n geringer ber (Sinwoi>nerfcf)aft, bemtoch, wegen
ber Uneinigfeit ber ^»inbu’S, beinahe baS gange Sanb in Unterwür#
figfeit gu erhalten Wußten.
Um ihren wahren ©harafter gu beurtheilen, muß man ihre
(Srgiehung fennen. 33iS in’S fünfte ober fechfie Saht bleiben bie
Knaben »on hoher ©eburt gänglich ben ^anben ber SEBeibet unb
Verfchnittenen überlaffen, burch beren Affenliebe unb gärttidhe
pflege fte fcf)on »on Anfang an eine garte SeibeSconftitution,
gurchtfamfeit unb einen fet>r frühen §ang für bie greuben beS
Serail erhalten. Dann giebt man ihnen Hauslehrer, um ihnen
bie perftfche unb arabifche Spraye beigubringen, unb fdjon in bie#
fern Sitter bringt man fte in ©efellfchaft, wo man fte lehrt, ftch
mit großer ©rnfihaftigfeit unb Vef)utfamfeit gu betragen, jebe Die#
gung ber Ungebulb gurücfguhatten, ftch an bie übertriebenen pünft#
liehen (Zeremonien orientalifchen ZpoflebenS gu gewöhnen, ©ebete
öffentlich git fprecfjen unb alle Seichen äußerlicher Stnbacfjt angu#
nehmen. ©S ift wirtlich zum ©rftaunen, wenn man ftef)t, wie
gut ein folcher ifnabe »on acht ober neun Satiren ftch in öffent#
lieber ©efellfchaft benimmt. Dabei lernen fte reiten unb ben @e#
brauch *>er SBaffen, man giebt ihnen Schiib unb Säbel unb einen
Keinen Dolch, ben fte im ©ürtel tragen unb ber gelegentlich bagu
bient, Semanb bamit gu burd)bohren. SBenn bie Unterrichts# unb
©efeüfchaftsftunben »orbei ftnb, lehren fte in baS Serail gttrücf;
ihre ©Item machen ftch fein Vebenfen barauS, fte allen ihren 23er#
gnügungen unb Schaufpielen beiwohnen gu taffen, bei benen oft
wibernatürtiche unb beftialifcf)e Darftettungen gegeben werben, nicht
um Slbfcheu gegen baS Schlechte, Unfcf)öne unb Safterhafte gu
erweefen, fonbern einzig gum ßweefe beS 3eit»ertreibeS, wobei man
bie ©teichgültigfeit ber ©Item gegen bie empfänglichen Seelen
ihrer garten unb aufmerffamen Äinber bewunbetn muß. — Die
Sctaoen unb SBeiber beS Serail erwarten mit Ungebulb baS erfte
Seichen beS jugenblichen Verlangens, um fte ohne Vorwiffen ber
©item gn »erführen.
Diefe ©rgiehungSmethobe wirb bis in baS breigehnte ober
»iergehnte Sah* fortgefe§t, bann »oHgief)t man ihre §eirathen, bie
»on ihren ©Item fcf)on in ihrer Ä'inbheit gefch(offen worben waren,
unb fte befommen eine abgefonberte Haushaltung; baS Serail
ihres Vaters bleibt ihnen nunmehr »erfchioffen, fte bürfen nur
ihre Vfütter fehen, auch ber Vater barf nicht gu feiner Schwieger#
todjter fommen. Von biefer Seit an wirb bie VerftellungSfunft,
bie fie »on ihres VaterS Sehren unb Veifpietcn gelernt haben,
gwifchen Vater unb Sohn in Ausführung gebraut unb nur gu
oft erhebt ftch ©iferfuept gwifchen Veiben, bie bann gar nicht feiten,
wie Dhatfachen beweifen, mit blutigen Scenen enbigt.
DiefeS ift mit wenigen Ausnahmen bie allgemeine ©rgiehung
ber »ornehnten Vhthamebaner.