gelehrt. 3n ber ©infacfheit unb VoKfommenheit ihrer arithme*
tifchen Dperationen übertrafen fte bie gange 933elt; bie numertfcfen
3 ahlen, welche gegenwärtig in gang ©uropa gebraust werben,
ftnb von ihnen erfunben, benn eS ift nacfgewiefen, bafj bie Straber
bie Oiecfnenfunft von ben ^jinbu’S befamen unb nachher weiter
gegen ©uropa I;in 'oerbreiteten. 3 n ber ©eometrie waren fte ebenfo
gefchidt, obgleich fte biefelbe nicht, wie wir, auf bie Sebürfniffe
beS Sehens anwenbeten, benn ifjre Unwiffenijeit in ber SSJlechanif
beweifet biefeö b entlief). 9Jlit ber phpftologiffhen Vaturwiffenfchaft
Waren fte fel)r wenig befannt; in ber «Reifung ber tranffjeiten
Ratten fte, wie noch bie heutigen öjinbu’S, nur bie nacfte ©mpirie,
bie it>ren einigen Sßegweifer in ber (Srfaijrung hat; in gälten,
Wo wunbärgtliche §älfe crforbert würbe, vertraueten fte ber SJtatur
unb ber 3eit. Ungeachtet ihrer auSgebreiteten tenntniffe von ben
4?immelSförpern unb ihrer ©efchicftichfeit, womit fte Sonnen*
unb SDtonbftnfierniffe berechneten, waren ihre allgemeinen ^Begriffe
ber ©eographie fchr verworren unb ungereimt. 3 n ber Schifffahrt
unb ben bamit verwanbten tenntniffen wie gertigfeiten waren fte
ebenfo unwiffenb.
SBaren auch bie tenntniffe ber .^inbu’S in einigen ernften
SOSiffenfchaften unbebeutenb, fo beweifen bocfj ihre gasreichen unb
oft erhabenen tunftprobuctionen ber äfihetifchen SBiffenfcpaften
wenn auch 3 ierlichfeit, boch ff$ra<ht. — 2)er unermefliche
Umfang unb Steicffthum ihrer ©inbilbmtgSfraft fefcte fte in ben
Stanb, ihre ©efüfffe balb in gorm ber 5]]oefte, balb in wohlflin*
genbe unb abgemeffene SluSbrücfe ber 33erebtfamfeit eingufleiben,
obgleich ihren SBerfen bie höhere Schönheit ber ©ragien fehlt,
welche wir an flafftfchen Dichterwerfen bewunbem. Der Slnftrich
fchwärmerifcher grömmigfeit, ber burdE> bie gange ^»inbuliteratur
bemerlbar ift, unb nur gu oft ihre beften Schriftfieller gu einer
3teihe ber feltfamften Silber verleitet hat, trug viel bagu bei, ihre
SeurtheilungSfraft gu fdjwächen unb fte alles fritifchen ©efchmacfeS
gu berauben, benn felbft in ben forgfältigff ausgearbeiteten, fanf*
fritifchen SBerfen ftnbet man nichts non ber gültigen unb harmo*
nifchen Drbnung, welche ^htioiogie unb tritif verantaffen unb
welche ber allgemeine ©efchmacf ber weftlichen ©ulturvölfer für alle
iiterarifchen Söerfe, bie auf ©eift unb Schönheit Slnfprucf) machen,
als nothwenbig erfennt. Die Sraljmincn haben freilich bie gram*
matifalifche ©onftruction ihrer reichen unb fernhaften Sprache
nicht »ernachläfftgt, beren verfcfffebene Dialefte fte burdf) eine voll*
ffänbige unb fcharfftratige Spntar georbnet unb verfeinert haben,
wie auch fcnrch eine fßrofobie, welche fafí atte Sptbenmafe ber
griechifchen Sprache enthärt. Son biefer urfprünglichen fanffri*
tifien Sprache flammen alle verfchiebenen SDlunbarten SnbienS
ab unb fte wirb gegenwärtig nur noch »on einigen gelehrten fflun*
biten (¡Doctoren ber SÖiffenfchaft unb Sluöleger ber ©efe^e) ge*
fprochen unb verfianben, auch würben alle gelehrten Sßerfe ber
Srahminett barin getrieben, traft unb SMobie biefer herrlichen
Sprache haben bie §inbu*Voeten befähigt, §etbengebichte im lp*
rifcpen Splbenmafe gu bicpten, bie fowopt ben ©eifl mit gelben*
eifer erwärmen, als baS £erg burch 3ärtlichfeit ber Siebe fchmefgen.
Depalb ift auch ff>re bramatifche Sßocfte voll ber lebhaftefien unb
rührenbften Stellen, obgleich bann unb wann mit prächtigen 3ier*
rathen gu fepr übertaben, auch iw Sltlgemeinen mit Verftöfen
gegen bie fcpöne gorm bärcpwebt. Snbeffen bürfen wir biefe
SBerfe nicht nach unferem SJlafffabe bramatifcher Vdtenbung be*
urtheilen, und erfcpeinen fte benn nur als langweilige Dialoge,
aus benen hier unb bort geniale gunfen hervorffhimmern, bie
aber im Sillgemeinen weitfchweiftg unb ohne frappante traft ftnb,
ba ihnen ©inpeit ber 3 eit unb ^»anblung oft gänglidp mangelt.
DaSDrama vonSafontata, welkes in europäifcheSpra*
chen überfegt würbe, enthält gwar viele Scenen, bie eine ©infach*
heit unb Verfeinerung beftfcen, welche man feiten in ben SBerfen
aftatifcher Schriftfieller antrifft,* biefeS Sßerf bietet baS treueffe
S S a tt S K ä l e r t t , ¡Ojiínijiert. I . 2