ber Vertreibung beS gelteren »on feinem ^rone günbete et«
Vrahmine, ber megen rücfftänbiger Steuern in ^äu6[id)em Slrrefi
mar, fein eigenes .£>auS an, f)ieb gmei ober brei SBeibern feiner
Familie bie $öpfe ab «nb fanbte fte bem 9iajaf), ber aber »on
biefer barbarifchen <£>anblung gar feine SRotig nahm.
(Sine anbere, in VenareS fef)r gebräuchliche ©emohnljeit ber
Srafjminen, bie noch bis gur 3eit beS 3af>reS 1795 in Bengalen
itnb Valjar geübt unb enblicf) »on ber engiifdjen Regierung »er?
boten mürbe, mar bie SluSübung einer 2lrt 3auberformet, meiner
bie ^inbu’S ftarfen ©iauben beimafen unb melcije bie Vrahminen
nie »erfäumten bei alten ©elegenljeiten gu ihrem Stugen in 2ln#
menbung gu bringen. Sßenn nämlich ein Vral)mine eine gorbe#
rung in ©elbe gu machen fjatte, ober bie 9iücfgal)lung einer Schulb
eintreiben, ober ©elb unter irgenb einem Vormanbe erpreffen
moHte, fo menbete er ein feiten vergebliches SDtittel an, auf baS
enblicp bie Regierung ber ©ngfänber bie Strafe ber Verbannung
fcfcte. DiefeS SJtittel nannte man baS „D hernafijjen" ober
f^tec^t^in „Dherna." — Um biefeS in Slnmenbung gu bringen
unb ben beabftcf)tigten 3mecf baburcfj gu erreichen, begab ft<h ein
Vrahmine, entmeber mit einer SBaffe ober mit ©ift »erfeljen, »or
bie £f)üre irgenb eines anberen ©inmoljnerS beS nämlichen DrteS
unb fe|te ft<ä) i)ier in einer befonberen ^Sojttur nieber. — 3)er all#
gemeinen Meinung entfprecfjenb »erftanb man unter biefem ©e#
braune, baf ber Vrahmine an biefem 5ßla^e faftenb ft|en bleiben
müffe, bis man ihm feinen 2Bunf<h bemilligt habe, fo mie baf
bie anbere 5ßerfon, melcfje jenen gum Dhernafthen »eranlaft Ejatte,
ft cp ebenfalls aller SHafjrung gu enthalten Ijabe, bis ber Vrahmine
gufrieben gejiellt fei;'— Söäljrenb berSluSübung biefeS ©ebraudjeS
mürbe baS SluS# unb ©ingehen im ^»aufe mef)r ober meniger er#
fdijmert, meil man allgemein glaubte, baf es nicfjt gefdjeijen fonne,
ohne fttf) ber ©efatjr auSgufefeen, baf ber Vrahmine ftdj in biefem
gaße mit feiner mitgebrachten SB affe fetbfi »ermunben ober baS
bei ft<h führende ©ift »erfdjfucfen mürbe. Soidje auf bem Dherna#
ftfce befindliche Vrahminen ftnb inbeffen fefjr oft burdf bie ¡Diener
beS ©eridjtSIjofeS genötigt morben, ifjren Sifc gu oertaffen, oljne
baf eS übete gofgen gehabt hätte, benrt man hatte bie ©rfaf)rung
gemalt, baf fie feiten ober nie ben Verfuct) gemalt haben, ftch
gu »ermunben ober gu »ergiften, nachdem fte gefangen gefegt
morben maren.
©in anbereS trauriges Veifpiel biefeS £inbu#Aberglaubens
trug ftch 1798 im Diftricte »on ©alcutta gu. günf SÄiffet^ater ht
bem gougbarrp#@efängnijfe Ratten ben auferorbentlicfjen ©ebanfen
gefaft, um ftcf) ben gu ermattenden Strafen meljr ober meniger
gu entgiefjen, ftch un»ermunbbar unb frei »on ben fdijmergfjaften
ober tbbtlidjen folgen »on ScEjmertfjieben ober anberen Vermun#
bungen gu machen; gu biefem 3metfe rieben fte ftcfj gegenfeitig ihre
nacften Sputtern mit bem Safte einer Ißftange, bie, maS fte rticfjt
muften, ein ftarfeS ©ift enthielt, fo baf brei ba»on fcfjneü jiarben
unb bie beiben übrigen nur müfjfam gerettet mürben.
Die ^inbu#i£i)eotogie ift in allen ihren D^eiten gemif einer
ber bunfelften unb abftracteften ©egenfiänbe beS menfchlicfjen ©ei#
#eS unb einer gemöhnlichen, reellen SInfchauung »bßig ungugäng#
lic^. ©tue fo eigentümliche Seijre, bie auf eine gang befonbere
Sßeife bie moratifchen unb ftaatSrechtlicfjen ©runbfä^e unb gor#
men beS VollSlebenS ftarr umfaft, mar befljalb mofjt eines be#
fonberen StubiumS merth, baS ihr »iete euroOaifcije ©eiehrte ge#
mibrnet haben j aber obgleich bereits »iete aufflürenbe Verftänbniffe
unb Dhatfadhen entbecft morben ftnb, fo ffeinen uns boch »iete
raetaphpftfche ^h«fe biefer Geologie nicht genügenb erflärt mor#
ben unb bunfet geblieben gu fein. ÜJian glaubt gmar allgemein,
baf bie Vrahminen eine unmiberfiehtiche Abneigung empfänden,
bie SDipfierien ihrer Religion aufgubecfen, boch »f* biefeS nicht bei
aßen ber gaß unb bie Unmiffenljeit ber ©utopäer über bie brah#
minifche Sehre rührt nicht aus biefer Urfacfje her. ©rft nachbem